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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Uhr nachmittags zählen - genau wie ich es jetzt tat!
    Ich stand lautlos auf und schlich ins Bad. Ich hatte gestern abend unsere Unterwäsche gewaschen. Ja, Gott sei Dank, es war alles trocken. Es leben die schnelltrocknenden, bügelfreien Synthetiks, dachte ich.
    Ich hörte ein leises Geräusch vor der Tür, zog Heikos Schlafanzug fester um meine für dieses Kleidungsstück erheblich zu klein geratene Figur und machte die Tür einen Spalt auf. Und was sah ich? Ein Tablett mit Kaffee in der Thermoskanne, mit Keksen und Zucker und Sahne und allem, was zu unserer „Morgenandacht“, wie Tante Helene sagte, gehörte!
    Deswegen hatte sie gestern abend so geheimnisvoll mit dem Portier gesprochen!
    Und wegen des zweiten Zimmers, das wir ab heute nachmittag brauchen würden.
    Sie lag hellwach im Bett und lächelte, als ich das Tablett reintrug.
    „Na, Sonjalein? Wie geht es?“
    „Prima, wunderbar, himmlisch!“ versicherte ich. „Wie hast du bloß den Kaffee um sechs Uhr morgens organisiert?“
    „Natürlich durch meinen unwiderstehlichen Charme, von einem passenden Trinkgeld unterstützt! Her mit den Keksen, ich habe einen Bärenhunger.“
    „Tante Helene, hast du deine Tabletten genommen?“
    „Um Gottes willen, das sollte ich auch noch tun? Der gestrige Tag hat bestimmt meinen Blutdruck so hoch gebracht, daß es für eine Weile vorhält! Wann gibt es Frühstück? Halb acht? Schön, heut werde ich frühstücken wie ein Engländer! Würstchen und Speck und Eier und Toast und alles andere, was es gibt! Cornflakes und Shredded Wheat und Porridge.“
    „Und eine Abmagerungstablette als Nachtisch“, schlug ich vor. „Tante Helene, ist es nicht himmlisch, daß wir heut nichts zu packen haben?“
    „So kann man es natürlich auch sehen“, gab Tante Helene zu. „Übrigens, wir beide beweisen eigentlich jetzt, mit wie wenig man auskommen kann, wenn es sein muß. Warum schleppen wir eigentlich so viel mit auf Reisen?“
    „Unter anderem, damit man nicht immer ein verschwitztes Kleid anziehen muß“, antwortete ich. „Koalas hin, Koalas her, ich muß gleich ein billiges Kleid kaufen! Und du wahrscheinlich auch!“
    Vor neun Uhr waren wir in der Stadt, fanden ein paar Kleider, die nicht gerade nach Pariser Modeschöpfung aussahen, aber sie waren sauber. Das war das einzige, was für uns zählte!
    „Sieh da, Tante Helene“, ich zeigte auf ein Schaufenster. „Da haben wir das Unglück.“
    Es war genau wie auf dem Bild, das Tante Helene uns in England gezeigt hatte: lauter Reiseandenken aus Wallabyfell. Daunenweich, wunderbar anzufassen - was hatten all diese Sachen an Leben gekostet! Warum konnte man nicht die Spielzeugtiere aus Velour oder Plüsch machen, oder aus Synthetik-Samt?
    Handtaschen, Brieftaschen, Schreibmappen, Pantoffeln, Handschuhe - alles aus Wallaby feilen. Und dies nur in einem einzigen Geschäft in Adelaide! Wie würde es dann in den wirklichen Großstädten aussehen? In Melbourne, Canberra und Sydney?
    „Ja, nun bin ich gespannt, was Heiko zu erzählen hat“, sagte Tante Helene. „Mir ist es schleierhaft, wie ein Land so einen Tierreichtum haben kann, einen Bestand, der ein solches Niederschlachten vertragen kann. Du weißt ja selbst, bis vor ein paar Jahren war es in Kenya genauso mit den Leoparden. Jetzt ist ja, Gott sei Dank, Exportverbot und weitgehend Abschießverbot. Ich habe irgendwie das Gefühl, daß man hier auch etwas unternehmen müßte. Nun ja, wie gesagt, warten wir ab, was Heiko zu berichten hat!“
    Sie winkte einer Taxe und wir fuhren durch diese hübsche, saubere, helle Stadt. Es war warm, aber längst nicht so heiß wie in Cairns. Ich würde sagen, wie ein warmer, schöner Julitag in Norddeutschland.
    Dann war es soweit.
    Ich empfand es direkt feierlich, als wir durch das schöne Tor zum Zoo gingen. Es war früh am Tage, es sah tatsächlich aus, als wären wir die ersten Besucher.
    Wir hatten einen Führer gekauft und gingen nach dem Plan, folgten den Pfeilen auf den Schildern. Schon nach wenigen Schritten blieb ich stehen.
    „O Tante Helene - nein, das kann nicht wahr sein!“
    Auf einem runden Platz hopsten ein paar vergnügte, morgenfrische Wallabies rum, diese bezaubernden Minikänguruhs. -Da trottete ein dicker Vombat rum, hinter einem ganz niedrigen Zaun, so niedrig, daß man das Tier leicht streicheln konnte!
    Jetzt sah ich es. „Kinderzoo“ stand auf einem Schild.
    Ob man da reindurfte? Ich fragte Tante Helene, was sie meinte.
    Ein Tierwärter, der eine kleine

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