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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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ist
beschäftigt, aber er sandte mich aus, damit ich dich zum Hause des
Schwertschmieds Machlon begleite, der dich bis zum Abend gastlich auf nehmen
wird.“
    „Ich danke dir“, sagte Boas
einfach.
    „Zu deinen Ehren wird am Abend
ein großes Fest stattfinden“, fuhr Nebo fort. „Der König und Prinz Hedak werden
dich dann begrüßen.“
    Boas verbeugte sich höflich,
aber seine Augen blieben wachsam. „Ich bin beeindruckt von der Herrlichkeit
eurer Stadt und der Aufnahme, die ihr mir bietet“, sagte er.
    Nebo hob die Augenbrauen.
„Prinz Hedak sagt, du seist der beste Kämpfer in ganz Israel. Wenn es die Zeit
erlaubt, wäre es mir eine Ehre, mich mit dir im Übungskampf zu messen.“
    Boas vermied es sorgfältig,
seine Zweifel erkennen zu lassen. „Ich komme in einer Mission des Friedens“,
erinnerte er Nebo. „Sollte sich jedoch die Gelegenheit dazu ergeben, werde ich
gern auf dein Angebot zurückkommen.“
    Nebo warf ihm einen prüfenden
Blick zu, ehe er sein Pferd wandte und sich an die Spitze des Zuges setzte. Die
moabitischen Reiter gruppierten sich zu beiden Seiten des israelitischen
Besuchers und ritten so durch Heschbons Straßen zum Hause Machlons.
    Boas’ aufmerksamem Blick
entgingen weder die bewaffneten Soldaten in der Stadt noch die Lustlosigkeit
auf den Gesichtern der Bevölkerung. Die Leute hasteten ängstlich zur Seite, als
die Militäreskorte durch die Straßen ritt, der es gleichgültig war, ob
diejenigen, die sich nicht schnell genug bewegen konnten, von den Pferdehufen
getroffen wurden oder nicht.
    In den wenigen Minuten, die
notwendig waren, um die Strecke zwischen dem Stadttor und Machlons Haus
zurückzulegen, entschied Boas, daß zwischen den Soldaten Hedaks und dem Volk
von Moab wenig Sympathie bestehen konnte. Aber er gab sich nicht der Illusion
hin zu glauben, daß Hedaks Einfluß deshalb geringer geworden sei, denn er wußte
sehr wohl, wie leicht die Stimmung eines Volkes nach den Zwecken eines
skrupellosen Führers zu lenken war.
    Wie Jahre zuvor Machlon und
Kiljon, so war nun Boas von der Pracht Heschbons überrascht. Er hatte von der
Herrlichkeit dieser Stadt gehört, aber heute erblickte er sie zum ersten Mal.
Und die Wirklichkeit übertraf selbst die Geschichten Chebs. Vom Tor aus, durch
das sie die Stadt betreten hatten, führte eine breite Straße zu den Tempeln des
Kamosch und der Ischtar, die sich an den Seiten eines großen, quadratischen
Platzes gegenüberlagen. An einer dritten Seite des Platzes erhob sich ein
schwer befestigtes Gebäude, Soldaten waren auf den Schutzmauern und vor jeder
Tür postiert.
    „Prinz Hedaks Palast“,
verkündete Nebo stolz und deutete mit dem Kopf auf die Zitadelle. „Das
Hauptquartier von Moabs Heeren.“
    Durch die Pracht der Stadt
vorbereitet, war Boas über den Wohlstand in Machlons Haus mit dem geschäftigen
Hof, auf dem die Schmiedefeuer glühten und die Ambosse von den
metallschlagenden Hämmern erklangen, nicht überrascht.
    Am Hoftor blieben Nebo und die
Militäreskorte zurück. Machlon war von der Ankunft seines Freundes unterrichtet
und eilte hinaus, um ihn zu begrüßen und ins Haus zu führen.
    „Die Jahre sind gut zu dir
gewesen, mein Freund“, sagte Boas, als sie sich umarmten. „Es ist
offensichtlich, daß du zu Wohlstand gekommen bist.“
    „Ich würde mit Freuden alles
aufgeben, wenn ich den Schaden, den ich angerichtet habe, wiedergutmachen
könnte, Boas. Du bist durch die Stadt gegangen. Du hast gesehen, wie die Dinge
stehen.“
    „Ganz Moab ist eine einzige
Festung. Mir kommt es nicht so vor, als ob sie Frieden wollten.“
    „Aber der König wünscht es“,
sagte Machlon eifrig. „Und das Volk. Du wirst es sehen, wenn du eine Weile hier
gewesen bist.“
    „Wo sind deine Kinder?“
    „Wir... wir haben keine.“
    „Will die Moabiterin, die du
geheiratet hast, keine?“
    „Wir beide wünschen uns Kinder,
Ruth sogar mehr noch als ich“, entgegnete Machlon. „Aber der Allerhöchste hat
es nicht für richtig befunden, uns diese Gnade zu erweisen.“
    „Bist du glücklich mit der
Frau, die du geheiratet hast, Machlon?“
    „Mit Ruth?“ Machlon schaute ihn
verblüfft an. „Natürlich bin ich glücklich. Sie ist das schönste und gütigste
Geschöpf, das der Allerhöchste je geschaffen hat. Wenn du sie gesehen hast,
wirst du sie genauso lieben wie wir alle, Boas.“
    „Geziemt es der Ehefrau nicht,
die Gäste ihres Mannes zu begrüßen?“
    „Ruth ist im Palast“, erklärte
Machlon hastig. „Bevor wir

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