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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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geliebtester Schwiegersohn, nimm aus meinen Händen diese meine einzige Tochter dir zur Gattin und lebe mit ihr in Glück, Einigkeit und Liebe.« Und da bei den Zaren nicht Bier gebraut und nicht Branntwein gebrannt wird, so wurde die Hochzeit sogleich vollzogen.
    Und so heirathete Malandrach, der Prinz, die schöne Prinzeß Salikalla. Als er verheirathet war, lebte er ein halbes Jahr bei seinem Schwiegervater, und dann fing er an, ihn zu bitten, daß er ihn mit seiner Gattin zu seinem Vater entließe. Der Zar entließ sie mit Segen und befahl, ein Schiff für sie zurecht zu machen. Sobald das Schiff bereit war, nahm Prinz Malandrach Abschied von seinem Schwiegervater und von seiner Schwiegermutter, stieg mit seiner Gemahlin in das Schiff, und sie reisten in sein Vaterland.
    Bei ihrer Ankunft am Hofe seines Vaters war Zar Ibrahim Tuksalamowitsch höchst erfreut, daß er seinen innig geliebten Sohn lebend und gesund wiedersah, und er fragte ihn: »Wo bist du diese Zeit gewesen, und durch welchen Zufall hast du dich entfernt aus meinem Reiche?« Der Zarewitsch Malandrach gestand seinem Vater die reine Wahrheit.
    Zar Ibrahim Tuksalamowitsch war damals schon hoch bejahrt. Deshalb setzte er die Krone auf das Haupt seines innig geliebten Sohnes, des Zarewitsch Malandrach Ibrahimowitsch, und bald darauf starb er. Malandrach Ibrahimowitsch fing an zu leben mit seiner innig geliebten Gemahlin Salikalla, und er lebte mit ihr viele Jahre in großer Eintracht, Liebe und Freundschaft, und hinterließ nach seinem Tode würdige Erben.
     

12. Märchen von einem Schuster und seinem Diener Prituitschkin
     
    In einem Reiche lebte ein berühmter und ausgezeichneter Fürst, Mistafor Skurlatowitsch; der hatte einen Diener namens Gorja, Sohn von Krutschinin. Mistafor übergab ihn einem geschickten Meister zur Lehre in der Schuhmacherkunst unter der Bedingung, daß er der erste unter allen Meistern, der beste und geschickteste würde. Und so lernte Gorja einige Jahre, und er lernte so gut aus, daß er die Schuhe zur Probe besser nähete, als sein Meister. Da nahm ihn Mistafor Skurlatowitsch in sein Haus und stellte ihn an, bei ihm Schuhe zu machen, und er machte zwanzig Dutzend Schuhe, doch seinem Herrn Mistafor Skurlatowitsch gefiel nicht ein einziges Paar. Deßhalb schlug er ihn unbarmherzig; von diesen Prügeln wäre der Schuster Gorja Krutschinin beinahe toll geworden, und vor Kummer wurde er sehr krank. Und er war krank zehen Wochen.
    Und als er anfing zu genesen und nach und nach herumzugehen, da stellte Mistafor Skurlatowitsch den Gorja Krutschinin wieder an, bei ihm Schuhe zu machen. Aber als er einige Paar gemacht hatte, und sie ihm brachte, daß er sie anprobire, da gefiel diesem nicht ein einziges Paar. Und Skurlatowitsch warf ihm diese Schuhe an den Kopf und schlug ihm das ganze Gesicht blutig. Aber Gorja Krutschinin, der eine Altine Geld bei sich hatte, ging in eine Kneipe und sprach diese Worte: »Wenn mich doch der Teufel von diesem Herrn befreite!«
    Da stand plözlich vor ihm ein unbekannter Mensch und sprach: »Ueber wen ereiferst du dich, guter Jüngling?« – Darauf antwortete ihm der Schuster Gorja: »Wie sollte ich guter Jüngling nicht aufgebracht sein? Mein Herr ist boshaft, wie ein böser Hund. Du siehst, wie er mich heute zugerichtet hat, und vor zehn Wochen schlug er mich noch mehr, als dieses Mal.« – Der Unbekannte fragte ihn: »Warum schlug er dich so?« – Darauf entgegnete ihm Gorja: »Ich habe die Schuhmacherkunst gelernt, und besser ausgelernt, als mein Meister. Und ich fing an, Schuhe für meinen Herrn zu machen. Doch wie viel ich ihm auch machte, ich konnte nicht seine Art treffen, und statt mir Dank zu sagen, prügelt er mich ganz unbarmherzig, wie du auch selbst siehst, daß mein ganzes Gesicht zerschlagen ist.«
    Darauf sagte der Unbekannte: »Ich kenne deinen Herrn hinlänglich; es ist nöthig, dich von ihm zu befreien; und wenn du willst, verheirathe ich dich an die Tochter Mistafor's anstatt des Fürsten, dem sie schon versprochen ist.«
    »Was? bist du toll?« sprach Gorja zu ihm. »Was schwatzest du da für Zeug? Das ist ja eine unmögliche Sache!«
    »Glaube mir,« fuhr der Unbekannte fort, »daß ich Alles das machen kann.« – Aber der Schuster zweifelte und sagte: »Was du mir auch vorplaudern magst, ich glaube nicht daran.« – »Nun, so will ich dich überzeugen, daß ich Alles machen kann.«
    Darauf befahl er ihm, die Augen zuzumachen, sich der Sonne gegenüber auf den Boden zu

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