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Rywig 01 - Bleib bei uns Beate

Titel: Rywig 01 - Bleib bei uns Beate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ich irgend konnte, ich habe es der Stationsschwester überlassen, ohne mein Beisein ein paar Verbände zu wechseln, und hier bin ich denn.“
    Als die Frikadellen aufgegessen waren, und zwar in einer Zahl, daß Tante Julie bestimmt vom Stengel gefallen wäre - Hans Jörgen hatte sich allein fünf Stück einverleibt - räusperte sich der Doktor, und wir hörten an dem Räuspern, daß etwas Wichtiges bevorstand.
    Ich hatte gerade die Hand ausgestreckt, um nach Maren zu klingeln, aber jetzt zog ich sie zurück.
    Aller Augen waren auf den Doktor gerichtet.
    „Du Bernt“, sagte der Vater. „Ich bekam gerade vor ein paar Tagen das Verzeichnis über die verschiedenen medizinischen Kongresse, die im nächsten Sommer abgehalten werden.“
    „Und du hast dich für einen auf Tahiti entschlossen?“ fragte Bernt schmunzelnd.
    „Falsch geraten. Aber wenn mir alles nach Wunsch geht, dann werde ich einen internationalen Chirurgenkongreß in Innsbruck mitmachen.“
    „Oh, da kannst du aber lachen“, platzte Bernt heraus.
    „Nicht wahr?“
    „Dann bist du ja mit der Bahn nur ganz wenige Stunden von den Zillertaler Alpen entfernt!“
    „Ja, eben. Daher hatte ich auch die Absicht, dich zu fragen, ob du vielleicht mitwillst? Mir vielleicht in Innsbruck mit Notizen und dergleichen zur Hand gehen, und wenn der Kongreß zu Ende ist, dann fahren wir noch für eine Woche in die Zillertaler Alpen.“
    Bernt blickte den Vater an, sein Atem ging rasch. Seine Brust hob und senkte sich. Die Augen glänzten wie Sterne.
    „Papa, ich - du...“, dann schwieg er und preßte die Lippen zusammen. Er reichte dem Vater die Hand, atmete einmal tief auf, und dann endlich konnte er stammeln: „Papa - du bist der - der - der beste Vater der Welt!“
    Noch nie hatte ich mich so froh und glücklich gefühlt wie in der Zeit, die jetzt folgte.
    Heidi war zur Nachuntersuchung gewesen, alles war gut und in Ordnung, und dann reisten Mutti und sie nach Hause, mit dem Koffer voller Geschenke und mit der inständigen Bitte, bald wiederzukommen. Die ganze Familie fuhr mit zum Bahnhof, wir saßen im Wagen dicht gepackt wie die Sardinen - Heidi auf Muttis Schoß, Hans Jörgen auf Bernts, Senta auf meinem, und auf dem Bahnsteig winkten sechs Taschentücher, sechs Stimmen riefen „Auf Wiedersehen recht bald!“
    Daheim wartete der Alltag. Ein glücklicher Alltag.
    Bernt studierte die „Alpine Flora“, bis ihm die Augen schier aus dem Kopfe standen. Hans Jörgen lag Lieselottchen Erlestad zu Füßen, mit der dem Mann eigentümlichen Treulosigkeit; er hatte sich sehr schnell über Heidis Abreise getröstet. Bald saßen sie bei uns am Eßtisch und zeichneten, kneteten oder bauten aus Bauklötzern Häuser - bald war Hans Jörgen stundenlang unsichtbar und mußte von Erlestads geholt werden, wo er Lieselottchens Puppenstube nach seinem Geschmack ummöblierte.
    Aber zu Hause saßen die Zwillinge und ich abends vor dem Kamin und stopften Socken und besserten Unterwäsche aus. Ja, sie taten es wahrhaftig freiwillig! Es fing damit an, daß ich von der Weihnachtsbäckerei sprach und fragte, welche Kuchensorten sie am liebsten mochten. Und voller Eifer bestürmten sie mich, daß wir anfangen sollten.
    „Erst muß ich aber den Stopfkorb leer gestopft haben“, sagte ich. „Der lastet schwer auf meinem Gewissen.“
    Da meinte Sonja, ob sie nicht helfen könnten, wenn ich es ihnen zeigte - und nun saßen sie da und stopften sich die Finger wund, während ich einen neuen Hosenboden in Hans Jörgens Overall nähte und die Ränder an den Taschen von Dr. Rywigs weißen Arztkitteln heilmachte.
    Unser Mundwerk ging, wir redeten über Kuchensorten und Weihnachtsgeschenke und die geplante Tanzerei. Die Tage flogen dahin, und wir waren so voller Weihnachtserwartung und Vorfreude wie bei uns zu Hause, ja, mehr noch. Ich hatte gewissermaßen das Gefühl, daß die Kinder bisher darum betrogen worden waren und es nun nachholen mußten, alles auf einmal.
    Es kam vor, daß die Zwillinge baten, ob sie die eine oder andere Schulfreundin zum Mittagessen nach Hause mitbringen dürften. Ich sagte nie nein, auch wenn es noch so schlecht paßte. Dies war ja gerade etwas, was ich vermißt hatte. Ich mußte an zu Hause denken, wie alle Kinder zur Zeit und zur Unzeit Freunde und Freundinnen mit nach Hause geschleppt hatten.
    Unsere kleinen Gäste fühlten sich bei uns wohl. Als wir mit dem Stopfen und Flicken fertig waren, gingen wir abends ans Vergolden der Nüsse, machten Ketten aus

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