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Russisches Abendmahl

Russisches Abendmahl

Titel: Russisches Abendmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Ghelfi
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Peter?«
    Er nickt matt, während er meine Ausführungen überdenkt. Als er sich auch über den letzten Punkt im Klaren wird, ist es zu spät. Sein ehemaliger Partner handelt, bevor er der neuen Situation Herr werden kann.
    Strahow zieht eine schallgedämpften Heckler & Koch aus dem Schulterhalfter und spritzt damit Teile von Peters Schädel und Hirn über die Wand unter dem Kreuz. Peters Gesichtsausdruck hat sich nicht verändert. Eben noch versucht er verzweifelt, eins und eins zusammenzuzählen, und im nächsten Augenblick explodiert sein Schädel in tausend Stücke. Er ist kaum zu Boden gesackt, als ich die Pistole an der Unterseite meiner Nase spüre. Ich weiß nicht warum Strahow es so eilig hat. Festgeschnürt wie ich bin, kann ich sowieso nicht weg.
    »Okay, du Klugscheißer. Dann erzähl mal.« Sein großer Kopf hüpft wie immer auf und ab, und auch seine rehbraunen Augen sind ständig in Bewegung.
    »Worüber wollen Sie denn reden?«
    »Die verdammten Bilder! Was glaubst du denn? Wo verdammt noch mal sind die Bilder?«
    »Wie lange arbeiten Sie für Maxim, Strahow? Glauben Sie wirklich, er wird Ihnen auch nur irgendetwas vom Kuchen abgeben? Sobald Sie die Bilder gefunden haben, verfüttert er sie an die Schweine.«
    Er sieht mich grimmig an. Rammt mir die Mündung in die Nase, dass es mir die Haut aufschürft. Greift hinter sich und bringt einen schwarzen Plastikgriff mit Metallzacken am Ende zum Vorschein. »Weißt du, was das ist, Volk? Ein verdammter Elektroschocker. Weißt du, wie sich das anfühlt? So.«
    Statt der Pistole hält er mir jetzt einen Elektroschocker unter die Nase. Seine Faust zieht sich zusammen. Blitze schießen durch meinen Schädel. Mein ganzer Körper zuckt in spastischen Krämpfen. Der Schmerz ist so lähmend, dass ich nicht mal schreien kann. Alles was rauskommt ist ein »Aaaarg!« Die Blitze hören auf. Der Geruch von versengtem Fleisch steigt in meine Nase. Meine Glieder zappeln unkontrolliert. Wie lange, weiß ich nicht.
    »Ich frage, du antwortest. Okay?« Strahows Stimme scheint von sehr weit weg zu kommen.
    Der Strom knistert in meinen Nervenenden. Speichel tropft von meinem Kinn. Es riecht metallisch. Warum lügen, wenn ich die Wahrheit sowieso nicht kenne? Es kostet mich unglaubliche Mühe zu sprechen.
    »Deswegen bin ich hier, Strahow.« Ich versuche langsam zu reden, um die nächste Dosis hinauszuzögern. Egal was ich sage, sie wird kommen. Strahow mag so was. Ich kenne die Anzeichen dieser Krankheit gut. »Ich bin ebenso auf der Suche nach den Bildern wie Sie.«
    »Was weißt du?«, fragt er.
    »Dass sie von einem Hausmeister versteckt wurden, der hier gewohnt hat. Er ist tot.«
    »Das weiß ich, Idiot!«
    Strahow rammt mir den Elektroschocker in den Bauch und jagt mir eine neue Stoßwelle durch den Körper. Es raubt mir den Atem. Ich kann gerade einmal stöhnen und einen gefesselten Zappeltanz veranstalten, der noch lange, nachdem er das Ding weggenommen hat, anhält.
    »Du siehst lustig aus«, sagt Strahow und kichert.
    Ich erinnere mich an den blutigen Knorpel, der auf dem Zementboden in dem Prager Kalksteinhaus weggespritzt wurde. Zu dem Zeitpunkt dachte ich nicht, dass Strahow dafür verantwortlich war, aber jetzt weiß ich, dass ich mich geirrt habe.
    »Als nächstes sind deine Eier dran, Volk«, sagt er mit wippendem Kopf und grinst. »Wo hat Kuwaldin sie versteckt?«
    »Ich weiß es nicht«, sage ich wahrheitsgemäß und bereite mich innerlich auf das vor, was gleich folgen wird.
    Er drückt mir sein Spielzeug in den Schritt.
    Ich beiße die Zähne so hart zusammen, dass ich den Schmelz schmecke, aber der erwartete explosionsartige Schmerz bleibt aus. Als ich die Augen öffne, glaube ich zu träumen.
    Über meinem verkrampften Gesicht schwebt wie ein Geist mein wunderschöner Schutzengel. Weißes Haar breitet sich fächerartig um den rauchigen Glanz ihrer grauen Augen aus. Über ihrem Kopf baumelt Kuwaldins Kreuz wie ein unscharfer Chiaroscuro-Effekt gegen den eierschalenen Hintergrund der Wand.

43
    Valjas linke Hand wirkt auf Strahows Stirn wie die eines Kindes, während sie sie mit aller Kraft gegen ihre Schulter presst. Ihre rechte Hand ringt mit dem Griff von Kuwaldins Spaten, der in Strahows klaffendem Mund steckt. Er rudert wild mit den Armen, aber die Augen sind bereits weit nach hinten gerollt, und das Blut läuft ihm über die Brust. Strahow stirbt in Raten. Jedes Mal wenn Valja ihm den Spaten ein Stück tiefer in den Rachen rammt, stößt er einen

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