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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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nur schnell bei unseren fünf Gruppenmitgliedern bedanken, die ohne zu zögern ein paar der kostbaren Stunden am Ayers Rock geopfert hatten. Ich würde es ihnen nie, nie vergessen!
    Wir hatten keine Möglichkeit gehabt zu telefonieren, nur schnell, schnell los! Aber unser Pilot hatte gesagt, daß nur ein Krankenhaus in Adelaide in Frage käme. Alle Unfälle landeten auf der chirurgischen Station im Städtischen Krankenhaus.
    Zum ersten Mal lehnte ich das schöne Essen im Flugzeug ab. Ich trank eine Tasse Kaffee, das war alles. Dann saß ich still da, und die Gedanken liefen im Kreis in meinem Kopf. Ich dachte immer an das, was Tante Helene mir in Mount Hagen gesagt hatte. Wir führen ein gefährliches Leben - Heiko lebt gefährlich - Heiko könnte was zustoßen - großer Gott, etwas war ihm schon zugestoßen. Heiko sollte Kinder haben, ich hätte die Verpflichtung, ihm Kinder zu gebären - ja, ja, ich wollte ein Kind haben. Nicht hinausschieben, weil es für unsere Arbeit unpraktisch wäre, weil es unser Leben komplizieren würde. Ich wollte ein Kind haben, mit Heikos blauen Augen, mit Heikos klarem Verstand, mit Heikos feiner Gesinnung, mit Heikos gutem Herzen - Heiko sollte einen Erben haben.
    In diesen schrecklichen Stunden sah ich klarer denn je zuvor. Mein Leben bekam plötzlich einen neuen Sinn, ich hatte andere und größere Aufgaben als die, Tonbänder abzuhören und Berichte zu schreiben. So was könnte jede Sekretärin tun.
    Aber Heikos Kind auf die Welt zu bringen, das durfte nur eine Frau auf der Welt tun. Und die Frau war ich selbst.
    Was hatte ich denn Gutes in diesem Leben getan, daß das Schicksal mich dazu auserkoren hatte?
    Warum hatte ich, meine kleine unbedeutende Wenigkeit, eine so wunderbare Aufgabe gekriegt?
    O Gott - laß es so kommen - gib Heiko und mir ein Kind.
    Jetzt löste sich etwas in mir, jetzt kamen die Tränen, und es war
    gut so.
    Eine liebevolle Hand wischte mir die Tränen weg, eine schmale, feste Hand drückte die meine.
    „Es ist gut so, Tante Helene“, flüsterte ich. „Laß mich weinen -es ist gut so.“

Heiko
    Der Himmel war leuchtend rot. Es war kurz vor Sonnenuntergang-Ich hielt Tante Helenes Hand, als wir da nebeneinander in der Taxe saßen. Sie schwieg, versuchte nicht, mich abzulenken. Sie ließ mich in Ruhe und gab mir gleichzeitig das Gefühl, daß ich sie hatte, wenn ich sie brauchte.
    Dann hielt das Auto, der Taxifahrer zeigte uns den Eingang. Ja, schon entdeckten wir das Schild mit „Anmeldung - Auskunft“.
    In einer großen Halle war ein „Glaskäfig“ mit einem uniformierten Mann. Tante Helene ging hin zu ihm, erklärte, sprach. Dann zeigte sie ihren Paß.
    Da ging eine Krankenschwester durch die Halle. Da, in einer Ecke standen ein Tisch und ein paar Stühle. Auf einem Stuhl saß ein Mann und las Zeitung. Ich sah nur seine Beine, in einer gestreiften Krankenhaushose, über der Kante der Zeitung etwas von einem weißen Kopfverband. Die linke Hand war auch verbunden und lag auf der Stuhllehne. Er hielt die Zeitung mit der rechten.
    Mit der rechten - mit einer Hand, die einen Ring trug. Einen Ring mit einem dunklen Karneol. Einen Ring, den ich unter Tausenden wiedererkennen würde. Ein Karneol in einer feinen, altmodischen Fassung - Urgroßvaters Berlocke, die Papa mir geschenkt hatte, damit ich sie auf einen Ring für Heiko löten lassen konnte.
    Ich fühlte wie das Blut meine Wangen verließ, ich war ganz kalt im Gesicht - und wie klopfte mein Herz!
    Ich ging näher. Ganz leise. Dann stand ich vor dem lesenden Patienten. Ich wollte sprechen, aber plötzlich hatte ich keine Stimme. Ich versuchte - versuchte wieder - zuletzt brachte ich ein Flüstern zustande:
    „Heiko.“
    Die Zeitung fiel auf den Boden. Ein Augenpaar war auf mich gerichtet - zwei klare, gesunde, wache Augen unter einem gewaltigen Stirnverband.
    „Sonnie!“
    Er wollte aufstehen, aber schon lag ich auf den Knien vor ihm, mit dem Kopf an seiner Brust.
    „Sonnie, mein Mädchen, meine geliebte kleine Sonnie - nun haben also die Idioten doch telegrafiert!“
    „Niemand hat telegrafiert, Heiko - Liebster, wie geht es dir? O Heiko, daß du aufbist und hier sitzt. Ich dachte.“
    „Daß du mich in einem Sauerstoffzelt oder mit gegipsten Armen und Beinen vorfinden würdest! Nichts von alldem, mein Schatz, ich habe eine hübsche kleine Kunststickerei am Kopf und eine andere am Arm und bin sonst gelb und blau wie die schwedische Flagge. Sonnie, nun sage endlich, wie kommst du hierher? Ich denke,

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