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Russische Orchidee

Russische Orchidee

Titel: Russische Orchidee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Boljakin, aber ein Geschenk nehme ich von Ihnen nicht an«, lehnte der Arzt ab.
    »Sehen Sie es sich doch wenigstens einmal an. Ein schönes Stück, sehr wertvoll.« Er öffnete das Etui. Im Innern lag eine goldene Taschenuhr an einer massiven Goldkette.
    »Behalten Sie das. Solche protzigen Sachen passen nicht zu mir.«
    »Sie weisen also meine Dankbarkeit zurück?« Der Kaufmann kniff die Augen zusammen. »Nun, dann nehmen Sie wenigstens die Blumen. Sie sind für Sonja. In den heutigen schweren Zeiten sind sie ebenfalls sehr teuer. Ihretwegen habe ich Andrjucha eigens nach Moskau geschickt. Genau fünfundzwanzig Stück, eine besondere Sorte. Haben Sie eine Vase?«
    »Danke«, sagte Sonja. »Aber eine Vase ist nicht nötig. Ich bringe sie sowieso gleich zum Grab von Michail Iwanowitsch.«
    »Aha, na gut.« Der Kaufmann zögerte noch etwas, räusperte sich mehrmals in die Faust und wandte sich dann anden Arzt: »Ich bitte um Verzeihung, aber ich muß unbedingt unter vier Augen mit Ihrer Tochter reden.«
    »Bitte sehr«, nickte der Arzt, »Sie können ins Haus kommen. Sonja, ich bleibe hier in der Nähe.«
    »Sie haben da noch eine Sache, die unserer Familie gehört«, sagte der Kaufmann, als sie in den Salon gingen. »Ein sehr wertvolles Stück. Eine Brosche in Form einer Orchideenblüte mit einem Brillanten in der Mitte.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, entgegnete Sonja leise.
    »Aber nicht doch, gnädiges Fräulein, nicht doch.« Der Kaufmann blinzelte listig. »Ich will sie ja nicht umsonst. Ich gebe Ihnen Geld dafür. Viel Geld, goldene Tscherwonzen. Gold verliert seinen Wert nicht. Also haben Sie die Liebenswürdigkeit, die Brosche zurückzugeben. Sie gehört Ihnen nicht.«
    »Sie verwechseln da etwas, Tichon Tichonowitsch«, erwiderte Sonja. »Ich pflege keinen Schmuck zu tragen, und eine Brosche besitze ich nicht.«
    »Sie geben sie also nicht zurück?« sagte der Kaufmann seufzend. »Sie machen einen Fehler. Wenn Sie hoffen, ein derart kostbares Stück verkaufen zu können, so irren Sie sich. Man wird Sie betrügen, Sie und Ihr gelehrter Herr Vater verstehen nichts von Geschäften.«
    Da betrat Konstantin Baturin das Zimmer.
    »Ah, Herr Doktor«, wandte sich der Kaufmann an ihn, »ich versuche gerade, Ihre Tochter dazu zu bringen, freiwillig zurückzugeben, was ihr nicht gehört. Der Herr Graf, Gott habe ihn selig, hat unüberlegt gehandelt, als er Sonja unser Eigentum überließ. Und nun will sie es nicht zurückgeben. Das ist nicht schön von ihr. Eine Schande ist das.«
    »Sonja, worum geht es?« fragte Baturin erstaunt.
    »Ich weiß nicht, Papa. Der Herr Kaufmann fordert irgendeine Brosche von mir.«
    »Meine Tochter hat sich für solchen Klimperkram nie interessiert«, sagte der Arzt rasch.
    »Aber das ist kein Klimperkram, sondern ein sehr wertvolles Stück. Zum letzten Mal, geben Sie die Brosche freiwillig heraus. Ich weiß, daß Sie sie haben. Sie kann nirgends sonst sein. Haben sie denn kein Gewissen? Schließlich ist das eine Sünde – fremdes Eigentum nehmen.«
    »Genug, es reicht«, sagte der Arzt stirnrunzelnd. »Ich habe nicht die Absicht, mit Ihnen über Gewissen und Sünde zu diskutieren. Darüber sollten Sie sich besser mit Ihrer Tochter unterhalten.«
    Der Kaufmann seufzte tief auf. »Wissen Sie, ich wollte die Angelegenheit mit Ihnen im Guten regeln, wie es unter Nachbarn üblich ist, aber offensichtlich ist das nicht möglich.«
    Ohne sich umzusehen, ging er.
    »Er wird Ganoven anheuern, die unser ganzes Haus durchwühlen«, sagte der Arzt nachdenklich, während er ihm nachblickte. »Diese Brosche hat tatsächlich einen ungeheuren Wert.«
    »Papa, du hast sie doch gar nicht gesehen.«
    »Sie steckt an deiner weißen Bluse. Und die Bluse liegt auf einem Stuhl in deinem Zimmer. Auf deinem Porträt ist Michail die Brosche viel besser gelungen als dein Gesicht. Das Porträt müssen wir aus dem Haus schaffen, möglichst weit weg von hier. Und die Brosche müssen wir unbedingt verstecken. Für diesen Stein geht der Kaufmann jedem an die Gurgel. Michail hat mir die Geschichte des Diamanten erzählt. Er sagte, es sei sein einziger Besitz von Wert.«
    »Er hat mich vor seinem Tod gebeten, ihnen die Broschenicht zu geben. Mich kümmert nicht, wieviel sie wert ist. Schließlich wollen wir sie nicht verkaufen«, sagte Sonja langsam.
     
    In der Nacht erwachte der Arzt von einem schrecklichen Getöse. Er zog seinen geladenen Revolver unterm Kopfkissen hervor und stürzte nach oben, in

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