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Russisches Requiem

Russisches Requiem

Titel: Russisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Ryan
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war viel schwieriger, sich einen trockenen Platz zu sichern, wo sie sich nach der Arbeit ausruhen konnten. Die Menschen schliefen auf Treppen, in Straßenbahnen, in der Metro. Wenn die Milizionäre auf sie stießen, wurden die Leute vertrieben, aber es waren einfach zu viele. Und dieses schwere Leben hatte auch andere Folgen. Sobald sie ein wenig Geld für Alkohol hatten, machten sich die Neuankömmlinge lächerlich, und bei den Einheimischen war es kaum besser. Der Alkohol führte zu Gewalt, Notzucht, manchmal sogar Mord.
    Aber Brusilow hatte die Gegend um die Rasin-Straße unter Kontrolle, und Unruhestifter mieden das Viertel.
    Vielleicht war das der Grund, weshalb sich die Bewohner so kooperativ oder zumindest geschwätzig zeigten, als sie gefragt wurden, ob ihnen in der Nacht des Mordes etwas Ungewöhnliches aufgefallen war. Koroljow musste schmunzeln über die Behauptung einer Frau aus einer Gemeinschaftswohnung, dass ihre kürzlich aus einem weit entfernten Dorf eingetroffenen Nachbarn, die in der Fabrik Roter Oktober arbeiteten, im Bad ein Schwein hielten. Er war sich ziemlich sicher, dass das nicht sein konnte und auch nichts mit seinem Fall zu tun hatte. Allerdings hatte er schon seltsamere Geschichten über Gemeinschaftswohnungen gehört, in denen nach jahrelangem Zusammenleben mit wildfremden Menschen der kollektive Wahnsinn ausgebrochen war.
    Zwischen all dem Klatsch und den Anschuldigungen fanden sich auch die Aussagen von zwei Befragten, die einen schwarzen Wagen erwähnten, der nahe bei der Kirche auf der Rasin-Straße geparkt hatte. Einer erinnerte sich nur an die Farbe, doch der zweite Zeuge, ein halbwüchsiger Junge, war sich absolut sicher, dass es sich um einen GAZ Ml handelte. Das M in der Bezeichung stand für Wjatscheslaw Molotow, den Kommissar für Auswärtige Angelegenheiten, daher war das Automobil allgemein als Emka bekannt - das Fabrikat, das nach Semjonows Vermutung auch die Mörder gefahren hatte. Er machte sich eine Notiz. Ein anderer Spitzname für diesen Wagen, der Produktionsvorrang hatte und mit den Sicherheitsorganen, besonders jedoch mit dem NKWD in Verbindung gebracht wurde, war Schwarze Krähe, und er wunderte sich, dass überhaupt jemand es gewagt hatte, diese Marke zu erwähnen. Er selbst lehnte normalerweise ab, wenn ihm Morosow einen anbot. Der alte Ford hatte zwar ein zerbrochenes Fenster und keine Scheibenwischer, aber dafür wandten sich die Menschen nicht ab, wenn sie ihn sahen, zumindest nicht sofort.
    Als er mit seinem Stoß fertig war, blickte er zu dem geduldig wartenden Semjonow auf. »Ich habe zwei Leute, die in der Nacht einen schwarzen Wagen gesehen haben. Einer von ihnen schwört, dass es ein Emka war.«
    »Und ich habe ein bei der Kirche parkendes schwarzes Automobil«, ergänzte Semjonow.
    »Das beweist natürlich gar nichts, aber wir sollten uns diese Zeugen nochmal vorknöpfen und fragen, ob sie sich vielleicht an ein Nummernschild erinnern. Der Junge, der den Wagen als Emka identifiziert hat, weiß vielleicht noch mehr. Anscheinend ein Automobilnarr. Sonst noch was?«
    »Hier könnten wir vielleicht nochmal nachhaken. Eine alte Frau, die ein paar Türen von der Kirche entfernt wohnt, hat auf der Rasin-Straße eine junge Frau gesehen, die von zwei Männern in schweren Mänteln begleitet wurde, kurz nach Mitternacht. Sie wusste, wie spät es war, weil sie im Radio gerade die Internationale gehört hatte, außerdem hat auch beim Kreml die Glocke im Spasski-Turm geschlagen. Was meinen Sie?«
    Koroljow war lang genug im Geschäft, um sich nicht über eine alte Dame zu wundern, die nachts die Straße beobachtete.
    »Zwei Männer, wie im Stadion. Irgendeine Beschreibung des Mädchens?«
    »Schwarzer Mantel, kurzes Haar - sie könnte es sein.«
    »Vielleicht haben die Mörder sie betäubt, bevor sie sie zur Kirche brachten. Wir sollten überprüfen, wie weit der geparkte Wagen von der Wohnung der alten Dame entfernt war. Ich denke, wir müssen bei diesen Zeugen nochmal eine Runde drehen. Am besten, Sie zeichnen Koroljow schob die Protokolle zur hinteren Seite des Schreibtischs. »Immerhin ein paar Anhaltspunkte. Ich werde Stabsoberst Gregorin fragen, ob er uns bei dem Emka helfen kann, aber das Kennzeichen wäre natürlich besser.«
    »Was ist mit der Identifizierung des Banditen?«
    »Larinin wird sich durch die Verbrecherkartei arbeiten, aber wenn Sie das auch machen könnten, wäre es eine Hilfe. Sonst sehen wir zu, dass wir ein Bild von ihm in den Revieren

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