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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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konnten Schilde und Helme machen.
    Zwei Tage nach Machlons Tod
brachte Nebo einen stämmigen moabitischen Schmied namens Abar in den Hof und
verkündete, daß die Schmiede von nun an im Namen des Königs Akton betrieben
würde. Wieder loderten die Flammen unter dem Luftstoß der Blasebälge auf, und
der Klang von Hämmern, die Schilde, Helme und Metallblättchen für die Rüstungen
bearbeiteten, erfüllte den Hof.
    Ruth hatte sich der sofortigen
Einziehung des Besitzes ihres Mannes nicht widersetzt, weil sie neue
Schwierigkeiten vermeiden wollte und ihre ganze Zeit von der Sorge für Noëmi
ausgefüllt war. Seit jener Nacht des Schreckens, die nun Monate zurücklag, ging
Noëmi wie im Traum umher.
    Die meiste Zeit des Tages saß
sie in einer Ecke des Hofes, blind gegen das, was um sie herum vor sich ging.
Ihre Lippen bewegten sich in geflüsterten Gebeten zum Allerhöchsten, daß er sie
mit ihrem Mann und ihren Söhnen im Tod vereinen möge. Ruths eigener Kummer war
groß, aber die Sorge für Noëmi lenkte sie wenigstens etwas ab. Außerdem war
Ruth noch jung, und obwohl sie Machlon innig geliebt hatte und sein Tod einen
dauernden Schmerz für sie bedeutete, half ihr die Widerstandskraft der Jugend.
    Orpa war nie so eng mit Noëmi
verbunden gewesen wie Ruth und konnte deshalb bei der Sorge um die alte Frau
keine große Hilfe sein. Ruth war zu beschäftigt, um zu bemerken, daß Orpa bald
immer weniger Zeit im Hause zubrachte. Hätte sie es aber bemerkt, dann hätte
sie es dem Bedürfnis der jungen Frau nach der Gesellschaft anderer Menschen
zugeschrieben, das immer groß gewesen war, während Ruth mit ihrem Heim und
ihrer Familie Zufriedenheit gefunden hatte.
    Ruth konnte jedoch sehen, daß
Orpa bekümmert war, als sie eines Morgens im Hof neben ihr stehenblieb. Ruth
zerstampfte Körner in einem Steinmörser, da nur noch wenig Sklaven für die
niedrige Arbeit im Hause waren. „Wie hübsch du heute morgen aussiehst, Orpa“,
sagte sie mit einem Lächeln und strich sich mit dem Arm das rote Haar aus der
feuchten Stirn.
    Orpa setzte sich auf die Bank
neben Ruth. „Laß mich dir helfen.“
    „Ich bin beinahe fertig. Mach
dir mit dem Stößel nicht die Hände schmutzig.“
    „Ruth“, begann Orpa zögernd.
    „Ja?“
    „Ich muß dir etwas sagen.“
    Ruth lächelte. „Waren wir nicht
immer wie Schwestern zueinander? Was ist es?“
    „Hedak ist heute morgen
aufgebrochen, um die nördlichen Stämme zu besuchen. Er bringt ein Heer mit
zurück, das er gegen Israel einsetzen will.“
    Ruth hielt den Atem an. „Bist
du sicher?“
    „Ich habe es von einem seiner
Hauptleute erfahren.“
    „Aber Hedak könnte ihn
beauftragt haben, es dir zu sagen. Vielleicht dachte er, daß wir Israel
irgendwie benachrichtigen und aufschrecken würden, so daß er einen Anlaß hätte,
es anzugreifen.“ Orpa schüttelte den Kopf. „Ein Mann spricht in den Armen einer
Frau die Wahrheit“, sagte sie fast trotzig.
    Ruth blickte zu Boden, damit
Orpa das Erschrecken und die Überraschung nicht in ihren Augen lesen konnte.
    „Ich bin nicht wie du, Ruth“,
fuhr Orpa fort, halb beschämt und halb herausfordernd. „Niemand hat mich je
standhaft genannt.“
    „Du mußt tun, was dir dein Herz
befiehlt, Orpa.“ Ruth legte einen Arm um sie. „Hast du noch etwas anderes
erfahren, was wir wissen müssen?“
    „Wenn er zum Krieg bereit ist,
will Hedak die Israeliten in Moab als Spione beschuldigen und hinrichten
lassen.“
    Ruth hielt den Atem an.
„Noëmi!“
    „Sie ist schon verurteilt“,
stimmte Orpa zu. „Ich gab vor, sie zu hassen, und fragte. Hedak wird behaupten,
daß Noëmi für die Befreiung von Boas verantwortlich sei.“
    Ruth drehte sich um und blickte
auf die mitleiderregende Gestalt, die vor dem kleinen Altar auf der Seite des
Hofes kniete, vor dem die Familie zu beten pflegte. „Unser Volk in Edom haßt
die Israeliten nicht so, wie sie es in Heschbon tun“, sagte sie. „Wenn wir zu
ihnen gingen, wäre Noëmi in Sicherheit.“
    „Aber dürften wir denn
überhaupt die Stadt verlassen?“
    „Mit einer Erlaubnis des
Königs...“
    „Der König!“ lachte Orpa.
„Akton ist ein Kind. Er macht nur, was Hedak ihm sagt.“
    „Aber Hedak ist weg“, erklärte
Ruth. „Und wie du sagst, Akton ist ein Kind. Morgen werde ich zu ihm gehen und
ihm sagen, daß ich die südlichen Stämme aufsuchen will, um sie enger an sein Königreich
zu binden und Soldaten für Hedak zu werben. Er wird mich ziehen lassen, wenn
ich ihm sage, wie stolz

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