Russische Freunde
russischen Finanzdateien befunden hatten. Dass in meine Wohnung eingebrochen und der Koffer gestohlen worden war und wie Juri umkam. Lisa hörte aufmerksam zu, nur einmal stand sie auf, um eine weitere Tüte Chips vom Nebentisch zu holen. Ich erzählte, dass ich mich verfolgt gefühlt hatte, erklärte, wie ich auf Lothar Perren gestossen war und auf seine Verbindung zu AdFin. Ich sagte, dass das einzige, was ich mir zusammenreimen konnte, darauf hinauslief, dass Juri in irgendwelche Mafiamachenschaften geraten war. Wo es vielleicht um Geldwäscherei ging. Dass ich viel Geld gefunden hatte, erwähnte ich natürlich nicht. Auch von Tobias Bucher sagte ich nichts.
Als ich fertig war, schwieg sie. Unter uns bewegte sich ein Zug zögernd aus dem Bahnhof hinaus, ein anderer fuhr ein und blieb dann ruckartig stehen.
«Unglaublich, was da los ist», kommentierte sie. Ich nahm an, sie sprach von den Zügen. Sie schwieg wieder.
«Um was könnte es gehen? Hast du eine Vorstellung? Was macht AdFin?», fragte ich.
«AdFin hat den Hauptsitz in England, hier in der Schweiz ist nur eine Niederlassung registriert. In Genf ist AdFins Sitz in der Schweiz, und dann gibt es noch diese Adresse in Bern. Die genauen Verbindungen durchschaue ich noch nicht. Jedenfalls beschäftigt sich AdFin vor allem mit Anlagemöglichkeiten. Gut möglich, dass AdFin mit Geldwäscherei zu tun hat, da liegst du schon richtig. Aber die Dateien von deinem Stick beweisen das nicht, es sind einfach irgendwelche Versicherungspolicen. So ist es meistens. In der Buchhaltung ist sowieso immer alles in Ordnung. Wir müssten beweisen können, dass das investierte Geld dreckig war. Und das gelingt uns selten. Deshalb, noch einmal, hast du eine Idee, wie dein Freund an die Daten kam? War er bei AdFin angestellt? Hast du etwas herausbekommen?»
«Ich weiss es nicht. Inzwischen muss ich sagen, dass ich ihn nicht allzu gut gekannt habe. Vielleicht hat er für AdFin kleinere Dienste übernommen. Aber, falls er an illegalen Geschäften beteiligt war, dann tat er das sehr diskret. Ich kann es nicht glauben. Er war dauernd knapp bei Kasse, er interessierte sich viel mehr für Musik als für Geld. Es passt irgendwie nicht zu Juri.»
«Musik und Geld schliessen sich nicht aus. Ein Hacker könnte auch an solche Daten herankommen. War dein Freund gut im Umgang mit Computern?»
«Ich glaube, er hat sich nicht allzu schlecht ausgekannt, aber er ist nicht stundenlang an seinem Laptop gesessen oder so. Computer haben ihn nicht besonders interessiert, würde ich meinen.»
«Lothar Perren, könnte er etwas damit zu tun haben?», fragte ich Lisa.
«Ich kann nach Verbindungen suchen. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass ich dich darüber informiere. Weil, das wäre dann schon höchst vertraulich.»
Lisa überlegte einen Moment, schliesslich fuhr sie weiter.
«Ich will dir einmal erklären, um was es bei MROS überhaupt geht. Die Schweiz hat ein Gesetz gegen Geldwäscherei, das weisst du wahrscheinlich.»
Ich reagierte nicht, aber es war auch keine Frage gewesen.
«Heute sind alle Finanzinstitutionen zu Sorgfalt, und, bei Verdacht auf Geldwäscherei, zur Meldung an uns verpflichtet. Dazu sind wir da, die Meldestelle für Geldwäscherei. Die Finanzintermediäre müssen uns über Verdachtsfälle informieren, mit einem Formular, mit Angaben zur Art der Geschäftsbeziehung, zum Vertragspartner und so fort.»
Und kommen nicht persönlich mit einer CD unbekannter Herkunft und uninteressanten Inhalts vorbei, ergänzte ich im Stillen.
«Wir gehen den Meldungen nach. Die FINMA hat zur Identifikation von verdächtigen Transaktionen ein Raster erstellt. Wenn beispielsweise grosse Vermögenswerte kurzfristig deponiert und gleich wieder abgezogen werden. Oder Geldwechsel in grossem Stil gewünscht wird. Oder ein Kunde will Geld überweisen ohne Namensangabe von Empfänger oder Sender. Da müssen die Banken reagieren und uns informieren. Das gilt für alle, für Banken, Versicherungen, Spielbanken, Money Transmitter, für alle. Wer fremdes Vermögen annimmt, ist zur Sorgfalt verpflichtet. Wer schmutziges Geld verwaltet, macht sich strafbar.»
Mir wurde bewusst, wie viel persönliches Engagement Lisa in die Sache legte. Sie wollte den Gaunern in Krawatte das Geschäft vermiesen. Nachdem sie sich kurz unterbrochen hatte, fuhr sie distanzierter fort.
«Konkret heisst das, eine Bank muss, wenn sie Gelder annimmt, gewisse Abklärungen vornehmen und diese auch dokumentieren. Das Problem
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