Rywig 01 - Bleib bei uns Beate
einladen, wenn wir Geburtstag feiern, Frau Hettring“, sagte der Doktor lächelnd.
„Ich denke, Beate kann es ebensogut“, lachte meine Mutter. „So, nun stellen wir Herrn Doktors Umschlag hier in die Mitte - und morgen kommt noch die Torte dazu und die frischen Blumen.“
Und, wie gesagt, am nächsten Morgen waren wir früh auf und verzierten die Torte mit Schlagsahne und Marzipanblümchen und vierzehn Lichtern.
Nun wurde die ganze Herrlichkeit hineingetragen, und wir standen da und horchten. Auf der Treppe ertönten Schritte. Ich hatte den Zwillingen eingeschärft, daß sie früh aufstehen sollten, damit die ganze Familie zu dem feierlichen Augenblick versammelt wäre.
Sie kamen, und gleichzeitig erschien der Doktor, mit einem ausgeschlafenen und fertig angezogenen Hans Jörgen an der Hand. Heidi kam auch mit strubbeligen Rattenschwänzen und voller Erwartung. Die Kinder untersuchten genau, wo ihre Geschenke aufgebaut waren, und dann stellten sie sich in einer Reihe auf, mit glänzenden, erwartungsvollen Augen.
Jetzt ging Bernts Tür. Mutti und ich eilten wie der Wind herbei und zündeten die Kerzen an.
„Gehen Sie hinaus und nehmen Sie Bernt in Empfang, Herr
Doktor“, flüsterte ich, und in meinem Eifer schob ich ihn zur Tür.
Der Doktor lachte - und dann ging er hinaus und erwartete das Geburtstagskind am Fuß der Treppe. Was gesprochen wurde, hörten wir nicht, aber gleich darauf kam er zurück, den Arm um Bernts Schulter gelegt.
Bernt blieb stehen und kniff die Augen zusammen. „Ich glaube, ihr seid - nein, so was... was ist denn das. und dann Blumen, aber nein.“ Bernt war verlegen und glücklich und wußte nicht, was er sagen sollte.
Aber die Kleinen retteten die Lage. Sie zerrten Bernt bis an den Tisch, kleine, eifrige Finger zeigend und erklärten:
„Das ist von mir, Bernt - dies Paket da - nein, das nicht - das ist von Sonja.“
Heidi zappelte vor Aufregung, und Bernt erbarmte sich und packte ihr Päckchen zuerst aus. Nun wurde gelacht und gedankt und geschwabbelt und geschwatzt, und ich mußte Mutti hinter des Doktors und Bernts Rücken schnell mal an mich drücken.
Dann hielt das Geburtstagskind seines Vaters Briefumschlag in der Hand.
Bernt las die Aufschrift und stand ganz still. „Nun, mein Junge -willst du ihn nicht aufmachen?“
Bernt schluckte, und ich hörte, da ich dicht hinter ihm stand, was er erwiderte, ganz leise: „Ich finde, der Briefumschlag allein ist schon Geschenk genug, Papa.“
Aber angesichts des Fünfzigkronenscheines der innen drin lag, strahlte er dann doch, und er vertraute seinem Vater hocherfreut an, daß er sich nun bald eine ordentliche Blumenpresse anschaffen könne.
„Wenn ihr aber rechtzeitig in die Schule kommen wollt, dann müssen wir jetzt frühstücken“, sagte der Doktor. „Außerdem liegt in der Klinik ein armer Kerl und wird zurechtgemacht, damit ich ihm in einer Stunde den Blinddarm herausholen kann. Beeilt euch, Kinder, dann könnt ihr mit mir in die Stadt fahren!“
Beim Frühstück ging es munter zu, nur Hans Jörgen und Heidi waren enttäuscht, weil sie die Geburtstagstorte nicht jetzt schon kosten durften.
„Die bekommen wir heute nachmittag“, sagte Bernt fest. „Jetzt tut es mir fast leid, daß ich keinen eingeladen habe, wie du es mir angeboten hast, Beate“, fügte er hinzu. „Ich hatte doch keine Ahnung, daß du - daß ihr so viel von mir hermachen würdet!“
„Es ist noch nicht zu spät, Bernt!“ sagte ich schnell. „Wenn du jemand hast, den du...“
Bernt überlegte einen Augenblick.
„Ach nein. Heute nicht. Vielen Dank, Beate - aber wenn du mich das nächste Mal fragst, sage ich ja.“
„Wißt ihr was“, sagte der Doktor. „Wenn Beate sich wirklich die Mühe machen will, dann geben wir in den Weihnachtstagen eine kleine Jugendgesellschaft. Vielleicht mit Tanz? Bernt ladet die Kavaliere ein, und die Zwillinge schaffen die Damen heran. Was meint ihr dazu?“
Die Zwillinge waren Feuer und Flamme und vergaßen vor Begeisterung ganz das Essen. Bernt lächelte still und froh.
Dann brachen sie auf und zogen ab. Das letzte, was ich hörte, war ein wilder Wortwechsel der Zwillinge, ob sie wohl Ingrid und Lisa mit einladen sollten, nachdem Ingrid das und das gesagt hatte und Lisa Senta in der Turnstunde gestupst hatte.
Der Doktor aß mit uns zusammen Mittag. „Ich habe mich einfach davongemacht“, lachte er, als ich fragte, wie in aller Welt er das ermöglicht habe. „Ich habe bis morgen aufgeschoben, was
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