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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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durch verschiedene belustigende Ergötzlichkeiten. Aber am dreißigsten Tage morgens ganz früh weckte die schöne Zarewna Salikalla den Zarewitsch Malandrach und sagte zu ihm, er möchte sie für diesen Tag verlassen, denn ihre Mutter würde zu ihr zu Besuch kommen.
    Der Zarewitsch Malandrach sprang sogleich aus dem Bette und fing an, sich anzukleiden, und als er angekleidet war, küßte er sie auf den Zuckermund und drückte sie an sein klopfendes Herz, flog auf den Flügeln zum Fenster hinaus und kam wieder zu seinem Wirthe. Der Wirth fing an, ihn zu fragen, wo er in dieser ganzen Zeit gewesen sei. Darauf antwortete ihm der Zarewitsch: »Ich ging aus der Stadt, kam in einen grünen Wald und verirrte mich, und heute begegnete mir ein Mensch und führte mich aus diesem Wald und geleitete mich in diese Stadt. Der Wirth sagte darauf zu ihm, er möchte in Zukunft nicht wieder so weit gehen, weil die dasige Gegend ihm noch unbekannt sei.
    Der Zarewitsch Malandrach, von heftiger Liebe zur schönen Zarewna Salikalla entzündet, ertrug die Trennung von ihr nicht mit Geduld und konnte kaum den Abend erwarten. Er nahm seine Flügel unter den Arm, ging an das steinerne Schloß, band seine Flügel fest, flog über die Mauer, setzte sich auf den hohen Baum, sah in das Fenster zu der Zarewna und gab Acht, ob nicht fremde Leute bei ihr seien; doch bemerkend, daß die Zarewna allein im Zimmer auf und nieder gehe, flog er sogleich zu ihr durch das Fenster. Die Zarewna nahm ihn bei den weißen Händen, küßte ihn auf den Zuckermund und sagte, ihre Mutter sei bei ihr gewesen und würde erst in einem Monat wieder kommen, und sie wünschte, daß er diese Zeit bei ihr bliebe. Der Zarewitsch Malandrach willigte mit Freuden ein, blieb bei ihr diesen ganzen Monat und ging dann wieder nach Hause.
    Bei seiner Ankunft fing der Wirth wieder an zu fragen: »Wo bist du diese Zeit gewesen, guter Jüngling?« – Darauf antwortete ihm der Zarewitsch: »Ich machte Bekanntschaft mit einem Kaufmann, welcher aus unserem Reiche hierher gekommen war, und bei ihm bin ich diese ganze Zeit hindurch geblieben.« – Der Wirth glaubte solchen Worten.
    Als der Abend nahte, nahm der Zarewitsch wieder seine Flügel, ging an das steinerne Schloß, band die Flügel an, flog durch das Fenster und blieb noch einen Monat. Er flog heraus, als die Mutter der Zarewna wieder kommen mußte, und dann flog er wieder zu ihr. Auf diese Weise ging er fast ein Jahr zu ihr. Aber einstmals bemerkte die Zarin, ihre Mutter, daß die schöne Zarewna Salikalla schwanger geworden sei, und sie fing an, ihre Tochter zu befragen: »Meine geliebteste Tochter Salikalla, ich bemerke, daß du schwanger bist; so gestehe mir die ganze Wahrheit und verhehle mir nichts: mit wem bist du zusammen gekommen, und von wem ist das Kind in deinem Leibe?« – Da antwortete ihr die Zarewna Salikalla: »Gnädige Frau Mutter, ich sage dir die ganze Wahrheit: zu mir kommt ein junger Zarewitsch, namens Malandrach Ibrahimowitsch, der Sohn des starken Zaren Ibrahim Tuksalamowitsch, und wir leben in großer Freundschaft und Liebe, und er fliegt zu mir auf Flügeln, welche er sich an die Arme bindet.« –
    Als die Zarin, ihre Mutter, solche Rede vernommen, ging sie sogleich zum Zaren, ihrem Gemahl, und zeigte ihm Alles an, was sie von ihrer Tochter gehört hatte. Der Zar zürnte sehr in seinem Herzen auf seine schöne Tochter, die Zarewna Salikalla. Er ging sogleich mit der Zarin zu ihr, und nach seiner Ankunft fing er an, die Zarewna Salikalla zu fragen: »Wo und bei wem wohnt der Zarewitsch Malandrach?« – Die Zarewna Salikalla zeigte ihrem Vater Alles an. In derselben Zeit schickte der Zar, ihr Vater, ein gutes Heer mit einem Fürsten ab, um den Zarewitsch Malandrach zu ergreifen und vor sein Angesicht zu bringen. Die Krieger gingen in das Haus, wo der Zarewitsch Malandrach wohnte, nahmen ihn unter Wache und führten ihn vor ihren Zaren. Da fing der Zar an, ihn zu fragen, von welchem Geschlecht, welches Vaters Sohn, und aus welchem Reiche er sei, wie er sich nenne, und wie er in sein Reich gekommen? Darauf gestand ihm der Zarewitsch die reine Wahrheit. Alsbald rief der Zar seine Tochter, die schöne Prinzeß Salikalla, zu sich und fragte sie: »Ist dies derselbe, welcher zu dir durch's Fenster geflogen ist?« – Sie antwortete ihm, es sei derselbe, welchen sie mit ganzer Seele liebe. Deßhalb nahm der Zar seine Tochter bei der Hand und gab sie dem Zarewitsch Malandrach, indem er zu ihm sagte: »Mein

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