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Rywig 01 - Bleib bei uns Beate

Titel: Rywig 01 - Bleib bei uns Beate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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jetzt nicht schelten. Reich mir das Brot, Bernt - ich hätte gern noch mehr Salat, Fräulein Beate, der ist ganz hervorragend.“
    In das Wesen des Arztes war ein neuer Zug getreten - er wirkte munterer und gesprächiger, und das machte ihn jünger, obwohl er mit einer gewissen väterlichen Autorität auftrat. So paradox es klingt, aber es war so.
    „Ich hab einen Hund gezeichnet“, berichtete Hansemann. „Und Beate kriegt ihn für ihr Zimmer, um ihn an die Wand zu hängen. Kann ich noch ein Brot haben, Beate?“
    „Ich werd es dir zurechtmachen, Beate kommt ja selber gar nicht zum Essen“, sagte der Doktor. „Oder - vielleicht kannst du es selber, Hansemann?“
    „Das kann ich doch“, meinte Hansemann.
    Worauf er die Hälfte der Butter in der Dose auf eine Scheibe Röstbrot klatschte und von da auf Teller, Tischtuch und Finger verschmierte. Es war gar nicht zu beschreiben, wie süß er aussah in seinem Eifer, allein etwas tun zu dürfen. Wie war doch an diesem Jungen gesündigt worden in all diesen Jahren, daß er wie ein Baby behandelt wurde und nicht die geringste Selbständigkeit und Jungenhaftigkeit hatte entwickeln dürfen.
    Ich begegnete dem Blick des Arztes. Ich wußte, was er dachte. Hätte Tante Julie hier gesessen, dann hätte sie eingegriffen, weil Fettflecken auf das Tischtuch und Hansemanns Sachen kamen. Sie hätte ihm Brot und Teller fortgenommen und ihm alles zurechtgemacht, und Hansemann hätte untätig dabeigesessen und sich irgendeinen Unfug ausgedacht, um sich geltend zu machen.
    Dr. Rywig lächelte mir zu. Ich wußte, was dies Lächeln sagen wollte. Es wollte Dankbarkeit ausdrücken und - Anerkennung.
    Die Zwillinge räumten ab, und ich brachte Hansemann ins Bett. Nach wenigen Minuten schlief er süß und fest mit seinem Bären im Arm. Auf Teddys Plüschleib war kein einziges Härlein mehr zu sehen, fünfmal dreihundertfünfundsechzig Nächte in Hansemanns Bett und in seinen liebevollen Armen hatten sein Fell völlig verschlissen.
    Er sah ungefähr so aus wie Heidis Plüschkatze und Rolfs Kaninchen - er wirkte ganz heimatlich auf mich, und ich fühlte eine große Zärtlichkeit für Hansemann, als ich mich niederbeugte und die Decke besser um ihn und den Bären zurechtstopfte.
    Bernt hatte dem Vater vorgeschlagen, sie sollten mit der Abrechnung morgen fortfahren. Als sie zu uns hereinkamen, waren die Zwillinge und ich mitten in einem Ratespiel.
    Die Kinder „dachten an einen Gegenstand“, und ich mußte allmählich herausfinden, was es war. Mit Hilfe ungezählter Fragen hin und her, ob es im Tierreich sei, im Pflanzenreich, Mineralreich, ob der Gegenstand noch immer existiere, ob er hier im Hause sei und so weiter, kriegte ich endlich heraus, daß es der kupferne Samowar im Eßzimmer war.
    „Jetzt sind wir mit Raten dran“, sagte Senta.
    „Nein“, rief Sonja. „Jetzt muß Papa mal. Raus mit dir, Papa, wir suchen ordentlich was Schwieriges für dich.“
    „Ach ja, an Schwierigkeiten bin ich bei euch beiden gewöhnt“, lachte der Doktor und erhob sich.
    „Wir nehmen Hansemanns Bären“, meinte Sonja.
    „Nein, ich weiß was - den Schinken, den Papa heute abend gegessen hat.“
    „Viel zu leicht“, meinte Bernt. „Wir denken an die Birne in seiner Mikroskopierlampe in seinem Sprechzimmer.“
    Der Doktor kam herein, und jetzt folgte ein lustiges Fragespiel -es war schwierig, richtig zu antworten, und es gab ein Kreuzfeuer zwischen Vater und Sohn. Ich schaute die beiden Gesichter an, einander so ähnlich, beide mit wachen, klugen Augen, beide gefesselt und gespannt.
    „Ich räche mich jetzt aber“, lachte der Doktor, nachdem er sich mit viel Mühe bis zu der lächerlichen Lampe durchgearbeitet hatte. „Raus mit dir, Bernt - oder warte, du kannst hierbleiben. Ich denke an etwas Bestimmtes - und ihr dürft Bernt raten helfen, wenn ihr wollt - und wenn ihr könnt.“
    Wir halfen nicht. Es machte viel zuviel Spaß, die beiden scharfen Hirne zu verfolgen. Bernt fragte methodisch, es dauerte nicht lange, da wußte er, das Gedachte lag außerhalb des Erdballs, und dann hatte er eins-zwei-drei die „Kanäle auf dem Mars“ heraus.
    Der Doktor stand auf und packte mit beiden Händen Bernt bei den Schultern. „Alle Achtung, Bernt. Du hast nur zehnmal zu fragen brauchen - ich bin sehr stolz auf dich!“ Bernt wurde langsam rot.
    „Ach, ich hatte nur gleich zu Anfang Glück. Aber jetzt möchte ich für mein Leben gern wissen, was du noch für uns hast, Beate -du hast uns was Schönes

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