Russische Volksmaerchen
Gorja, rief den Prituitschkin und befahl ihm, die drei Felle zu bringen, welche er den drei Ziegen abgezogen. Der Diener brachte dieselben sogleich zu ihm. Als Mistafor die Kleider seiner Tochter sah, betrübte er sich sehr, zürnte auf sie in seinem Herzen, und fragte den vermeintlichen Zarewitsch, wie ihm Dogada's Kleider in die Hände gekommen seien? Der Schuster erzählte ihm, wie sich Alles begeben. Mistafor, auf seine Tochter aufgebracht, sprach zu ihr: »Sieh, du hast mir gesagt, dies sei nicht der Fürst Dardawan, sondern der Schuster Gorja Krutschinin, und so will ich nun nicht länger Geduld haben und mit deiner Verehelichung zaudern: mache dich heute zur Hochzeit bereit.« Und auf diese Weise heirathete der Schuster Gorja denselben Tag Dogada.
Einige Zeit nach seiner Verheirathung kam der Diener Prituitschkin zu dem Schuster Gorja, und sprach: »Nun, ich habe dich jezt glücklich genug gemacht, so thue nun auch für mich das, worum ich dich bitte: in eurem Garten ist ein Teich, in diesem Teiche hielt ich mich früher auf. Einmal wusch ein Mädchen Wäsche in diesem Teiche und ließ einen Ring hineinfallen, und dadurch vertrieb sie mich aus dem Teiche. Befiehl du nun, aus diesem Teiche das Wasser abzulassen und ihn zu reinigen, befiehl, daß der, der den Ring dort findet, ihn zu mir bringe, und wenn er gefunden ist, so befiehl, wieder reines Wasser in den Teich zu lassen, und eine Schaluppe zu bauen; auf dieser Schaluppe fahre mit deiner Gemahlin und mir zusammen. Ich werde mich dann in das Wasser stürzen, und wenn deine Gemahlin ausruft: »Ach, der Diener Prituitschkin ist ertrunken!« so sage blos zu ihr: »Der Teufel hole ihn!«
Als der Schuster Gorja diese Worte von seinem Diener Prituitschkin gehört hatte, befahl er, den Teich im Garten abzulassen und zu reinigen, und, was man in diesem Teiche fände, zu ihm zu bringen. Als der Teich gereinigt wurde, fand dort ein Knabe den Ring und brachte ihn zu dem Schuster Gorja, und der Schuster Gorja befahl, Wasser in den Teich zu lassen, und eine Schaluppe zu bauen. Als Alles fertig war, setzte er sich mit seiner Gemahlin und seinem Diener Prituitschkin in die Schaluppe und fuhr auf diesem Teiche, der Diener Prituitschkin warf sich plözlich in das Wasser, und Dogada rief: »Ach, der Diener Prituitschkin ist ertrunken.« – Da sagte der Schuster Gorja: »Der Teufel hole ihn! Mir ist er nicht mehr nöthig.«
Fürst Dardawan, der wahre verlobte Bräutigam Dogada's, wurde in eine Schlacht geschickt, und verlor darin sein Leben. Der Schuster Gorja Krutschinin wurde mit seinem Namen genannt, und lebte mit Dogada viele Jahre in großer Freude und Seligkeit, sein früheres unglückliches Schicksal vergessend.
13. Märchen von Emeljan, dem Narren.
In einem Dorfe lebte einmal ein Bauer, welcher drei Söhne hatte; zwei waren klug, der dritte aber war ein Narr und hieß Emeljan. Und als der Vater lange gelebt hatte und sehr alt geworden war, rief er seine drei Söhne zu sich und sagte zu ihnen: »Liebe Kinder, ich fühle, daß ich nicht mehr lange leben werde, daher überlasse ich euch das Haus und das Vieh, welches ihr unter euch in gleiche Theile theilen werdet. Deßgleichen hinterlasse ich euch auch Geld, für jeden hundert Rubel.« Bald nachher starb ihr Vater, und als die Söhne ihn begraben hatten, lebten sie glücklich.
Darauf waren Emeljans Brüder Willens, in die Stadt zu fahren und Handel zu treiben mit den drei hundert Rubeln, welche ihnen ihr Vater vermacht hatte. Daher sagten sie zu Emeljan: »Hör' einmal, Narr, wir werden in die Stadt fahren und auch deine hundert Rubel mit uns nehmen, und wenn wir vortheilhaft handeln, so werden wir dir einen rothen Rock, rothe Stiefeln und eine rothe Mütze kaufen, aber du bleibe zu Hause. Wenn unsere Frauen, deine Schwägerinnen (denn sie waren verheirathet), dir etwas zu machen auftragen, so mache es.« – Der Narr, welcher wünschte, einen rothen Rock, eine rothe Mütze und rothe Stiefeln zu erhalten, antwortete seinen Brüdern, er würde Alles thun, was ihm seine Schwägerinnen nur auftragen möchten. Darauf fuhren seine Brüder in die Stadt, und der Narr blieb zu Hause und lebte mit seinen Schwägerinnen.
Nach Verlauf einiger Zeit, als es Winter und strenge Kälte war, sagten eines Tages die Schwägerinnen zu ihm, er solle nach Wasser gehen; aber der Narr blieb auf dem Ofen liegen und sagte: »Ja, und wer seid ihr denn?« – Die Schwägerinnen schrien ihn an: »Wie, Narr? Wir sind, was du
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