Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen
Frau Robinson.
„Nun sagen Sie bloß - wie in aller Welt - oh, entschuldigen Sie, es geht mich ja gar nichts an!“
„Wie ich zu Suaheli komme? Ich habe es seit einem Jahr fleißig gelernt. Mein Mann kann es aber viel besser.“
„Waren Sie denn so oft hier unten?“
„Nein, nur einmal, mein Mann zweimal. Aber wir hatten ja immer die Hoffnung, wieder herzukommen. Mein Mann wollte so gern hier arbeiten.“
„Das dürfte schwer sein.“
„Das wissen wir auch - jetzt. Nachdem mein Mann seit Jahren nur mit dem einen Ziel vor Augen gearbeitet hat: sich bestmöglich für ein Leben in Afrika zu rüsten. Na, da kommt er ja, einen Stuhl hat er sich auch organisiert!“
Dann sprachen wir von dem morgigen Programm. Wir würden ganz früh starten, über den Äquator fahren, in einem schönen Hotel essen, und dann sollte es weitergehen, steil nach oben, in den Busch, zu einer primitiven Hütte mit dem verheißungsvollen Namen „Secret Valley“ - „Das geheimnisvolle Tal.“
Ich hatte mich natürlich gründlichst informiert und wußte, daß man da oben mit neunundneunzig Prozent Sicherheit Leoparden zu sehen bekommen würde. Das wünschte ich mir so brennend! Denn bei der Safari damals hatten wir keinen einzigen gesehen. Das erzählte ich Frau Robinson.
„Ja“, nickte sie. „Die herrlichen Leoparden, die werden immer seltener. Aber in Secret Valley werden wir sie schon erleben. Nur braucht man sehr viel Geduld.“
„Sie waren schon da oben, gnädige Frau?“ fragte Heiko.
„O ja, gewiß. Sie können sich darauf freuen, falls Sie sich auf primitiv einstellen können. Keine richtigen Zimmer, nur winzige Kabäuschen. Kein Bad, sondern ein gemeinsamer Waschraum.“
„Das macht doch nichts! Um Leoparden sehen zu können, würde ich herzlich gern auf dem Fußboden schlafen und mich in einer Teetasse waschen!“
Frau Robinson lächelte.
„Gute Aufnahmen können Sie auch machen, falls Sie einen superempfindlichen Film haben. Wenn nicht, kann ich Ihnen einen überlassen, ich komme morgen doch nicht zum Fotografieren, mein Apparat streikt dummerweise. Ich muß sehen, daß ich ihn reparieren lassen kann, während wir oben sind.“
„Soll ich vielleicht einen Blick darauf werfen?“ erbot sich Heiko. „Verstehen Sie denn etwas davon, Herr Doktor?“
„Mein Mann hat die Gesellenprüfung als Fotograf“, beeilte ich mich sie aufzuklären.
Wieder glitt ein erstaunter Ausdruck über ihr freundliches, intelligentes Gesicht. Während wir auf den Nachtisch warteten, holte sie den Apparat.
„Vielleicht nehmen Sie ihn nachher nach oben“, schlug sie vor. „Hier ist das Licht so schlecht.“
Ich bemerkte, daß sie ein paarmal Heiko aufmerksam betrachtete. Als ob sie sich besonders für ihn interessierte.
Das konnte ich gut verstehen. Meiner Meinung nach müßte jede Frau auf der Welt sich für Heiko interessieren, ob sie fünfzehn oder fünfundsiebzig wäre!
Das geheimnisvolle Tal
Wir waren unterwegs.
Wir hatten wie die Murmeltiere geschlafen und waren jetzt frisch und gut aufgelegt. Ich hatte meiner kleinen Gruppe erklärt, ich würde mein Bestes tun, um alle Fragen zu beantworten, und was ich nicht wüßte, würden wir nachher von meinem Mann erfahren. Morgen würde er in diesem Wagen mitfahren, übermorgen müßten sie ohne Führer zurechtkommen, und dann war ich wieder an der Reihe. Wir hatten ja drei Autos und mußten immer wechseln „von wegen der Gerechtigkeit“, wie mein Angetrauter sich ausgedrückt hatte.
Ich hatte fünf Personen zu betreuen: zwei junge Männer mit Namen Roeder und Krause, sie waren Freunde und fußballbesessen. Auf der ganzen Reise hatten sie einen Fußball mit, und wo wir auch eine Pause oder eine Übernachtung hatten, flog der Ball zwischen ihnen. Dann eine Lehrerin aus Schleswig-Holstein, sie hatte immer ein dickes Notizbuch bei sich und machte Aufzeichnungen, hatte tausend Fragen; aber es waren immer vernünftige Fragen, die ich gern beantwortete. Wenn ich nicht so richtig Bescheid wußte, half mir Frau Robinson, die gute Seele.
Neben der Lehrerin saß ein bildschöner Mann in den Dreißigern. Er hatte einen funkelnagelneuen Safarianzug, eine ganz tolle Filmkamera und einen sehr schönen Feldstecher. Neben dem Namen „K. Braun“ und Titel „Kaufmann“ hatte ich auf meine Teilnehmerliste als Gedächtnisstütze gekritzelt: „Filmtyp, feine Kamera.“ Aber, wie gesagt, auf norwegisch!
Und dann hatte ich also die „mylady“, die sich schlicht und einfach Frau Robinson
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