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Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
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unsichtbar gemacht worden,
konnte er ihn deshalb nicht finden?
Nach kurzem Zwischenhalt in Diu segelte die Scathath
weiter nach Surat (eine Stadt, die erst kürzlich von Akbar
zum Ziel eines Straffeldzugs erkoren worden war,. Von
hier aus hatte Lord Hauksbank ursprünglich die Landreise zum Hofe des Moguls antreten wollen, doch in dieser
Nacht nun, in der sie Anker vor Surat warfen (das noch
in Trümmern lag, rauchend vom Zorn des Herrschers,, in
dieser Nacht, in der Lobegott Hawkins sich aufs Neue
das Herz aus dem Leibe sang und die Mannschaft trunken von Rum das Ende der langen Seereise feierte, fand
der Sucher unter Deck endlich, wonach er gefahndet hatte: das achte Geheimfach, eines mehr, als die magische
Zahl Sieben erahnen ließ, eines mehr, als nahezu jeder
Dieb erwartet hätte. Hinter jener Schiebetür lag die erhoffte Beute. Nach einem letzten Zugreifen gesellte er
sich schließlich zu den Feiernden an Deck und sang lauter und trank reichlicher als jeder andere Mann an Bord.
Da er die Gabe besaß, selbst dann noch wach zu bleiben,
wenn außer ihm kein Mensch mehr die Augen aufhalten
konnte, kam in den frühen Morgenstunden der Moment,
da er sich in einem Beiboot an Land schlich und wie ein
Gespenst unbemerkt im Innern Indiens verschwand. Lange ehe Lobegott Hawkins Alarm schlug, weil er Lord
Hauksbank vom Orte gleichen Namens blaulippig in seiner letzten Meeresruhestätte fand, erlöst von der Qual
aller finocchiona-Sehnsucht, war «Uccello di Firenze»
spurlos verschwunden; nur sein Name blieb zurück wie
eine abgestreifte Schlangenhaut. Dicht über dem Herzen
des namenlosen Reisenden ruhte wohlbehütet der Schatz
der Schätze, ein Brief, von Elizabeth Tudor selbst geschrieben und eigenhändig versiegelt, das Sendschreiben
der Königin von England an den Herrscher von Indien,
das «Sesam-öffne-dich» des Reisenden, sein Passepartout
für den Hof des Moguls. Jetzt war er Englands Botschafter.
3. Im Morgendämmer wirkten die berückenden Sandsteinpaläste…
    Im Morgendämmer wirkten die berückenden Sandsteinpaläste der neuen «Siegesstadt» Akbar des Großen, als
bestünden sie nur aus rotem Rauch. Die meisten Städte
erwecken gleich bei ihrem Entstehen den Eindruck, sie
seien für die Ewigkeit gemacht, doch Sikri würde immer
einer Fata Morgana gleichen. Und während die Sonne in
den Zenit aufstieg, drosch die Hitze des Tages gleich
einer großen Keule auf die Steinplatten ein, machte das
menschliche Ohr für alle Geräusche taub, brachte die
Luft wie eine verschreckte Hirschziegenantilope zum
Zittern und ließ die Grenze zwischen Vernunft und Delirium verschwimmen, zwischen dem, was erdacht, und
dem, was wirklich war.
Sogar der Herrscher gab sich Hirngespinsten hin. Wie
Geister schwebten Königinnen durch seine Paläste, rajputische und türkische Sultaninnen spielten miteinander
Fangen. Eines dieser königlichen Geschöpfe jedoch existierte tatsächlich nicht. Es war eine nur erdachte Frau,
von Akbar erträumt, so wie sich einsame Kinder Freunde
erträumen, und trotz der Anwesenheit so vieler, wenn
auch schwebender Gespielinnen, war der Herrscher der
Ansicht, die wirklichen Königinnen seien geisterhaft, die
bloß eingebildete aber sei die reale Sultanin. Er hatte ihr
den Namen]odha gegeben, und kein Mensch wagte ihm
zu widersprechen. In der Abgeschiedenheit der Frauengemächer und der seidenverhangenen Flure ihres Palastes
wuchs Jodhas Einfluss, ihre Macht. Tansen besang sie in
seinen Liedern, und in Atelier und Skriptorium wurde
ihre Schönheit mit Versen und Bildnissen gefeiert. Meister Abdus Samad, der Perser, malte sie höchstpersönlich
nach der Er- innerung an einen Traum, ohne je ihr Gesicht gesehen zu haben, und als der Herrscher einen Blick
auf seine Arbeit warf, musste er angesichts der vom Blatt
aufleuchtenden Schönheit laut in die Hände klatschen.
«Wie genau Ihr sie getroffen habt, so lebensecht}}, rief
er, woraufhin Abdus Samad sich entspannte, plagte ihn
doch mit einem Mal nicht mehr das Gefühl, sein Kopf
sitze nur locker auf dem Hals. Als dieses visionäre Werk
des obersten Künstlers schließlich in der Galerie des
Herrschers ausgestellt wurde, begriff der ganze Hof, dass
Jodha real war, und selbst die wichtigsten Höflinge, die
Navratna oder Neun Sterne, erkannten nicht nur ihre
Existenz an, sondern lobten auch ihre Schönheit, ihre
Weisheit, die Anmut ihrer Bewegungen, die Sanftheit
ihrer Stimme. Akbar und Jodhabai! Ach,

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