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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Zeit, Zeit zum Grübeln und Bitterwerden und Heulen. Warum in aller Welt versuchst du nicht, eine Halbtagsstellung zu kriegen? Dann würdest du Menschen treffen, du würdest deinen Tag ausfüllen können, du würdest.“
    „Geld verdienen!“ rief ich.
    „Das auch. Überleg es dir mal, Sonnie. Was du eigentlich kannst auf dieser Welt außer Hausarbeit, weiß ich nicht. Ja, doch, du sprichst ausgezeichnet Englisch und noch besser Norwegisch, nicht wahr?“
    „Vergiß nicht Suaheli, Paps.“
    „Es müßte doch möglich sein, in Hamburg, wo es immer nur so von Touristen wimmelt, deine Sprachkenntnisse an den Mann zu
    bringen. Ist das vielleicht eine Idee?“
    „Und was für eine! Du bist genial, Paps. Ach du lieber Himmel, jetzt fällt mir ein, daß ich dir nicht einmal eine Tasse Kaffee gemacht habe, nur meine Sorgen habe ich dir vorgesetzt. Ich werde gleich.“ „Halt, das ist nicht nötig, ich habe im Flugzeug gefrühstückt. Ach ja, richtig - wo ist mein Koffer?“ Papa machte ihn auf und wühlte darin herum. „Hier von Mutti, frisch gebacken, gestern spätabends -und hier, was sie zufällig an Ziegenkäse im Haus hatte, das heißt die Hälfte, den Rest kriegt Senta - und dies habe ich im Flugzeug gekauft, bitte sehr!“
    Es war ein großer Karton Pralinen von meiner Lieblingsmarke. Heiko war freudig überrascht, als er nach Hause kam und seinen Schwiegervater mit Romeo und Julia in den Händen und sein Eheweib mit schokoladeverschmiertem Mund vorfand. Ich hatte das Sonntagsessen, das zum Glück schon im Kühlschrank lag, schnell als Donnerstagsessen zubereitet und konnte meinen beiden Männern was Anständiges vorsetzen. Zum Kaffee gab es Beatemuttis Kuchen und ein vernünftiges Gespräch. Papa fragte Heiko wegen der Doktorarbeit, Heiko erzählte eifrig - es war bestimmt schön für ihn, endlich einen Menschen zu haben, der ihm folgen konnte! Ich erzählte von meiner Arbeit mit den lieben Viechern, die jetzt „in Pension gegangen waren“, wie Heiko sagte. Sie waren nur noch niedliche Haustierchen und hatten keine wissenschaftlichen Aufgaben mehr.
    Papa blieb bis zum nächsten Morgen bei uns und behauptete, er hätte auf der Couch im Wohnzimmer wunderbar geschlafen. Heiko mußte zu seiner Schule, und ich brachte Papa zum Bahnhof.
    Dann kaufte ich mir eine dicke Zeitung, und als der Kieler Zug weg war, setzte ich mich auf eine Bank und studierte „Stellenangebote, weiblich“.
    Eine halbe Stunde später stand ich der Chefin der Konditorei „Zur sonnigen Ecke“ gegenüber und bewarb mich um die Stellung als Kuchenverkäuferin, in Vertretung der fest angestellten Kraft, die wegen eines freudigen Ereignisses erst Mitte Juli ihre Arbeit wieder aufnehmen konnte.
    „Nachmittags hilft mir meine Tochter“, erklärte die Chefin. „Ich brauche nur jemand für die Vormittagsstunden.“
    Ich machte ihr klar, daß das für mich genau das Richtige wäre. „Sie sind Ausländerin, wie ich höre. Haben Sie denn eine Arbeitserlaubnis?“
    „Ich bin durch meine Heirat deutsche Staatsangehörige“, erklärte
    ich.
    „Sind Sie Skandinavierin?“
    „Ja, Norwegerin. Ich verstehe auch Schwedisch und Dänisch.“ „Sehr schön. Wir haben viele skandinavische Touristen hier. Können Sie auch etwas Englisch?“
    „O ja. Ziemlich viel. Ich bin ein Jahr in England gewesen.“ „Ausgezeichnet. Wann könnten Sie anfangen?“
    „Morgen früh, wenn Sie wollen.“
    „Dann also abgemacht. Kommen Sie, ich mache Sie mit Ihren Kolleginnen bekannt.“
    Nach einer weiteren halben Stunde schwebte ich zum Bus. Was für ein Rindvieh war ich doch gewesen! Warum hatte ich nicht längst daran gedacht, einen Halbtagsposten zu kriegen?
    Welch Glück, daß Papa gekommen war! Und nicht nur wegen der Idee mit der Arbeit.
    Ich saß im Bus und lächelte vor mich hin vor lauter Freude!

Tafadhali, Bwana!
    „Bitte, gnädige Frau, ein Stück Nußtorte - ja, die Obsttörtchen sind sehr beliebt, es wird bestimmt der Kleinen schmecken. Hier mein Kind, nimm diese Papierserviette! Das macht einsfünfundsiebzig, gnädige Frau - oh, vielen Dank!“
    „Yes, Sir, this is apple pie, do you want some cream? - I’m awfully sorry, madam, I have no fruit cakes more, but I’ll ask for them in the kitchen - oh, thank you very much, sir — “
    „Ja, dette er flötehorn, eller vil De heller ha vannbakkels - det blir to femti, tusen takk.“
    Ich rollte meinen süß beladenen Wagen von Tisch zu Tisch und jonglierte mit drei Sprachen. Ich bemühte mich sehr

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