Ruth
sie für
den Krieg auszubilden, der nun unausweichlich schien. Eliabs Zelt stand in der
Nähe des Flusses. Beide Männer hörten das Geräusch im selben Augenblick, als es
die Ohren des Wachtpostens, der den Flußübergang und die Straße nach Moab
beobachtete, erreichte.
Eliab sprang auf die Füße und
packte seinen Speer. Abiram war dicht hinter ihm. Sie gingen rasch und leise zu
dem Wachtposten, der in der Dunkelheit auf das gegenüberliegende Flußufer
starrte. Während sie schauten und lauschten, war es erneut zu hören: das
Geräusch eines Steines, der durch den Huf eines Pferdes vom Pfad gelöst worden
war.
„Weck die Leute“, sagte Eliab
zu dem Posten. „Aber halte sie ruhig.“
Ein paar Sekunden später war
deutlich das Trappeln von Hufen am anderen Ufer des schmalen Flusses zu hören.
„Es sind nur ein oder zwei
Männer“, sagte Eliab flüsternd. „Wir werden sie festnehmen und zu erfahren
versuchen, was in Moab geschehen ist.“
„Vielleicht haben sie
Neuigkeiten über Boas.“ Abiram umklammerte seinen Speer.
Gespannt warteten sie, während
die israelitischen Krieger sich hinter ihnen sammelten.
„Nehmt sie lebend, wenn ihr
könnt“, lautete Eliabs geflüsterter Befehl. „Aber tötet mitleidlos, wenn es
sein muß. Das sind die Leute, die Boas ermordet haben.“
Bald erschienen drei Reiter.
Der eine war so groß und sein Äußeres so vertraut, daß es für die Israeliten
keinen Zweifel mehr gab. „Es ist Boas!“ schrie Eliab. „Haltet eure Speere
zurück!“
Die Neuankömmlinge trieben ihre
Pferde über den Fluß und wurden von denen willkommen geheißen, die sie für tot
gehalten hatten. „Gott sei Dank, du bist unversehrt, Boas“, rief Eliab aus.
„Abiram kam heute Nachmittag mit der Nachricht, daß du schändlich verraten
worden seist. Wir wollten morgen losreiten und das Volk vor dem Krieg warnen.“
„Wir werden morgen
losreiten.“ Boas stieg ab und ging zum Feuer, um sich zu wärmen, denn es war
kühl hier neben dem Fluß. „Mit Moab wird es keinen Frieden geben, solange Hedak
lebt.“
„Wir hörten, daß Zebuschar tot
sei“, sagte Eliab. „Und daß man dich beschuldigte, ihn vergiftet zu haben.“
„Meine Reise nach Moab war ein
Teil von Hedaks Plan, ganz Moab in seine Gewalt zu bringen und die Leute gegen
Israel aufzuwiegeln“, erklärte Boas. „Er tötete Zebuschar, weil der König
wirklich Frieden wollte. Jetzt hat er den Sohn, Akton, als Marionette
eingesetzt.“
„Dann wird es Krieg geben?“
„So sicher, wie die Sonne
aufgeht.“
„Wie bist du entkommen, Boas?“
fragte Abiram.
„Er hätte es beinahe nicht
geschafft“, sagte Joseph grinsend. „Ram und ich hielten uns in den Höhlen
außerhalb Heschbons versteckt. Als wir jemanden den Hügel heraufkommen hörten,
waren unsere Speere an seinem Hals, bevor wir ihn erkannt hatten.“
„Aber deine Flucht aus der
Stadt?“ sagte Eliab. „Sicher hat der Allerhöchste dir geholfen.“
Boas blickte über den Fluß in
die Dunkelheit, aus der er gekommen war, nach Moab hinüber, wo er sein Leben verloren
hätte, wenn da nicht eine Frau gewesen wäre, deren Mut so groß war wie ihre
Schönheit.
„Die Leute werden wissen, daß
der Herr auf unserer Seite kämpft, wenn sie erfahren, daß er dich für Israel
mit seinen eigenen Händen bewahrt hat“, wiederholte Eliab.
Boas wandte sich wieder dem
Feuer zu. „Der Herr hat mir in der Tat geholfen, Eliab“, sagte er.
Eliab nickte ernst. „Er hat dir
dein Leben geschenkt... Und er hat Israel den Löwen von Juda zurückgegeben.“
8
Ruth hatte nie angenommen, daß
Hedak es wagen würde, ihr etwas zuleide zu tun, obwohl sie sicher war, daß er
die Rolle, die sie bei Boas’ Flucht aus Heschbon gespielt hatte, zumindest
vermutete. Ihr Vater, Abinoth, war einer der Führer der edomitischen Stämme
gewesen. Und sie selbst war von Zebuschar an den Hof geladen worden, weil der
König sie wirklich schätzte, zum Teil aber auch, weil er darin eine Geste der
Versöhnung gegenüber den südlichen Stämmen sah, die nicht so kriegerisch waren
wie die nördlichen. Sie wußte, daß Hedak es kaum riskieren konnte, diese zu
einer Zeit zu verärgern, in der er die Unterstützung des ganzen Volkes bei
seinem geplanten Marsch westwärts zum Großen Meer benötigte.
Die Schmiede blieb jedoch nicht
still. Ohne Machlons Geschick und Kenntnisse konnten die wertvollen Schwerter,
die er geschmiedet hatte, zwar nicht mehr hergestellt werden, aber alle
Schmiede
Weitere Kostenlose Bücher