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Rywig 01 - Bleib bei uns Beate

Titel: Rywig 01 - Bleib bei uns Beate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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du wohl wissen, was? Aber höre mal, Senta, es war nicht anständig von dir, daß du versuchtest, mir ein Schnippchen zu schlagen. Ich dachte, du wärest eine gute Kameradin?“ Senta wurde puterrot.
    „Ja - aber, weißt du - es ist sozusagen zur Gewohnheit geworden
    - ich meine, wir haben so lange unseren Spaß daran gehabt, Leute hinters Licht zu führen, daß...“
    „Ja, ich verstehe sehr gut, daß das Spaß macht. Aber, nicht wahr, Senta, es ist ein Unterschied, ob man Leute hinters Licht führt, weil es Spaß macht, oder ob man sich auf diese dumme Art und Weise einen Vorteil verschaffen will? Du wolltest mir doch jetzt entwischen und damit erreichen, daß ich die ganze Abwäsche allein machen sollte, nicht wahr?“
    „Da hab ich gar nicht drüber nachgedacht, Beate. Auf Ehre, so war es nicht gemeint.“
    „Nun gut, dann reden wir nicht mehr davon. Nein, für die Gläser nimm bitte das blaukarierte Tuch. So ja. Du wirst sehen, wie fix es geht, wenn wir zu zweit sind. Weißt du, dies erinnert mich fast an zu Hause, wenn Edith mir das Geschirr abtrocknete. Erst versuchte sie zu entwischen, aber wenn wir erst mal im Gange waren, dann hatten wir es furchtbar gemütlich.“
    „Wie alt ist Edith, Beate?“
    „Sie ist jetzt siebzehn.“
    „Und hilft sie nun deiner Mutter?“
    „Ja, fürs erste. Sie ist mit der Schule fertig, und im nächsten Jahr will sie Säuglingspflege lernen.“
    Senta schwieg ein Weilchen. Dann fragte sie, zögernd, tastend: „Wie ist deine Mutter, Beate?“
    „Wie meine Mutter ist?“ Ich lachte. „Mit der Frage bist du bei mir nicht am rechten Platz. Ich habe meine Mutter so lieb, daß ich sie bestimmt nicht unparteiisch beurteilen kann.“
    „Du mußt doch sagen können, wie sie ist?“
    „Sie ist wahnsinnig gut, das auf jeden Fall. Und dann ist sie fleißig und tüchtig - ja, sie kann allerdings auch stinkewütend werden...“
    „Aha, das hast du dann wohl von ihr geerbt“, sagte Senta freimütig.
    „Das hab ich wohl, du Jungfer Naseweis. Aber dann wird sie auch gleich wieder gut, und das werde ich auch. Und dann denkt sie immer zuerst an uns Kinder und zuletzt an sich selbst - und du kannst dir ja wohl ausrechnen, wenn sie an acht Kinder zu denken und für sie zu sorgen hat, dann bleibt für sie selber nicht mehr allzuviel übrig.“
    Senta schwieg wieder eine Weile. Dann meinte sie: „Du, deine Mutter möchte ich gern mal kennenlernen.“
    Da wagte ich mich mit einer Frage vor, die ich bisher nicht hatte stellen mögen: „Erinnerst du dich noch an deine Mutter, Senta?“
    „Nicht besonders gut. Ich war erst sechs, als sie starb. Ich erinnere mich noch, daß Sonja zu mir ins Bett gekrabbelt kam, und daß wir beide weinten. Ich weiß nur, daß meine Mutter sehr hübsch aussah.“
    Ich nickte.
    „Ja, das weiß ich. Ich habe ja das wunderschöne Bild bei euch an der Wand gesehen.“
    Dann schwiegen wir wieder eine Weile, und ich dachte an das schöne Gesicht auf dem Bild. Schön, aber kalt. Aus dem Blick leuchtete keine Weichheit, keine Güte.
    Aber natürlich - man kann nach einer Fotografie nicht urteilen.
    Schließlich waren wir fertig und der letzte Teller weggeräumt. „So, nun danke ich dir tausendmal, Senta. Jetzt kannst du gehen, aber denk dran: Du mußt vor sechs wieder da sein.“
    „Kann ich dir nicht noch helfen, Beate? Es - es ist so gemütlich, mit dir zusammen zu arbeiten.“
    Liebe kleine Senta - wie mir das wohltat!
    „Findest du? Ja, du weißt, ich habe für mein Leben gern Menschen um mich.“
    „Was mußt du denn jetzt machen?“
    „Ich wollte eigentlich Silber putzen. Das Eßsilber ist blank, aber die Schalen auf der Anrichte und der Aschbecher bei deinem Vater drinnen.“
    Senta holte bereitwillig die Dinge herbei, und dann machte sie sich mit Eifer über Putzpomade und Lappen her.
    Wieder zwei Tage lang Spuren an den Fingern, dachte ich.
    Aber am selben Abend machte ich eine sonderbare Entdeckung.
    Beide Zwillinge waren mit ihren Rechenheften zu mir ins Wohnzimmer gekommen. Sie hatten eine furchtbar knifflige Aufgabe auf, und nun sollte ich helfen.
    Ich kann nicht behaupten, daß ich ein mathematisches Genie bin. Aber an eine Rechenaufgabe für Elfjährige wagte ich mich noch.
    So versuchte ich zu erklären; die Kinder stellten Fragen, und ich versuchte, so zu antworten, daß sie es verstehen konnten.
    „Nein, Sonja - da darfst du nicht teilen, denk mal nach... das begriff Senta dann sofort - Senta, zeig Sonja doch deine Aufstellung. Übrigens,

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