Russische Freunde
Anklage wegen Geldwäscherei. Aber zu verstehen, wer wen kennt, hilft.»
«Wir könnten uns ja einmal zu zweit dahinter setzen», schlug ich ihr vor.
Lisa überging meinen Vorschlag.
Ich wollte wissen, was sie über Perren in Erfahrung gebracht hatte. Sie zögerte einen Moment, beantwortete dann aber meine Frage. Perren, obschon Notar und als solcher unter der Aufsicht der Justizdirektion, war mit seinen Geschäften unter Insidern schon ins Gerede gekommen. Nichts wirklich Irreguläres, nachgewiesen wurde ihm nie etwas. Und die Skandale in Leukerbad hatten sich allesamt vor seiner Zeit abgespielt.
Ich fragte Lisa, wie es nun weitergehe mit den Fotos und ob sich in ihrem Amt jemand damit beschäftige. Eine Moment lang war es still im Hörer, dann war Lisa wieder da, sie klang, als würde sie am Telefon vorbeireden. Die ausweichenden Phrasen, die folgten, kamen von weit weg und waren kaum hörbar.
«Wir müssen noch klären, wie das bei uns jetzt aussieht, aber natürlich, die zuständigen Stellen werden sich darum kümmern. Oder traust du das den Schweizer Behörden nicht zu?»
Den letzten Satz gab sie laut und provokativ von sich.
«Ja gibt es denn noch jemanden, ausser dir, der die Sache ernst nimmt? Ich meine, wird wirklich etwas passieren?»
Ich hörte, wie Lisa, die das Telefon vermutlich zur Seite gelegt hatte, den spielenden Kindern etwas zurief, Gelächter von allen Seiten folgte. Sie nahm den Hörer wieder auf.
«Entschuldige, sie schmeissen mir hier grad Bälle an den Kopf. So, jetzt reicht es wirklich», richtete sie sich noch einmal an die Kinder, «Du, du hast doch vorhin etwas gesagt zu Perren und AdFin? Dass der Kauf über Perren lief, oder wie war das?»
Das Geschrei im Hintergrund war einen Moment lang wirklich etwas lauter geworden, aber mir war trotzdem klar, Lisa wich aus. Sie wollte mich draussen haben.
Gleichwohl erzählte ich ihr von Perrens Verbindung zum Erbschaftsamt und dass seine Kanzlei den Verkauf einer Liegenschaft aus einem Erbschaftsfall an AdFin abgewickelt hatte. Dass ich mich fragte, weshalb AdFin das Haus gekauft und kurz darauf zu einem schlechten Preis wieder veräussert hatte, diesmal an die Stadt. Für das Erbschaftsamt interessierte sich Lisa nicht, aber für den Liegenschaftskauf hatte sie eine Erklärung.
«Das kann schon Sinn machen. Nehmen wir an, die Besitzerin, Katrin Näf, sagst du, akzeptierte eine Verkaufssumme in Bargeld, in Dollars zum Beispiel. Bei den momentanen Wechselkursen keine gute Idee, aber es ist ja ihre Sache, zu welchen Bedingungen sie das Haus verkauft, sie kann’s ja auch verschenken, wenn sie will. Sie jedenfalls wird nicht fragen, woher das Geld kommt, wenn es genug ist, und Barkäufe sind nicht verboten. Anschliessend verkauft AdFin das Gebäude dann wieder und kommt zu sauberem Geld. Weisst du, heute ist es schwierig geworden, über Banken Geld zu waschen. Es läuft immer mehr über Anwälte oder Treuhänder, die sind nämlich noch viel zu wenig eingebunden in den Kampf gegen Geldwäscherei. Trotzdem …»
Lisa war verstummt und schien zu überlegen.
«Sehr plausibel ist das nicht. Weil eine solche Transaktion nicht ganz einfach wäre, nicht für eine ausländische Gesellschaft. Es wäre aufwendig. Laut BewG, Lex Koller, okay, das ist ziemlich durchlöchert. Für eine Geschäftsliegenschaft braucht es keine Bewilligung. Aber der ganze Aufwand mit Grundbuch und Steuern und alles. Ich meine, machbar ist es, mit Hilfe eines guten Anwalts, aber es klingt kompliziert und riskant. Schon wegen der Stadt als Käuferin.»
Lisa überlegte wieder.
«Üblicher wäre es, dass sie die Liegenschaft behalten, mindestens eine Zeit lang. Nur wenn du sagst, dass sich die Stadt für das Haus interessiert hat und die Zeitungen darüber schrieben? Vielleicht haben sie kalte Füsse bekommen und wollten das Haus wieder loswerden.»
«Also ein Versuch, Geld zu waschen?»
«Genau. Und hast du vorhin nicht gesagt, dass du Gussew in einer Galerie getroffen hast? Der Ankauf von Kunst oder generell Barkäufe von Luxusobjekten sind nämlich bestens geeignet, um Geld zu waschen. Der Käufer wird sein schmutziges Bargeld los, kann das Objekt später verkaufen und kommt so zu legalem Geld. Das ist die einfache Variante, aber es gibt auch noch raffiniertere Spielarten.»
«Die wie funktionieren?» Wenigstens in dieser Hinsicht wollte ich von Lisa profitieren.
«Man organisiert Scheinkäufe, bei denen ein eigentlich wertloser Gegenstand übertrieben teuer
Weitere Kostenlose Bücher