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Russen kommen

Russen kommen

Titel: Russen kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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das sagen.«
    »Mir fällt das nicht auf«, sage ich friedlich und gähne. »Es passt schon für mich.«
    »Ich werde wieder selbst kommen müssen und bei dir putzen.«
    Ich protestiere.
    »Früher war es dir recht, wenn ich Dreck weggemacht habe. Bin ich immer noch Putzfrau.«
    »Aber mit eigenem Unternehmen. Du hast Wichtigeres zu tun.«
    »Wir werden sehen.«
    Ich fahre bei einem Shop meines Mobiltelefonbetreibers vorbei, frage nach den Geräten, die bei einer Vertragsverlängerung nichts kosten. Mir ist es egal, was so ein Ding noch alles kann außer telefonieren. Dann lasse ich mir doch eines mit einer super 3 MB -Kamera um zweihundert Euro aufschwatzen. Ich bekomme eine Ersatz- SIM -Karte und eile weiter in die Redaktion. Ein gutes Gefühl, wieder unter meiner Nummer erreichbar zu sein. Und außerdem habe ich ja auch noch das Wertkartentelefon. Gar nicht schlecht.
    Ich bin vor Droch in der Redaktion. Sein Zimmer ist wie immer offen, der Platz vor seinem Schreibtisch aber leer, der PC noch nicht hochgefahren. Ich gehe hinüber zur Chefredaktion. »Ist er schon da?«, frage ich die Sekretärin, weil mir gerade im letzten Moment noch einfällt, dass ich von ihm schlecht als »Klaus« reden kann. Oder doch? Aber sie schüttelt ohnehin den Kopf. »Da schon, aber in einer Sitzung mit dem Herausgeber.«
    Ich hoffe, die Interventionen sind nicht weitergegangen. Mira, die haben auch über anderes zu reden, es gibt noch etwas außer deiner Story.
    Ich gehe zu meiner grünen Insel und werfe den Computer an. Ich war einen ganzen Tag nicht da, dreiundvierzig neue E-Mails. Ich sehe auf meinen Kalender und kann es nicht glauben – morgen ist schon wieder Redaktionsschluss.
    Oskar hat gestern sogar versucht, mich über E-Mail zu erreichen. Er hat mir SMS geschickt, das steht in der ersten seiner E-Mails. Ich habe keine bekommen, als ich das neue Gerät in Betrieb genommen habe. Das kann nur bedeuten, dass die SMS auf meinem alten Handy gelandet sind. Haben die Diebe sie gelesen? Was ist dabei? Vesna hat mir keine geschickt, es dürfte also keines gekommen sein, das mit dem Fall zu tun hat. Trotzdem: Es ist für mich Einbruch. Einbruch in meine höchst persönliche Welt.
    Einige Mails beantworte ich sofort, andere verschiebe ich auf später, einige sind wie immer durch den Filter gerutschte Spams. Ich werfe das mit dem Absender »Freund« ungelesen weg. Stutze dann. Was ist da gestanden? Warnung? Ich hole es aus den »gelöschten Objekten« und da steht: »Gestern war Warnung. Grüße aus Moskau.«
    Grüße aus Moskau. Das Gleiche, das auf dem Zettel gestanden ist, den wir beim toten Dolochow gefunden haben. Mir läuft es kalt über den Rücken. Andererseits: Ich habe diesen Text im »Magazin« veröffentlicht. Hunderttausende haben ihn gelesen. Aber wer immer mir da geschrieben hat: Zufall war es also wohl keiner, dass mir gestern die Handtasche geklaut wurde. Klassische Handtaschenräuber würden mir kaum eine E-Mail schicken.
    Ich versuche mich auf die nächste Reportage zu konzentrieren. Soll ich andeuten, dass ich mit Dolochow gesprochen habe? Lieber nicht, ich habe ihm mein Wort gegeben. Und wer weiß: Vielleicht brauche ich ihn noch. Er soll sehen, dass ich zuverlässig bin. Seine Telefonnummer. Ich habe sie nicht bei mir. Der Zettel liegt im Kochbuch, das ist bei Oskar. Und sie ist in meinem alten Mobiltelefon gespeichert. Was, wenn der Angreifer danach gesucht hat? Dann müsste er wissen, dass mir Dolochow die Nummer gegeben hat. Und wo ich sie hingeschrieben habe. Das ist eher absurd. Ich hoffe bloß, dass keiner auf die Idee kommt, bei der Nummer »Zahnarztkontrolle« anzurufen. Vielleicht wäre es gut, Dolochow über die geraubte Tasche zu informieren. Ob das wichtig genug ist für ihn?
    Gegen Mittag habe ich die Story für die nächste Ausgabe konzipiert. Diesmal wird die Arlberg-Connection im Mittelpunkt stehen, es besteht kein Grund, da etwas länger zurückzuhalten. Das wäre auch ein schöner Titel: »Die Arlberg-Connection.« Könnte sein, dass er den Fremdenverkehrsverantwortlichen nicht gefällt, aber das soll nicht mein Problem sein.
    Ich werde Hanni Guggenbauer anrufen und fragen, ob sie mir ein Interview gibt. Über die Russen als Gäste am Arlberg, ganz allgemein. Schaden will ich ihr und ihrem angenehmen Hotel auf keinen Fall. Außerdem ist im »Magazin« vorzukommen ja auch Werbung. Hängt nur davon ab, wie ich alles anlege.
    Telefon. Hausintern. »Droch. Hast du Zeit, oder gehst du lieber mit dem

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