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Russische Orchidee

Russische Orchidee

Titel: Russische Orchidee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Hunderte einschlägiger Annoncen, ›Freizeitgestaltung‹, ›Sauna de luxe‹ und so weiter.«
    »Den Zeitungen traue ich nicht. Ich möchte es sauber und schön haben, mit der Garantie, daß nicht bloß gebumst wird, sondern man sich auch über das Leben unterhalten kann.«
    »Es gibt spezielle Agenturen, da vermitteln sie Mädchen als Begleitung. Erstklassige Frauen, Models, die verschiedene Sprachen sprechen, mit denen können Sie über alles reden. Wo ist das Problem?«
    »Aber wer garantiert mir das? Verstehst du, ich will nicht so eine von der Straße. Wenn nun in deiner Agentur Betrüger sitzen und das Model eine Diebin und Spionin ist? Immerhin habe ich eine seriöse Firma: Dokumente, Verträge, Verhandlungen. Du weißt, wie leicht man in unserer Zeit in eine brenzlige Situation geraten kann.«
    Wowa konnte beim besten Willen nicht begreifen, was dieser Gimpel eigentlich wollte, der für fünftausend Dollar in Moskau kein passendes Mädchen finden konnte.
    »Ihr habt hier einen soliden, teuren Betrieb«, fuhr der Sibirier fort, »eure Kunden sind seriöse Leute. Wohin gehen die denn, um sich zu amüsieren? In Moskau gibt es doch besondere Clubs, für die oberen Zehntausend sozusagen, wo nicht jedermann reindarf. Eine Villa im Grünen, ein beheizter Swimmingpool und zwei hübsche Püppchen, die einen gleichzeitig bedienen – das wär das Richtige.«
    »Natürlich …«
    »Na, dann sag mir doch, hast du unter deinen Kunden welche, die mir helfen könnten, einen solchen Urlaub zu organisieren?«
    Das Gespräch begann sich in die Länge zu ziehen, klebrig und unkonkret zu werden. Wowa mochte derartige Gespräche nicht.
    »So läuft das nicht, ich sehe Sie ja heute zum ersten Mal. Sie müssen entschuldigen, aber besser wäre es, Sie sagen mir direkt, was Sie wollen. Ich würde Sie schon verstehen. Aber so – nur vage Andeutungen, damit kann ich nichts anfangen.«
    »Da bist du nun Masseur und hast eine gute Stellung und bist trotzdem so schwer von Begriff. Euren Betrieb hier haben mir Leute empfohlen, die sich auskennen.«
    »Und wer genau, wenn man fragen darf?«
    »Das kann ich dir gern sagen. Aber zuerst mußt du mir verraten, ob du mir helfen kannst oder nicht? Bring mich mit den richtigen Leuten zusammen, ich habe nicht viel Zeit.«
    »Meinst du Mädchen?«
    »Mein Gott, bist du blöd! Zum Teufel mit deinen Mädchen! Bei uns in Sibirien haben wir genug eigene und hundertmal bessere als in Moskau.« Er richtete sich so jäh auf, daß er Wowa beinahe den Kopf in die Zähne gerammt hätte, und winkte ihn mit dem Finger zu sich heran. Wowa beugte sich ganz nah zu ihm herunter und hörte ihn heiser flüstern: »Schießeisen will ich kaufen.«
    »Ach so … Das hätten Sie doch gleich sagen können. Wieviel brauchen Sie?«
    »Nur ein einziges, ein Spezialgewehr. Und jemanden, der damit umgehen kann.«
    »Warum haben Sie dann von Mädchen geredet?«
    »Na, von Mädchen redet man doch immer gern, besonders mit einem sympathischen Burschen wie dir. Aber ichwarne dich, wenn du mich reinlegst, dann betoniere ich dich ein«, sagte der Sibirier kaum hörbar, so als spräche er nur einen Gedanken aus, blickte Wowa dann mit seinen hellen grauen Augen an und brach in lautes Lachen aus. »Das ist ein Witz. Hast du kapiert? Also abgemacht. Morgen abend um sieben sehen wir uns wieder.«
    Abends rief Wowa Klim an. Eine Stunde später trafen sie sich an einer versteckten, menschenleeren Stelle im Ismailowski-Park. Wowa begriff nicht, warum Klim diesen konspirativen Treffpunkt ausgewählt hatte und warum man sich nicht einfach an einem netten, warmen Ort, in irgendeiner Kneipe, zusammensetzen und zu Abend essen konnte.
    Gegen Abend wurde das Wetter wieder schlechter. Der Wind heulte, die kahlen Bäume schaukelten schwer und langsam hin und her, die Stämme knackten, und im Lichtkegel der Laternen glitten die Schatten der Zweige in bizarren Mustern über den verharschten Schnee. Der Himmel war fast schwarz, es sah nach einem Schneesturm aus. Wowa war völlig durchgefroren, er befürchtete schon, daß Klim ihn versetzt hätte oder daß irgend etwas Unerwartetes geschehen sei. Mit kältestarren Fingern tastete er nach dem Handy in seiner Manteltasche, als er im Schein der wenigen Laternen plötzlich die bekannte Silhouette erblickte.
    »Raus mit der Sprache, was ist los?« herrschte Klim ihn ohne Begrüßung an.
    Wowa berichtete ihm Wort für Wort von dem Gespräch mit dem Gast aus Surgut.
    »Aha, offensichtlich ein Mann mit

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