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Rywig 01 - Bleib bei uns Beate

Titel: Rywig 01 - Bleib bei uns Beate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Das war gut so.
    Denn dadurch war ich abends so müde, daß ich trotz allem schlief. Oder richtiger, trotz der einen einzigen Tatsache: daß Axel nichts von sich hören ließ.
    Lieber Himmel, wie ich auf dies Telefongespräch wartete! Und wenn das Telefon klingelte, war ich wie ein Blitz dran und nahm es ab.
    Aber nie fragte jemand nach Beate Hettring.
    Hatte Axel meine Adresse vergessen, weil es an dem Abend in der Wohnungstür so schnell ging?
    Nun, dann hätte er doch nur nach Tjeldsund zu schreiben brauchen. Wenn er mich wirklich ausfindig machen wollte, dann gäbe es immer Mittel und Wege.
    Ach, der Kloß im Hals kam unversehens wieder, und ich war so grenzenlos unerfahren, ich hatte ja noch nie zuvor eine wirklich große Liebe erlebt.
    Mein freier Sonntag kam heran, und ich ahnte nicht, was ich den ganzen langen Tag anfangen sollte.
    Freitag nachmittag war ich in der Stadt. Ich mußte unbedingt zum Friseur. An dem Tag, als ich zu Axel ging, hatte ich einen großen, sehr anständigen Frisiersalon gesehen.
    Ich läutete also dort an und machte eine Zeit aus.
    „Fräulein Hettring? Ja, bitte, Sie können gleich drankommen. Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen...“
    Ein zuvorkommendes Mädchen hängte meinen Mantel hübsch auf einen Bügel und trug ihn zum Kleiderständer. Plötzlich setzte mein Herzschlag aus. Mein schmuckloser blauer Mantel von Geschwister Nielsen, Damenkonfektion, Tjeldsund, wurde neben einen hellgelben Orionmantel mit einer großen, grünen Spinne auf dem Aufschlag gehängt.
    Halb wirr im Kopf hörte ich, wie jemand meinen Namen sagte, und ich stand auf und ging hinter einer weißgekleideten Gestalt her in ein rosa Kabinett. Als ich über dem rosa Becken hing, mit einem rosa Waschlappen vor den Augen, da merkte ich, daß dieser Waschlappen mir sehr gelegen kam.
    Als ich mich aber wieder aufrichten durfte, da waren meine Augen trocken, und daß ich ein bißchen rot im Gesicht war, konnte ja auch von dem heißen Wasser und der vornübergeneigten Haltung kommen.
    Das Haar wurde bearbeitet und frisiert, ich saß schweigend da und antwortete nur, wenn ich gefragt wurde, wo ich den Scheitel haben wolle und ob das Haar so frisiert werden oder vielleicht lieber einen kleinen Schwung nach links haben solle.
    Mit einem Male hörte ich ein leises Trällern. Aus dem Nebenkabinett, das von dem meinen nur durch einen geblümten Vorhang getrennt war, ertönte das leise Brummen einer Trockenhaube und durch dies Brummen hindurch das Singen.
    Und wieder stockte mein Herzschlag.
    „Ich möchte träumen von dir, mein Putschikam,
    Ich möchte träumen von dir, mein Mutschikam...“
    Die Augen meiner Friseuse und die meinen trafen sich im Spiegel. Sie lächelte.
    „Ja, es kommt so oft vor, daß die Damen, sobald sie unter der Haube sitzen, vergessen, daß wir anderen hören können, wenn sie selber auch nichts hören“, sagte sie. „Die Kundinnen sitzen oft so da und singen leise vor sich hin. So, bitte - ich hole schnell was zum Lesen für Sie...“
    Die Illustrierten blieben auf meinem Schoß liegen, und die Trockenhaube dröhnte gegen meinen Schädel.
    Aber ich sang nicht.
    Das also war der Grund, weshalb Axel die Melodie haben wollte. Die grüne Spinne sollte betört und weichgemacht werden mit der einschmeichelnden Stimme, die von Putschikam und Mutschikam sang.
    Das war der Grund!
    Nun mal ganz vernünftig, Beate, sagte ich zu mir selber. Sieh den Dingen ins Auge. Der Zufall war dir behilflich, Klarheit zu gewinnen. Also, das ist es: Axel ist mit dir fertig. Du warst ein hübsches kleines Sommererlebnis. Nichts weiter. Sei ehrlich gegen dich selber, Beate. Hat Axel dir jemals gesagt, daß er dich liebe? Nein! Hat er jemals etwas versprochen im Hinblick auf die Zukunft? Nein! Weißt du eigentlich, was in Axel steckt, hinter dem gut geschnittenen Gesicht und der einschmeichelnden Stimme? Nein!
    Sah er auch nur im allergeringsten erfreut aus, als du kamst und ihm die Grammophonplatte schenktest? Nein, ganz und gar nicht! Er sah betreten aus, peinlich berührt! Er ließ dich auf der Treppe stehen. Er sagte, er wolle dich anläuten, aber fragte er denn nach der Telefonnummer, fragte er, wo du zu erreichen seist? Nein, das sagtest du ihm unaufgefordert. Siehst du ein, daß du dich lächerlich machst, wenn du versuchst, ihm wieder zu begegnen? Merkst du, was für eine himmelschreiende Gemeinheit es war, dir zu schreiben und nach dieser Melodie zu fragen? - Nein halt! War es wirklich so gemein? Von seinem

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