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Russisches Abendmahl

Russisches Abendmahl

Titel: Russisches Abendmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Ghelfi
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»Diesmal unter meinen Bedingungen.«
    Ich spucke Blut. Ziele auf seine Krokodillederschuhe. Treffe nicht.
    Seine Gesichtszüge verhärten sich. Er streicht mit dem Daumen über den Hahn seiner Tokarew. Strahow tritt von einem Bein aufs andere. Ich kann mich nicht entscheiden, ob sein Gezappel ein Zeichen von Unbehagen oder von Vorfreude ist.
    »Einfach keine Manieren, Volk«, sagt Peter, aber diesmal klingt seine Stimme rauer.
    »Fick dich«, sage ich zu ihm. »Und zwar richtig hart, so wie ich deine Frau gefickt habe.«
    Er stürzt sich auf mich und schlägt mit der Pistole auf mein Gesicht ein. In seiner Wut und seinem blinden Eifer geraten die Schläge wild und unkontrolliert, was mich vor dem Schlimmsten bewahrt. Ein Wangenknochen kracht, Blut strömt in meinen Mund, und nahe der Schläfe löst sich ein Hautstreifen, aber ich bekomme noch mit, wie Strahow Peter wegzieht und ihn an den Armen festhält.
    »Deine Frau hat härter zugeschlagen.« Ich gebe mein Bestes, um trotz des Blutes im Mund möglichst deutlich zu sprechen. »Jedenfalls zu Beginn, bevor es anfing, ihr zu gefallen.«
    Die Augen treten ihm aus dem Kopf. Er versucht, sich aus der Umarmung zu befreien. »Lass mich los!«, brüllt er, aber Strahow packt ihn noch fester.
    »Nein!«, sagt er leise und eindringlich. »Das ist genau das, was er will, merkst du das nicht?«
    Strahow hat recht. Mein Verlangen, Peter auf die Palme zu bringen, ist nur ein Teil dessen, was mich antreibt. Ein anderer Teil von mir will vergessen.
    Peter holt tief Luft, schüttelt Strahow ab, und richtet den Knoten an seiner blutroten Krawatte. »Wo ist sie?«, fragt er mit heiserer Stimme.
    Es ist fast eine Woche her, dass Valja Posnowa freiließ. Offensichtlich hat sie es noch nicht für nötig befunden, sich bei ihrem Ehemann zu melden. Ich lächle mein Borsoi-Lächeln. »Tot«, antworte ich und schwelge in der Angst, die in seine Augen tritt.
    Strahow springt zwischen uns. »Das ist nicht wahr«, sagt er, mehr zu Peter als zu mir.
    »Aber sicher!« Ich genieße den Moment, spiele ihn aus, erfreue mich an seinem Schmerz, den er mir, wie ich weiß, bald zurückzahlen wird. »Ein Freund von mir arbeitet im Moskauer Zoo. Er hat mich abends reingelassen. Als ich keine Lust mehr hatte, sie zu vögeln, hab ich sie Stück für Stück an die Hyänen verfüttert. Jetzt ist sie Hyänenscheiße, Peter.«
    Sein Gesicht wird aschfahl. Die Pistole fällt ihm aus der Hand, er sackt in sich zusammen und stöhnt: »Oh, mein Gott, nein.«
    Strahow dreht sich wütend zu mir um und schlägt mir seine riesige Faust in den Solarplexus. Ich liege da und schnappe nach Luft, während Strahow versucht, den armen Peter zu trösten. Es macht mich fast traurig zu sehen, wie sehr er seine treulose Frau liebt.
    »Er lügt«, erklärt ihm Strahow, als ich wieder zu Atem komme.
    »Du solltest froh sein, dass sie tot ist«, keuche ich. »Sie hat dir die ganze Sache eingebrockt. Glaub mir, es wird schwieriger, da wieder rauszukommen als reinzukommen.«
    Peter sieht mich verstört an. »Was erzählst du da?«
    »Halt’s Maul!«, schreit mich Strahow an. »Halt verdammt noch mal dein Maul!«
    Das Gerüst, das ich mir zusammengebaut habe, ächzt und knarrt und neigt gefährlich zu einer Seite. »Sie hat dich mit Maxim zusammengebracht«, erkläre ich Peter langsam, weil mir erst jetzt allmählich die Wahrheit dämmert.
    »Wovon redest du?«
    Peter scheint tatsächlich verunsichert, und jetzt besteht für mich kein Zweifel mehr, dass er nur ein liebeskranker Ehemann mit zu viel Macht ist und nicht Teil von Maxims Plan mit Posnowa, und nicht mal mit den toten Politikern in Verbindung steht. Ich bezweifle nicht, dass er es war, der uns die Polizeiboote auf der Newa auf den Hals gehetzt hat, aber wahrscheinlich nur aufgrund begrenzter Informationen, und um einen Plan zu vereiteln, über den er so gut wie gar nichts wusste. Sogar in Prag war er von der Sehnsucht nach seiner ihm fremd gewordenen Frau getrieben - er wusste, dass sie zu demjenigen kommen würde, der die Leda hatte, also schickte er mich los, sie zu finden, und dabei eben auch Posnowa. Allerdings wusste er nicht, auf was und mit wem er sich einließ. Maxim zu kontrollieren liegt weit außerhalb seiner Macht. In seinem Gesicht spiegeln sich die verschiedensten Emotionen. Verwirrung. Allmähliche Erkenntnis. Resignation.
    Meine lädierte Visage machte wahrscheinlich einen ähnlichen Wandel durch. »Sie sind erst spät dazugestoßen, nicht wahr,

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