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Russische Freunde

Russische Freunde

Titel: Russische Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Lutz
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versteigert wird. Der Verkäufer gibt dem vermeintlichen Bieter vor der Versteigerung Schwarzgeld, durch die Scheinversteigerung kriegt er es als sauber verbuchten Erlös zurück.»
    «Kein Wunder, kann man ihnen nie etwas nachweisen.»
    «Aber oft läuft es immer noch ganz klassisch ab. Das Geld wird mit Kurieren ins Land geschmuggelt. Einmal im Land, bedienen sich die Geldwäscher kleiner Tricks, zum Beispiel benützen sie unverdächtige Privatpersonen, die das Geld in Tranchen auf Bankkonten deponieren und dafür eine Provision erhalten. Man nennt das Platzieren.»
    Ich dachte natürlich sofort an Juri. Oder an das Geld in meiner Tasche. Das vielleicht jetzt auf irgendeinem Bankkonto hätte liegen sollen. Nehmen wir an, Juri hatte die Hunderttausend entgegengenommen, mit der Verpflichtung, sie zu platzieren. Und tat das dann nicht. Vermutlich ein Grund für einen Mord.

30
    Kaum war ich aufgestanden, läutete das Telefon, auf dem Festnetz. Es war kurz nach acht, und ein freundlicher Herr der Kantonspolizei Bern fragte, ob es mir möglich sei, heute Vormittag vorbeizukommen. Ich geriet in Panik, sagte aber zu. Wenn sie mich nach dem Geld fragten, musste ich alles abstreiten. Nicht alles, Rosa wusste, dass ich einen Blick in Juris Badekästchen geworfen hatte. Aber ich hatte dort keinen Umschlag gesehen. Da war kein Umschlag gewesen. Kein Umschlag. Nur Badeutensilien und zwei Kulturbeutel, in die ich nicht hineingeschaut hatte.
    Als ich mich zwei Stunden später am Empfangsschalter meldete, war ich nervös. Ein junger Mann in Zivil holte mich ab und führte mich in ein oberes Stockwerk. Ich betrat einen grossen Raum mit mehreren Schreibtischen, die teilweise unbesetzt waren. Ein Mann im hinteren Teil des Raumes stand auf, kam um seinen Tisch herum und begrüsste mich mit Händeschütteln. Er stellte sich vor, aber ich war zu aufgeregt, um mir seinen Namen zu merken.
    Ein Stuhl wurde gebracht, und ich nahm auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz, neben dem jungen Polizisten in Zivil. Die Regenjacke, die ich hinter mir über die Stuhllehne gehängt hatte, rutschte zu Boden, und hastig griff ich nach ihr. Ich benahm mich fahrig. Der ältere Mann hinter dem Schreibtisch sah mir lächelnd zu und bedankte sich äusserst freundlich für mein Kommen. Ich bemühte mich, meine Aufgeregtheit zu kontrollieren.
    «Es haben sich im Fall Juri Salnikow ein paar Neuigkeiten ergeben. Wie Sie ja sicher wissen, ist Juri Salnikow ein paar Tage nach dem Einbruch in seine Wohnung in Leukerbad gestorben, unter etwas aussergewöhnlichen Umständen. Unsere Kollegen im Wallis haben in der Sache ermittelt. Ihre Untersuchungen haben bisher nicht viel ergeben, aber jetzt haben wir eine neue Aussage.»
    An der Stelle musste ich lauter schlucken, als es mir lieb war. Der Mann war mit seiner eigenen Rede beschäftigt gewesen, aber seinem jungen Kollegen entging es nicht.
    «Der Bademeister, der in der Todesnacht im Bad war, ein Alexandre Pereira, hat sich zu einer Aussage entschlossen.»
    «Ich kenne Herrn Pereira, ich habe einmal mit ihm gesprochen», meldete ich mich zu Wort. Ich wollte kooperativ wirken. Während ich jeden Moment auf ihre Frage nach dem Geld wartete.
    «Ach ja. Eben. Herr Pereira hatte bisher ausgesagt, Juri Salnikow kaum gekannt zu haben. Das war nun doch anders. Offensichtlich haben sich die beiden einige Tage vor Salnikows Tod kennengelernt und sich in der Folge einige Male getroffen. Und Salnikow hat Alexandre Pereira ein paar Sachen erzählt, die uns weiterbringen könnten. Übrigens, haben Sie den Datenträger mitgebracht?»
    Er meinte den USB -Stick. Ich war heute früh am Telefon darum gebeten worden, ihn mitzubringen. Ricklin hatte begriffen, dass eine Verwechslung vorlag, und ich hatte den Irrtum bestätigt.
    «Selbstverständlich», sagte ich und legte den Stick auf den Schreibtisch. Lisa hatte eine Kopie.
    «Wir haben nur ein paar Fragen an Sie. Wir möchten mit Ihrer Hilfe die Aussagen von Herrn Pereira überprüfen und vielleicht vervollständigen», fuhr der Polizist weiter.
    Dann begann er mich auszufragen, freundlich und sachlich, dazu machte er sich von Hand Notizen, aufgenommen wurde das Gespräch nicht.
    «Seit wann war Salnikow Ihres Wissens verschwunden?»
    «Ein paar Tage vor dem Einbruch habe ich zum letzten Mal mit ihm gesprochen. Ob er später noch in seiner Wohnung war, kann ich nicht sagen. Aufgefallen ist mir sein Verschwinden erst nach dem Einbruch.»
    «Kurz darauf wurde ja auch in Ihre

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