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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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zitternder Stimme.
    Dann mußten wir erzählen, von der vier Tage alten Zeitung im Lodge am Ayers Rock, von unserem Rückflug, und wie alle uns wunderbar geholfen hatten, so daß wir die Verkehrsmaschine gerade noch erreichten, allerdings ohne Gepäck! Aber was spielte das für eine Rolle? Übermorgen würden ja unsere Koffer kommen, und vielleicht gäbe es auch Zweidollarkleider in Adelaide.
    „Falls mein Koffer erreichbar ist, und falls er diesen Autopurzelbaum überstanden hat, liegen drin zwei saubere Schlafanzüge“, erklärte Heiko. „Damit kann ich euch aushelfen.“
    Der Arzt verschaffte uns telefonisch ein Hotelzimmer. „Allerdings nur für zwei Nächte, ab übermorgen ist alles bestellt, und zwar kommt dann eine Reisegruppe von Magellan Ltd. in London“, berichtete er.
    „Dann ist es in Ordnung“, lächelte Tante Helene. „Magellan Ltd. das sind ja wir!“
    Ich erzählte Heiko so kurz wie möglich, wie das alles gekommen war, daß Tante Helene mich zu der Reise eingeladen hatte, daß wir in Hongkong und Neuguinea gewesen seien und daß wir in Adelaide eigentlich Koalas und keine verunglückten Ehemänner besuchen wollten.
    „Neuguinea.“, wiederholte der Arzt. „Dann bin ich froh, daß Sie hier sind. Gerade lese ich, daß in Neuguinea vor wenigen Tagen ein Erdbeben gewesen ist!“
    „Und wir bebten auch“, erzählte ich. „Das haben wir mitgemacht!“
    „Gott sei Dank, daß ich das nicht wußte!“ rief Heiko.
    „Aber jetzt zu der eigentlichen Frage, zu dem akuten Problem“, sagte der Arzt. „Mrs. Brunner, dieser schreckliche Kerl, den Sie geheiratet haben, quengelt seit drei Tagen, er will entlassen werden. Bis jetzt habe ich es strikt abgelehnt. Man schickt nicht einen Mann mit Nähten und Verbänden und Bluttransfusion allein raus ins Ungewisse. Jetzt sieht natürlich die Sache anders aus. Ihr Mann erzählt, daß Sie in einer ganz einsamen Gegend in Afrika wohnen.
    Dann haben Sie bestimmt manchmal Wehwehchen behandelt und Verbände anlegen müssen, wenn Not am Mann war?“
    „Und ob ich das habe!“ rief ich. „Bei Menschen und Tieren, bei Schwarzen und Weißen, bei Kindern und Erwachsenen! Außerdem habe ich Erste Hilfe gelernt. Mein Vater ist Chirurg, ich habe sogar eine kurze Zeit in seiner Praxis als Helferin gearbeitet!“
    „Dann würden Sie täglich die Verbände wechseln können? Und noch etwas: Auf Ihren Mann ist kein Verlaß.“
    „Was???“ rief ich.
    „Kein Verlaß, wenn es um seine Gesundheit geht. Er ist bodenlos leichtsinnig. Sie sollen mir Ihr Ehrenwort geben, daß Sie höllisch auf ihn aufpassen, daß er bei der allergeringsten Unregelmäßigkeit einen Arzt aufsucht, daß er die ersten paar Wochen jede Anstrengung vermeidet.“
    „. und daß Sie ihm seine Schnürsenkel binden, gnädige Frau, und seinen Gürtel zuschnallen und seine rechte Hand waschen, das sind nämlich die drei Dinge, die er selbst nicht kann“, ergänzte Heiko.
    „Ich verspreche es Ihnen, Herr Doktor!“ sprach ich feierlich.
    „Und ich kontrolliere es!“ beteuerte Tante Helene.
    „Gut. Dann werden wir morgen die abschließenden Untersuchungen machen, und Sie kommen morgen nachmittag gegen vier Uhr. Dann können Sie hier in meiner Anwesenheit einen Verbandwechsel machen, und ich nehme an, daß Sie dann Ihren Herrn und Gebieter mit ins Hotel nehmen können.“
    „O Herr Doktor, ich könnte Sie umarmen!“
    „Um Gottes willen, was würde Ihr Mann dazu sagen! Also, morgen um vier, eher möchte ich Sie nicht hier sehen!“
    „Du liebe Zeit, was machen wir den ganzen Vormittag!“
    „Und das fragst du?“ schmunzelte Tante Helene. „Morgen vormittag gehen wir zu den Koalas!“
    „Ach ja - die Koalas!“ sagte ich. „Weißt du, Tante Helene, die hatte ich ganz vergessen!“

Mein erster Koala
    Nie in meinem Leben bin ich so frisch gewesen wie an diesem Morgen! Und das, obwohl ich sehr wenig geschlafen hatte. Ich hatte ein bißchen gedöst, wurde wieder wach, schlief eine Stunde, wachte wieder auf und war so glücklich, daß ich vor lauter Glück und Dankbarkeit nicht wieder einschlafen konnte!
    Immer wieder mußte ich mich wundern: Wie ist es möglich, daß ein Mensch innerhalb von sechs Stunden die größte Verzweiflung und das größte Glück seines Daseins erleben kann?
    Es fing an, hell zu werden. Ich guckte auf die Uhr. In den Krankenhäusern fängt immer der Tag früh an. Heiko war bestimmt längst wach und würde an mich denken, genauso wie ich an ihn. Er würde die Stunden bis vier

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