Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
Vom Netzwerk:
mehr
weit. Es würde ihm schwerfallen, noch lange im Sattel zu
bleiben.
Sie schwieg einen Moment. «Ich liebe dich», sagte sie
dann.
Stirb für mich.
«Und ich liebe dich», antwortete er. Ich sterbe schon,
aber ich sterbe für dich.
     
«Ich liebe dich, wie ich noch keinen Mann geliebt habe»,
sagte sie. Stirb für mich.
    «Du bist die Liebe meines Lebens», erwiderte er. Mein
Leben ist fast vorbei, doch was mir bleibt, opfere ich dir.
«Lass mich bleiben», sagte sie. «Gib mich auf. Dann hat
dies ein Ende.» Wieder war ihrer Stimme ein wenig
Überraschung über das anzuhören, was sie ihm zu sagen,
anzubieten und zu fühlen erlaubte.
«Dafür ist es zu spät.»
Der letzte Kampf der Unbesiegbaren von Florenz, ihre
end-gültige Niederlage und Vernichtung im Aufstand der
Via Porta Rossa, fand im Hof jenes Hauses statt, das danach nur noch der Blutige Palast genannt wurde. Als die
Schlacht zu Ende ging, waren die Hexe und ihre Dienerin
längst fort, und kaum entdeckte das Volk von Florenz
ihre Flucht, schien seine Wut sich in Luft aufzulösen; wie
Menschen, die aus einem schrecklichen Traum erwachen,
verloren sie jegliches Verlangen nach Mord und Tod. Sie
kamen zu sich und waren kein Mob mehr, sondern wieder eine Ansammlung souveräner Individuen, die nun
brummelnd zu-rück in ihre Häuser gingen, betreten
dreinsahen und sich wünschten, sie hätten kein Blut an
den Händen. «Wenn sie geflohen ist», sagte jemand,
«dann fort mit ihr und Schwamm drüber.» Man traf keine
Anstalten, sie zu verfolgen. Man empfand nur Scham.
Als der Regent des Papstes in Florenz eintraf, war der
Palazzo Cocchi deI Nero verriegelt und verrammelt und
mit dem Siegel der Stadt versehen; länger als hundert
Jahre sollte niemand mehr dort wohnen. Und in dem
Moment, als Argalia, der Türke, fiel, niedergestreckt
durch die Septhämie, die sich in seinem Körper ausbreitete und ihn das Bewusstsein verlieren ließ, als ihm die
schändliche Pike eines Milizsoldaten in den Hals fuhr,
während er dem Wundbrand erlag, fand das Zeitalter der
großen condottieri ein Ende.
Wie von einer Hexe verflucht, führte der Arno ein Jahr
und einen Tag kein Wasser.
    «Sie hatte kein Kind», stellte der Herrscher fest. «Was
sagt Ihr dazu?» «Es geht ja noch weiter», erwiderte der
andere.
Als die Morgendämmerung anbrach, sah Niccolo seinen
Freund Ago in der Ferne, sah ihn einen Karren mit zwei
geladenen Weinfässern lenken und gab den Plan auf,
Drosseln fangen zu wollen. Er setzte die Vogelkäfige ab
und ging selbst, die Pferde zu satteln. Eigentlich konnte
er es sich nicht leisten, zwei Pferde zu verschenken, aber
er würde sie trotzdem hergeben, und dies ohne Bedauern.
Vielleicht würde man ihn so in Erinnerung behalten als
den Mann, der einer Mogulin half, ihren Verfolgern zu
entkommen, einer Prinzessin aus dem königlichen Hause
von Tamerlan und Dshingis Khan, einst Zauberin von
Florenz. Er rief nach oben zu seiner Frau, sie solle auf
der Stelle etwas zu essen vorbereiten, Wein holen und
mehr einpacken, als man für eine Reise benötige; und sie,
die aus dem Klang seiner Stimme die Not heraushörte,
sprang aus dem Bett, tat wie ihr geheißen und beschwerte
sich nicht, obwohl es nicht sonderlich angenehm war, aus
ungewöhnlich tiefem Schlaf geweckt zu werden und barsche Befehle befolgen zu müssen. Dann hielt Ago vor
Machiavellis Haus, atemlos, verängstigt. Argalia war
nicht bei ihm. Wortlos fragten Il Machias Augenbrauen,
doch Ago Vespucci fuhr sich nur mit einem Finger über
die Kehle und brach dann vor lauter Furcht, Aufregung
und Trauer in Tränen aus. «Jetzt mach endlich die Fässer
auf, Herrgott nochmal», rief Marietta Corsini, sobald sie
aus der Tür kam. «Die müssen da drinnen ja halb zu Tode gerüttelt worden sein.»
    Ago hatte die Fässer mit Polstern und Kissen ausgestopft,
an den Seiten mit Scharnieren versehene Klappen angebracht und kleine Luftlöcher gebohrt, doch tauchten die
beiden Frauen trotz seiner Mühen arg gebeutelt aus ihrem
Versteck auf, schmerzverzerrt und außer Atem. Dankbar
nahmen sie einen Schluck Wasser an, wollten aber nichts
essen, da die Reise nicht ohne Wirkung auf ihre Mägen
geblieben war. Ohne weitere Umstände baten sie gleich
um ein Zimmer, in dem sie sich umziehen konnten, und
Marietta führte sie ins Schlafgemach. Spiegel folgte Qara
Köz, eine Tasche in der Hand, und als die beiden Frauen
eine halbe Stunde später wieder auftauchten, sahen sie
wie

Weitere Kostenlose Bücher