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Russen kommen

Russen kommen

Titel: Russen kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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da ist nichts zu finden. Flüge hingegen gibt es inzwischen jede Menge, auch günstige. Die guten Wirtschaftsverbindungen zwischen Russland und Österreich. Ich schicke Manninger von Feldners Computer aus eine Mail und frage, ob ich ihn als Gastadresse angeben darf.
    Wer immer hinter Vesna und mir her ist: Wenn ich zehn Tage nichts unternehme und überall herumerzähle, dass der Fall für mich abgeschlossen ist, könnte das ein ganz nettes Ablenkungsmanöver sein. Telefonat mit der russischen Botschaft. Wenn ich meinen Pass noch heute bringe, habe ich in zehn Tagen mein Visum, erfahre ich.
    Manninger antwortet nicht. Ich hetze trotzdem los, lasse die nötigen Passbilder machen, bin entsetzt, wie ich darauf aussehe und dass der Fotograf meint, die seien doch sehr hübsch geworden. Keine Zeit, trotzdem: Er muss noch eine Serie machen. Die Bilder werden nur unwesentlich besser. Vielleicht sehe ich wirklich so aus? Weißes Gesicht mit kurzen, struppigen Haaren, einem zu großen Mund und Falten am Hals.
    Ich hetze weiter zur russischen Botschaft, ich fülle ein ewig langes Visum-Formular aus. Verdammt. Ich brauche wirklich eine Gastadresse. Die russische Botschaftsangestellte ist zum Glück sehr geduldig. Sie lächelt mich an. Sie dürfe das eigentlich nicht, aber wenn ich ihr bis morgen die Gastadresse gäbe, könne sie die Zehn-Tage-Frist ab heute laufen lassen. Ich bedanke mich bei ihr, sie fragt mich, warum ich gar so eilig nach Moskau wolle. Vielleicht ist ihre Freundlichkeit nur vorgetäuscht? Vielleicht ist sie eine besonders raffinierte Agentin? So sieht sie nicht aus, aber russische Agenten sehen nur in James-Bond-Filmen wie russische Agenten aus. Ich murmle, ich wolle bloß einen Freund besuchen, aber mein Terminplan sei schrecklich voll.
    Aus einem Reisebüro hole ich Prospekte über Thermenurlaub in der Steiermark. Nicht wirklich mein Fall, aber das weiß ja keiner. Ich fahre zurück in die Redaktion und erzähle jedem, der es nicht wissen will, dass ich einige Tage Auszeit plane, Entspannung in warmem Wasser, und glaube beinahe selbst schon daran. Ich gehe zu Feldner in die Chefredaktion, Manninger hat immer noch nicht geantwortet. Okay, er hat anderes zu tun, als dauernd vor dem Computer zu hocken.
    »Was sagt Droch zu deinem Plan?«, fragt mich Klaus Feldner. Verdammt. Dem hab ich noch gar nichts erzählt. Dabei brauche ich seine Karla Seefeld. Und abgesehen davon: Er sollte jedenfalls Bescheid wissen.
    Droch sieht mich an und trommelt mit seinen langen, schmalen Fingern auf die Armlehne des Rollstuhls. »Fliegst du also nach Moskau, Danke, dass ich es auch erfahre.«
    »Ich hatte bisher keine Zeit«, antworte ich langsam.
    »Möchtest du dich bitte hinsetzen? Ich habe keine Lust, zu dir aufzuschauen.«
    Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen. »Mit dem Chefredakteur habe ich gesprochen. Wir haben Manninger über seinen Computer eine Mail geschickt. Ich brauche eine Gastadresse. Das Visum ist in Vorbereitung. Ich dachte mir, du könntest vielleicht mit Karla Seefeld reden. Es sollen so wenig Menschen wie möglich wissen, wo ich hinfahre. Offiziell habe ich den Fall abgeschlossen und bin in zehn Tagen auf Thermenurlaub.«
    »Wie nett, wenn Feldner dich so unterstützt, Thermenurlaub. Das nimmt dir keiner ab.«
    Ich sehe ihn verzweifelt an. »Ich schwöre dir, mir wäre danach, zum ersten Mal im Leben wäre mir nach so etwas. Mich in warmem Wasser treiben lassen und an gar nichts mehr denken. Ich wollte meinen Computer nicht verwenden, was ist dabei, wenn ich es über den in der Chefredaktion mache?«
    »Über den in der Chefredaktion? Über den von Feldner! Gar nichts ist dabei. Es gab nur eine Zeit, da wärst du zu mir gekommen.«
    »Bin ich auch, aber du warst nicht da.«
    »Ich war nicht einmal eine Stunde weg.«
    »Ich hab nicht gerade viel Zeit. Karla Seefeld, kannst du sie trotzdem …«
    Droch sieht mich an. »Karla wird dich vom Flughafen abholen, du wirst bei ihr wohnen, und wenn ich ihr dafür mit ich weiß nicht was drohen muss. Ach was, die größte Drohung bist ohnehin du. Mit deinen Mafia-Fantasien. Mira allein gegen die russische Mafia.«
    Zum Glück habe ich ihm nicht erzählt, was Vesna passiert ist. Ich hoffe, ich kann mir merken, wem ich was erzählt habe. Die nächsten zehn Tage werde ich Ruhe geben. Ich bin fast froh darüber. Erleichtert. Und danach geht es nach Moskau. Ach ja: »Droch: Kannst du dir vorstellen, dass ich Karla Seefelds Adresse als offizielle Gastadresse angeben darf? Ich

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