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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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Strick binden und dich halten, damit du nicht ertrinkest.« – »Nein, Iwan Zarewitsch,« sagte der Wärter, »ich bin etwas schwerer, als du, und du kannst mich nicht erhalten; besser wäre es, wenn du selber hinunter stiegest, denn ich kann dich erhalten.« Iwan Zarewitsch folgte seinem Wärter und ließ sich hinunter in den Brunnen. Und als Iwan Zarewitsch genug getrunken hatte, sagte er zu dem Wärter, er sollte ihn herausziehen aus dem Brunnen, aber der Wärter antwortete ihm: »Nein, ich werde dich nicht eher heraufziehen, bis du mir ein eigenhändiges Schreiben gibst, daß du mein Diener bist, und ich dein Herr, und daß ich Iwan Zarewitsch heiße. Hast du nicht Lust, darein zu willigen, so werde ich dich in dem Brunnen ersäufen.« – »Lieber Wärter,« rief ihm Iwan Zarewitsch zu, »ersäufe mich nicht, sondern ziehe mich heraus, ich werde dir ein eigenhändiges Schreiben geben, daß du mein Herr bist, und daß ich dein Diener bin.« – »Nein, ich traue dir nicht,« fuhr der Wärter fort, »wenn du mir nicht einen Schwur leistest.« – »Ich schwöre dir bei Gott, daß ich dir wirklich ein solches Schreiben geben werde.«
    Darauf zog ihn der Wärter heraus, und Iwan Zarewitsch nahm ein Papier, fertigte einen Schein aus und gab ihn dem Wärter. Alsdann zog er seine Kleider aus, gab sie dem Wärter, zog die des Wärters an, und dann begaben sie sich auf den Weg. Nach einigen Tagen gelangten sie in das Reich Panthui's. Als Zar Panthui von der Ankunft des Iwan Zarewitsch Nachricht erhielt, kam er ihm entgegen, empfing den Wärter anstatt des Iwan Zarewitsch, nahm ihn bei den weißen Händen, führte ihn in seine weißsteinernen Gemächer, setzte ihn an eichene Tische, und sie aßen und tranken und trieben Kurzweil. Da fing Zar Panthui an, den falschen Zarewitsch zu fragen, »Iwan Zarewitsch, warum bist du in mein Reich gekommen?« Da antwortete ihm der falsche Iwan Zarewitsch: »Gnädiger Herr, ich bin zu dir gekommen, um mich um deine Tochter, die schöne Zarewna Zeria, zu bewerben.« – »Mit großem Vergnügen gebe ich dir meine Tochter zur Gemahlin,« sprach Zar Panthui. Darauf sagte unter anderen Gesprächen der falsche Iwan Zarewitsch zum Zaren Panthui: »Laß meinen Diener in der Küche zu niedrigen Arbeiten brauchen, denn er hat mir auf der Reise großen Verdruß gemacht.« – Der Zar befahl sogleich, den Iwan Zarewitsch in der Küche zu niedrigen Arbeiten anzustellen, und sein Wärter belustigte sich mit dem Zaren.
    Nach einigen Tagen rückte ein Heer an das Reich Panthui's und wollte dasselbe verheeren, und den Zaren Pantui zum Gefangenen machen. Da rufte der Zar Panthui den falschen Iwan Zarewitsch zu sich, und sprach: »Mein lieber verlobter Schwiegersohn, es ist ein feindliches Heer an meine Gränzen gekommen; wenn du das Heer von meinem Reiche zurücktreibst, so will ich dir meine Tochter geben, aber ohne dies kann ich nicht.« – Er antwortete ihm darauf: »Sehr gut, ich werde dies thun, aber nur in der Nacht und nicht bei Tage, denn bei Tage habe ich kein Kriegsglück.«
    Sobald die nacht erschien und sich im Schlosse alle schlafen gelegt hatten, ging der falsche Iwan Zarewitsch auf den breiten Hof, rufte den wahren Iwan Zarewitsch und sprach zu ihm: »Iwan Zarewitsch, zürne nicht, daß ich deine Stelle vertrete; vergiß Alles und leiste mir einen Dienst und vertreibe den Feind von diesem Reiche.« Iwan Zarewitsch antwortete ihm darauf: »Gehe und lege dich schlafen; es wird Alles besorgt werden.« – Da ging der Wärter und legte sich schlafen, und Iwan Zarewitsch rief mit seiner lauten Stimme: »Wo ist mein Bulat, der brave Bursche?« – Den Augenblick erschien Bulat, der brave Bursche, vor ihm, und fragte: »Welchen Dienst verlangst du, in welcher Noth bist du? Sage mir geschwind.« – Da sagte ihm Iwan Zarewitsch von seiner Noth. Und Bulat, der brave Bursche, befahl ihm sein Roß zu satteln und die Rüstung anzulegen; er selbst aber rief mit lauter Stimme:
    »Siwka Burka! he!
Frühlings-Lichtfuchs! steh!
wie das Blatt vor'm Grase, hier
unverweilt vor mir!«
     
    Das Roß lief, daß die Erde bebte, aus den Ohren ging Dampf, wie eine Säule, und aus den Nüstern sprühten Flammen hervor, und als es angelangt war, blieb es stehen. Bulat, der brave Bursche, setzte sich darauf, und Iwan Zarewitsch bestieg sein Roß, und so ritten sie fort vom breiten Hofe. Um diese Zeit schlief die Prinzeß Zeria noch nicht, sondern sie saß am Fenster und hatte Alles angehört, was Iwan Zarewitsch

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