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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Aschenbechern darauf, alles war in seiner Einfachheit durchdacht und schön!
    Dann setzten wir uns hin, schauten hinaus und schwiegen.
    An der einen Seite des Hauses, sechzehn Meter vor der Hauswand - erklärte Rotbart - , war auf drei hohen Baumstämmen eine Art Gerüst befestigt, und darauf lagen enorme Fleischstücke. Drei große Scheinwerfer waren direkt darauf gerichtet. Ja, wenn die lieben Muschis bloß kämen, dann würden wir sie jedenfalls deutlich sehen können!
    Nach der anderen Seite öffnete sich das geheimnisvolle Tal. Es war eine Lichtung im dichten Wald. Da unten war eine Tränke, da waren Salzlecken und Stellen für besondere Leckerbissen, mit denen man die Tiere aus dem Wald lockte. An der dritten Seite fing das dichte Gebüsch wieder an, und die vierte Hausseite lag ganz dicht an
    der steilen Böschung, von wo wir gekommen waren.
    Es war ganz dunkel und ziemlich kühl.
    Ich zog die Strickjacke an, die anderen Reisenden folgten meinem Beispiel.
    Wir hatten das Wesentlichste von Rotbarts Rede unserer Gruppe übersetzt. Wir hatten uns überzeugt, daß alle gut untergekommen waren, hatten sie ermahnt, sich warm anzuziehen - und somit konnten wir uns erlauben, für ein Weilchen Privatmenschen zu sein. Endlich konnte Heiko sich neben mich setzen, und wir konnten sogar im Schutze der Dunkelheit ein bißchen Händchen halten.
    „Da - “, flüsterte Heiko.
    Ein Scheinwerfer sandte einen strahlenden Lichtkegel auf das Ufer der Tränke. Und siehe da: Ein paar Büffel, noch einige, noch mehr - zuletzt stand ein ganzes Rudel da, einige leckten Salz, andere tranken, ein paar schubsten sich freundschaftlich - und wir saßen atemlos da und starrten.
    Allmählich gab es mehr anzustarren. Aus dem Busch, aus der Dunkelheit, aus der Nacht selbst traten schattenhafte Gestalten hervor, kamen langsam ins Scheinwerferlicht, nahmen Formen und Konturen an, aus den Schatten wurden lebendige, herrliche Tiere mit weichem Fell, mit schönem Gehörn, mit blanken Augen, mit Muskeln und warmem Leben.
    Wasserböcke - dort ein paar Antilopen - da - ja, tatsächlich, ein Nashorn - nein, zwei! Da ein Tier, das ich bis jetzt nicht gesehen hatte, auch nicht im vorigen Jahr. „Buschböcke“, flüsterte Heiko.
    Aber an der Seite der Leopardenköder war nichts zu sehen.
    Der kleine Junge vom Auto kam auf leisen Sohlen und bot uns Erfrischungen an. Es war ein hübsches, aufgewecktes Kind. Ich fragte Rotbart, ob es sein Sohn sei. Nein, es sei der Sohn eines kürzlich verstorbenen Freundes von ihm, eines „Game Warden“, der von Wilderern erschossen worden sei. Der Junge war sonst in einer Internatschule in England, jetzt machte er aber Ferien in Afrika, bei Rotbart und bei anderen guten Freunden des Vaters.
    So konnte es also einem Game Warden ergehen! Ein paar gemeine Wilddiebe konnten einem nützlichen, positiven Leben ein jähes Ende machen, einem reizenden Kind den Vater, einer jungen Mutter den Ehemann brutal wegreißen. Es war der Beruf, den Heiko so gern gehabt hätte.
    In diesem Augenblick war ich direkt froh, daß er den Plan hatte aufgeben müssen!
    Die Stunden vergingen. Die Tiere da unten lösten sich ab, wunderbar waren sie anzusehen. Und dann diese wohltuende Stille und der sterndunkle Himmel über uns.
    Die ganze, mit Worten nicht faßbare Schönheit der afrikanischen Nacht.
    Nach einer Weile knackte und krachte es am anderen Ende des Hauses. Wir schlichen leise hin zu der Seite, wo der Busch bis zur Hauswand wucherte. Ein Scheinwerfer wurde eingeschaltet. Da sahen wir den Krachmacher: Ein mächtiger Elefant brach Zweige ab, stieg durch das Gebüsch, kam immer näher, ohne sich im geringsten vom Lichtkegel stören zu lassen.
    Ich hatte schon Elefanten im Ngorongorokrater gesehen, und doch beeindruckte mich dieses Tier enorm. So nahe - so zum Greifen nahe - so groß und so schön! Ein mächtiges, wuchtiges Stück gottbegnadeter Natur - ein König des afrikanischen Busches, genauso imposant wie seine Kollegen in der Savanne.
    Die Stunden vergingen. Die meisten Gäste waren müde. Es war still, kaum ein Flüstern war zu hören. Ein paar der Gäste hatten sich zurückgezogen, nachdem Rotbart versprochen hatte, sie zu wecken wenn - oder falls - der Leopard kam.
    Heiko und ich blieben sitzen. Dann fühlte ich eine Hand auf meiner Schulter.
    „Kommen Sie, Frau Brunner. Ich zeige Ihnen was.“
    Es war Frau Robinson. Ich ging mit ihr bis zur entferntesten Ecke der Veranda. Sie legte den Finger auf den Mund und zeigte. Ja - da

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