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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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befördert.“
    „Sie besagt, daß einem Führer
Israels sicheres Geleit gewährt wird“, erklärte Hedak. „Boas soll dich bei
deinem nächsten Besuch begleiten.“
    „Boas?“ Beinahe hätte Cheb die
Tafel fallen lassen. „Aber Boas ist dein und Moabs erbitterter Feind, Herr.“
    „Er wird hierher kommen, um
über Frieden zu sprechen“, erklärte Hedak, und ein breites Grinsen überzog sein
Gesicht. „Die Idee stammt von seinem Freund Machlon.“
    „Du scherzt, Herr, Machlon
weiß, wie sehr Boas euch haßt.“
    „Hier handelt es sich um eine
Staatsangelegenheit“, erklärte Hedak. „Eine Beratung zwischen den Führern der
Völker.“
    „Ich — ich verstehe immer noch
nicht.“
    „Es ist doch ganz einfach“,
sagte Hedak mit einem boshaften Lächeln. „Wenn Friede herrscht, dann brauche
ich keine Spione unter den israelitischen Stämmen, die mir hinterbringen, was
sie tun und sagen. Dann hast du keine weitere Arbeit, Cheb, als deine Karawane
zu führen. Und selbst das bringt dir wenig Gewinn, denn dann kann jeder
zwischen Moab und Israel Handel treiben.“ Nebo lachte schallend über das
bestürzte Gesicht des Karawanenführers. Aber Cheb war kein Dummkopf. Er fühlte,
daß da mehr war, als man ihm erzählte, und plötzlich glaubte er, die Antwort zu
kennen. „Der Weg nach Heschbon ist an manchen Stellen gefährlich eng“, sagte er
mit einem wissenden Grinsen. „Wenn ein Pferd zufällig stolpern und einen Abhang
hinunterstürzen sollte, wäre ich sehr betrübt über den Verlust eines wertvollen
Tieres. Und keiner würde lauter über den Tod von Boas klagen als ich.“
    „Sei kein Narr!“ schrie ihn
Hedak an. „Wenn ich Boas getötet haben wollte, könnte ich ein Dutzend
hebräischer Attentäter anwerben, die ihm einen Dolch zwischen die Rippen
stoßen, während er schläft. Ich möchte ihn unversehrt hier in Heschbon haben.
Verstanden?“
    Cheb wurde blaß. „Aber —
aber...“
    „Und du bürgst mit deinem Leben
für seine Sicherheit!“
    „Wie du befiehlst, Herr“,
stammelte Cheb. „Ich bin dein Sklave.“
    „Noch etwas“, fuhr Hedak fort.
„Der Schwertschmied schickt ebenfalls eine Tontafel nach Betlehem, die Boas
versichert, daß die Aufforderung des Königs in guter Absicht erfolgt. Bevor du
dich morgen auf den Weg machst, gehe zu Machlon und nimm diese Tafel mit. Es
ist wichtig, daß beide Tafeln den Rat und Boas erreichen.“
    „Ich werde deinen Befehl genau
befolgen, Herr“, murmelte Cheb kläglich und entfernte sich mit dem Rücken zur
Tür, aber der moabitische Feldherr hielt ihn mit erhobener Hand zurück.
    „Du hast mir wohl gedient,
Cheb“, sagte er. Seine gute Laune war zurückgekehrt. „Deshalb will ich dich
nicht länger auf die Folter spannen. Du sollst Boas sicher nach Heschbon
bringen, weil sich etwas Wichtiges ereignen wird, sobald er hier ist — man wird
unserem Freund Boas die Schuld daran geben, und es wird die Moabiter so
erzürnen, daß sie mich geradezu anflehen werden, Krieg zu machen.“
    Chebs Gesicht leuchtete auf.
„Verlaß dich auf mich, Herr“, sagte er. „Ich werde dir auch diesmal treu
dienen.“
    „Sieh zu, daß beide Tafeln den
Rat erreichen“, warnte Hedak. „Und daß du Boas wohlbehalten aus Israel
hierherbringst. Kein anderer genügt.“
    Hedaks Anweisungen folgend,
ging Cheb am nächsten Morgen zur Werkstatt Machlons, um die Tafel abzuholen,
mit der Boas versichert wurde, daß die Einladung Zebuschars aufrichtig gemeint
war. „Du kannst Boas sagen, daß du mit mir gesprochen hast, Cheb“, wies Machlon
ihn an. „Er wird bestimmt kommen, und wir beide werden Israel vor der
Vernichtung bewahren.“
    Cheb hielt die Tafel, die ihm
Hedak übergeben hatte, in die Höhe. „Der König hat sein Siegel in den Ton
gedrückt“, stimmte er bei. „Boas muß diesen Botschaften Glauben schenken. Ich
werde ihn sicher nach Moab bringen, Machlon, hab keine Furcht. Hedak läßt mich
mit dem Leben bezahlen, wenn ich es nicht schaffe.“
    „Sag Boas, daß er in meinem
Haus wohnen wird und daß ich für seine Sicherheit bürge“, rief Machlon noch,
als Cheb den Hof verließ.
    Ruth hatte seit dem frühen
Morgen auf Chebs Ankunft gewartet. Als er den Hof betrat, verließ sie das Haus
durch eine Seitentür, um ihn draußen abzufangen. Als Cheb sich mit der
Maultierkarawane dem Stadttor näherte, trat sie rasch vor und bedeutete ihm
stehenzubleiben.
    „Ich bin Ruth, die Frau
Machlons“, erklärte sie rasch. „Du mußt Boas unbedingt sagen, daß ich

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