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Russisches Requiem

Russisches Requiem

Titel: Russisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Ryan
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durchbrochen und ergossen sich über das grüne Gras wie eine schlammige Flut. Die Spieler liefen in den Mittelkreis und umringten den Schiedsrichter, um ihn zu schützen. Aber die Menschen waren überhaupt nicht aggressiv. Anscheinend hatte nur die Tribüne ihr Fassungsvermögen überschritten.
    Als Koroljow die anderen erreichte, stand Babel auf seinem Sitz, um genau zu verfolgen, wie berittene Milizionäre die Zuschauer zurück zu den Seitenlinien drängten. Eins der Milizpferde war vollkommen weiß, und Koroljow konnte genau verfolgen, wie es sich geduldig über den Fußballplatz vorankämpfte, während die dunkel gekleideten Zuschauer allmählich zum Spielfeldrand zurückwichen.
    »Werden sie das Spiel beenden können?« Schwartz blinzelte in die Nachmittagssonne, die lange Schatten über den Platz warf.
    »Ich glaube schon. Die Ments müssen nur ein bisschen Geduld haben. Entschuldigen Sie, Alexei Dimitrijewitsch - Milizionäre, wollte ich natürlich sagen. Aber das geht alles ganz friedlich. Schauen Sie, jetzt sind die meisten schon wieder an den Auslinien.«
    Die Menge klatschte der Miliz Beifall, was so ungewöhnlich war, dass Koroljow und Semjonow Blicke tauschten.
    »Ausgezeichnet!« Auch Schwartz applaudierte. Mit freundlicher Stimme bat der Ansager die Zuschauer um ihre Mithilfe, und die gute Laune schwappte von der Tribüne zu den Spielern, die einander die Hand schüttelten.
    Koroljow verteilte die Pasteten und tat so, als hätte er Schwartz' erstaunte Miene nicht bemerkt. »Das ist der sowjetische Geist, Jack. Hart, aber immer fair.« Er fragte sich, ob der Mann noch nie eine Fleischpastete gesehen hatte.
    Wieder brandete Beifall auf, als die Menschen an der Seitenlinie die Arme ineinanderhakten und einen durchgehenden menschlichen Wall um das Spielfeld bildeten. Mit stolzerfüllter Brust wandte sich Koroljow seinen Freunden zu.
    Gleich nach Wiederbeginn setzte Spartak zu einem langen Angriff an, den Alexei Starostin mit einem Tor abschloss. Erneut folgte eine Unterbrechung, als das Tor der Armee-Mannschaft von der wogenden Masse seitlich umgedrückt wurde. Die Platzbetreuer machten sich daran, die Pfosten wieder aufzustellen. Im Mittelkreis besprach der Schiedsrichter die Situation mit den Kapitänen und dem Trainerstab. Koroljow konnte sich gut vorstellen, was in ihren Köpfen vorging. Im Augenblick war die Menge noch ruhig, aber bei einem Spielabbruch war zu befürchten, dass die Stimmung umschlug. Selbst ihn packte der Zorn bei der Vorstellung, dass Spartak auf ein Wiederholungsspiel warten musste, um die Meisterschaft zu gewinnen.
    Doch nach erneutem allseitigem Händeschütteln wurde das Spiel freigegeben, und angetrieben vom immer lauter werdenden Jubel spielte Spartak entschlossen nach vorn. Als das Tor fiel, war es, als hätte nicht ein Spieler den Ball ins Netz gelenkt, sondern die Zuschauer. Die Spartak-Anhänger lagen sich in den Armen und riefen »FLEISCH, FLEISCH, FLEISCH«. Der Sohn des Buchhalters schleuderte seine Mütze in die Luft, und sein Vater suchte verzweifelt den Boden danach ab. Eine Reihe hinter ihm hatte Koroljow mehr Glück, doch als er dem Buchhalter auf die Schulter tippte, fuhr der Mann herum, als hätte ihn ein Schlag getroffen.
    Dann bemerkte er mit tiefrotem Gesicht die Mütze in Koroljows Händen. »Danke, Genosse.« Sein Blick glitt zur Seite.
    Begeistert vom Spiel, fuhr Koroljow dem Jungen durchs Haar. »Keine Ursache. Eins brauchen wir noch, dann haben wir sie im Sack, oder? Schieb die Mütze lieber in die Tasche, Kleiner. Ohne sie wird der Winter lang.«
    »Ja.« Der Mann lächelte halbherzig. »Eins brauchen wir noch.«
    Kurz vor dem Ende fiel der ersehnte dritte Treffer. Zur unaussprechlichen Freude der Spartak-Getreuen war das Spiel gewonnen, und die Armee-Anhänger mussten sich mit der Niederlage abfinden. Der Schiedsrichter ließ noch eine Minute nachspielen, aber angesichts eines rot-weißen Meers von Fahnen und Schals an den Seitenlinien und der zunehmend nervös wirkenden Milizionäre blieb ihm nichts anderes übrig, als abzupfeifen. Es folgte die zweite Platzerstürmung des Tages, noch weitaus freudiger und ausgelassener als die erste, und die weißen Brustringe der Spartakspieler waren weithin zu erkennen, als sie von der Menge über das Feld getragen wurden.
    Nach dem Verlassen der Sportstätte überlegte Koroljow, wie er mit den neuen Informationen von Goldstein umgehen sollte. Am vernünftigsten wäre es natürlich gewesen, Paunitschew zu

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