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Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen

Titel: Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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warten sollen. Also hatten wir zwei - nun gut, zwei Stunden konnte ich diese komplizierte Vogelwelt am Nil studieren!
    Denkste!
    Schon war die erste Tellus-Touren-Gruppenreisende da:
    Ob ich wüßte, wo die Damentoilette sei?
    Das wußte ich aus guten Gründen nicht, ich war ja selbst zum erstenmal dort, aber nach einigen Bemühungen kriegte ich es heraus.
    Die nächste wollte wissen, ob wir nun direkt nach Nairobi fliegen würden. Ich konnte mitteilen, daß wir in Entebbe zwischenlanden
    würden.
    Es stand allerdings im Programm, das aus der Handtasche der Fragenden rausguckte, aber es gibt eben Menschen, die sich auf das gedruckte Wort nicht verlassen.
    So ging es weiter. Bis die Lautsprecherstimme sich wieder meldete. Man bedauere, das Flugzeug würde eine weitere Stunde Verspätung haben.
    Es war jetzt Nacht geworden. Die Andenkenläden im Warteraum waren schon geschlossen. Nur ein schläfriger, weißbejackter Mann hinter der Theke des Erfrischungsstandes und zwei Serviererinnen waren zu sehen.
    Es knarrte im Lautsprecher. Die Wartenden könnten beim Vorzeigen ihrer Bordkarte eine Erfrischung kriegen.
    Heiko ging freundlich von Tisch zu Tisch. Er würde vorschlagen, daß wir uns um einen großen Tisch versammelten, und wenn es den Herrschaften recht wäre, könnten wir die Zeit für eine kleine „Fragestunde“ ausnutzen, während wir uns die Erfrischungen zu Gemüt führten.
    Dann saßen wir da, zwanzig Menschen, die sich zum größten Teil nicht kannten und die gemeinsam so wunderbare Erlebnisse haben würden. Zwanzig Menschen aller Altersgruppen, mit verschiedenen Berufen, verschiedenen Interessen, verschiedenen Erfahrungen. Alle Augen waren jetzt auf Heiko gerichtet.
    Als er anfing zu sprechen, holte ich leise die Teilnehmerliste und einen Stift aus meiner Tasche. Vielleicht würde ich schon erfahren, wer wer sei, und es mir merken können. Eine gute Reiseleiterin mußte ja ihre Schützlinge auseinanderkennen!
    Heiko erklärte, daß er eigentlich vorgehabt hätte, nach der Ankunft in Nairobi die Gruppe zu sammeln und die Teilnehmer etwas zu orientieren. Aber da wir nun diese nicht eingeplante Wartezeit hätten, fände er, es wäre ganz praktisch, sie auszunutzen. Für die, die zum ersten Mal nach Afrika kämen, würden sich ein paar Probleme ergeben.
    Dann erzählte er kurz und klar, wie man die Bedienung anreden solle, wann und wieviel Trinkgeld angemessen sei, er orientierte über Postverbindungen und Porto, erzählte, wie und wann die Mahlzeiten serviert wurden, also lauter praktische Sachen.
    „Wenn jemand Fragen hat, bitte ich Sie.“
    „Was ist mit Andenken?“ wollte jemand wissen. „Gibt es hübsche Dinge und sind sie teuer?“
    „Ich glaube, da ist meine Frau zuständig“, nickte Heiko rüber zu mir auf der anderen Seite des Tisches.
    Der liebe Heiko! Er wußte genauso gut Bescheid wie ich, aber er wollte mir die Gelegenheit geben, meine Unentbehrlichkeit zu beweisen. Also erzählte ich über die reizenden handgeschnitzten Holzsachen, die Tierchen, die Brieföffner, die Salatbestecke und so weiter. Dann erwähnte ich die schönen Schmuckstücke aus afrikanischen Steinen, die Silberarbeiten und die herrlichen Tierfotos und Aquarelle.
    Dann erklang es von einer der Damen:
    „Wissen Sie vielleicht, ob man einen Leopardenpelz da unten günstig kaufen kann?“
    Ich drehte den Kopf mit einem Ruck und merkte im Bruchteil einer Sekunde, daß eine andere - eine etwas ältere Dame mit ein paar klugen Augen in einem schon faltigen Gesicht - genau dasselbe tat.
    „Nein“, sagte ich. „Da weiß ich nicht Bescheid.“
    „Der Leopard steht unter Naturschutz“, erklärte Heiko kurz. „Ich glaube, Sie wollten etwas fragen, gnädige Frau?“ Er lächelte einer anderen Teilnehmerin zuvorkommend zu.
    „Ja, Herr Doktor, wissen Sie, ob man in den Lodges Schmalfilme bekommen kann? Ich wollte ja noch welche in Flensburg kaufen.“ Ich kritzelte schnell etwas auf meine Teilnehmerliste. Wir hatten nur eine Dame aus Flensburg. Ich guckte sie schnell an und notierte neben ihrem Namen: „Stirnlocke, braune Augen“ (noch ein schneller Blick) „Korallenring links“.
    Meine Notizen hatte ich schlauerweise auf norwegisch gemacht. Ich würde bald die achtzehn auseinanderhalten! Heiko lachte sich nachher schief, als ich ihm meine Anmerkungen übersetzte:
    „Kahlköpfig, scheußliche rotgemusterte Krawatte“ - „gefärbte Haare, Brille ohne Fassung“ - „mager, klein, Muttermal linke Wange“ - „dick, rot,

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