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Russische Freunde

Russische Freunde

Titel: Russische Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Lutz
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Haus?»
    Sie war inzwischen so offen abwehrend, dass ich nichts mehr zu verlieren hatte. Ich probierte es ein weiteres Mal.
    «Nein, ich bin nicht Journalistin, mein Interesse ist privat. Ich weiss nicht, ob Ihnen bekannt ist, dass AdFin das Haus kurz nach dem Erwerb an die Stadt verkauft hat, unter seinem Wert. Ich bin nicht Journalistin, aber ich beschäftige mich mit Geldwäscherei und Spekulation. Als ehemalige Besitzerin haben Sie natürlich nichts damit zu tun. Aber es macht ganz den Anschein, als ob die Geschäfte von AdFin nicht ganz lupenrein seien. AdFin hat das Gebäude gekauft und billig weiter verkauft, ich wüsste gerne, warum. Als normale Geschäftsstrategie macht das keinen Sinn. Deshalb wäre es interessant zu wissen, zu welchem Preis Sie das Haus an AdFin verkauft haben.»
    «Das ist meine private Angelegenheit.»
    «Der Verkauf wurde über Perren abgewickelt. Wurde Perren Ihnen vom Erbschaftsamt empfohlen, und welche Rolle hat er gespielt? Hat er den Kauf vermittelt? Hat er den Kontakt zu AdFin hergestellt? Wussten Sie, dass Perren im Verwaltungsrat von AdFin sitzt?»
    «Ich weiss nicht, wie Sie auf die Idee gekommen sind, zu mir zu kommen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag», sie drehte sich um und lief davon. Wenigstens fand ich, indem ich ihr in einigem Abstand folgte, problemlos zum Ausgang zurück.
    Im Auto dachte ich einen Moment lang nach, das Kinn auf das Lenkrad aufgestützt. Es gab schon gute Gründe für ihre abweisende Reaktion. Nach Geschäften zu fragen, in denen es um Geld ging, war immer heikel. Vielleicht hatte sie dem Steueramt etwas verschwiegen, vielleicht fand sie, zu Recht, dass mich ihre Finanzen nichts angingen. Ich hatte mein Interesse zu wenig gut begründet. Trotzdem war ihre Reaktion übertrieben, gröber als notwendig. Ich hatte das Gefühl, dass ich sie erschreckt hatte, vor allem mit meinen Fragen nach Perren. Ich hob meinen Kopf und wollte losfahren, da bemerkte ich Katrin Näf, die hinter den halb geschlossenen Jalousien ihres Büros stand und mich beobachtete. Sie hielt einen kleinen Papierblock in ihrer Hand und ich hatte den Eindruck, dass sie sich eben gerade meine Autonummer aufgeschrieben hatte. So langsam litt ich unter einem ausgewachsenen Verfolgungswahn.

29
    Ich rief Lisa an und fragte, ob sie Neuigkeiten hatte. Sie zog es vor, die Sache nicht von ihrem Büro aus zu besprechen, und mein Anruf war sowieso nicht sonderlich willkommen, wie ich merkte. Trotzdem rief sie wenig später zurück, sie hatte Mittagspause, war ins Freie gegangen und sprach von einer Parkbank aus mit mir. Im Hintergrund hörte ich Kinder spielen. Sie erzählte von einem Treffen in der Bundespolizei und von internen Sitzungen, wollte aber nichts über deren Inhalt berichten. Ohne dass sie es direkt gesagt hätte, begriff ich. MROS sollte sich um die Angelegenheit kümmern und nicht ich. Immerhin hielt sie mich auf dem Laufenden, was den Stick betraf.
    «An jener SECO -Tagung, für die die Powerpoint-Präsentation vorbereitet worden ist, hat ein gewisser Grigori Gussew gesprochen. Ich bin dem nachgegangen und siehe da, Herr Gussew ist der Geschäftsführer von AdFin!»
    Das wusste ich schon seit langem. Trotzdem, Gussew also. Auf dem bei Juri gefundenen Stick befanden sich persönliche Unterlagen von Grigori Gussew. Ich sah seine hünenhafte Gestalt mit den baumelnden Händen vor mir und daneben Juri, blass, schmal und schmächtig.
    «Dann stimmt es vermutlich, dass der Stick gar nicht Juri gehört hat! Ich habe Gussew übrigens einmal getroffen.»
    Ich erzählte Lisa von der Vernissage in der Kunstgalerie und von der Begegnung mit dem kahlköpfigen Gussew und dem als superreich geltenden Jaschin.
    «Interessant. Aber was ich noch sagen wollte: Dein Juri war auf der Teilnehmerliste, er war tatsächlich ebenfalls an der SECO -Tagung. Nehmen wir einmal an, Gussew liess den Stick liegen und Juri findet ihn. Aus irgendeinem Grund ist dieser Stick für Gussew enorm wichtig.»
    «Wegen den Fotos», unterbrach ich sie.
    «Ja, ich denke auch an die Fotos. Er will sie unbedingt zurückhaben. Es gibt Aufnahmen, von denen er nicht will, dass sie an die Öffentlichkeit gehen.»
    «Man müsste nur wissen welche.»
    «Genau. Aber das ergibt dann je nachdem schon ein Motiv. Zum Beispiel diese Serie von Fotos auf einem Schiff. Die berühmte Einladung auf die Privatjacht, wo lukrative Geschäfte abgeschlossen und Vereinbarungen getroffen werden. Zu wissen, wer mit wem verkehrt, liefert noch keine

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