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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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du läufst Schi in Norwegen?“
    „Wir wollten dich ja in Sydney überraschen, Heiko - wir sind schon zwei Wochen unterwegs, und.“
    „Wir? Wer ist der Rest von ,wir’ ?“
    „Tante Helene, natürlich. Die war es doch, die.“
    „Wer ist Tante Helene? Haben wir eine Tante Helene?“
    Ich hatte die Schritte hinter mir nicht gehört. Aber die Stimme hörte ich - eine etwas unsichere, vor Freude und Erleichterung zitternde Stimme: „Ich bin Tante Helene, Heiko. Sonjas Tante Helene - und ab jetzt auch deine!“
    Heiko wollte aufspringen, aber Tante Helene legte ihre Hand auf seine Schulter und machte ihm begreiflich, daß er sitzen bleiben sollte. Dann nahm sie seine gesunde Hand zwischen ihre beiden.
    „So“, kam es mit belegter Stimme, „jetzt ist es soweit mit mir! Jetzt sitze ich tatsächlich hier und heule!“
    Heiko legte den gesunden Arm um sie.
    „Um meinetwillen, Myla - ich meine - Tante Helene?“
    „Na klar, was dachtest du? Die Angst, die wir die letzten sechs Stunden durchgemacht haben, die hättest du erleben müssen! Du großer Gott, wie müssen wir dich eigentlich liebhaben, ja, vor allem deine Frau, das ist klar - aber auch ich, ich alte sentimentale Liese!“ Der Uniformierte aus dem Glaskäfig kam zu uns.
    „Herr Doktor kommt gleich, er bittet, daß Sie sich noch einen Augenblick gedulden, Mylady!“
    „So lange wie Sie wollen. Sagen Sie, wo gibt es hier eine Toilette? Ich habe ein Pfund Staub vom Ayers Rock im Gesicht, und meine Haare.“
    „Diesen Korridor rechts, Mylady, und die dritte Tür links.“
    Ich hatte tausend Dinge zu fragen, Heiko bestimmt auch. Aber eigentlich war jetzt alles unwichtig. Das einzige, was eine Rolle spielte, war dies, daß Heiko glimpflich davongekommen war, daß ich bei ihm war, daß er trotz Verbände und Krankenhauskleidung munter und gesund aussah. Ich weiß nicht, ob ich jemals in meinem
    Leben so glücklich gewesen war!
    Ich legte ihm die Arme um den Hals.
    „Heiko, ich weiß nicht, wie vorsichtig ich mit dir umgehen muß.
    - Ich weiß einfach nicht, ob ich dich küssen darf!“
    „Und ob du das darfst!“ sagte Heiko.
    „Nanu“, klang eine Männerstimme hinter uns. Heiko löste seinen gesunden Arm von meinem Hals.
    Ein Mann in einem weißen Arztkittel stand da und sah uns belustigt an.
    „Sagen Sie, wer hat Ihnen diese Behandlung verordnet?“ fragte er mit einem Zwinkern. „Ich habe Ihnen erlaubt, heut bis 20 Uhr aufzubleiben. Es ist nebenbei gesagt fünf nach. - Aber von Küssen war nie die Rede gewesen!“
    „Lieber Doktor, was denken Sie sich. Ich sitze hier und sehne mich nach meiner Frau und wähne sie als mein Antipode am anderen Ende des Erdballs, und dann steht sie plötzlich vor mir! Sollte ich sie dann nicht küssen?“
    „Wenn ich Ihre Frau ansehe“, sagte der Arzt und reichte mir die Hand, „muß ich sagen, ich finde es verständlich. Ich werde übrigens von Ihrer Brötchengeberin hier erwartet, wo ist sie geblieben?“
    „Sie wäscht sich. - Na, da kommt sie ja!“
    Der nette Arzt führte uns alle drei in ein kleines Büro, holte ein paar extra Sessel, zauberte Limonade aus einem Kühlschrank und berichtete:
    Heiko war blutüberströmt aus dem Hubschrauber reingetragen worden. Aber als man ihm das Blut weggewischt hatte und eine Übersicht über die Verletzungen bekam, war es nicht ganz so schlimm, wie es aussah. Er hatte eine tiefe Schnittwunde über dem rechten Auge, und der linke Arm war voll Glassplitter. Er war genäht worden, hatte eine Bluttransfusion gekriegt und nur einen einzigen Satz gesagt: „Herr Doktor, versprechen Sie mir, daß Sie niemand benachrichtigen! Kein Telegramm oder so, denn meine Verletzungen sind doch nicht lebensgefährlich!“
    Das waren sie nicht. Denn am folgenden Morgen hatte Heiko verlangt, aufzustehen! Man bliebe doch nicht wegen der paar lächerlichen Kratzer im Bett!
    Mit Mühe und Not hatte man ihn doch davon abgehalten. Aber am zweiten Tag fand man ihn am Bett seines Begleiters sitzend.
    „Der arme Charlie ist nicht so leicht davongekommen“, erzählte Heiko. „Er hat einen Arm und ein Bein gebrochen und hatte
    außerdem eine handfeste Gehirnerschütterung.“
    „Wir kriegen ihn schon wieder auf die Beine!“ tröstete der Arzt. „Wir brauchen nur etwas Zeit. Alles in allem haben Sie beide ein unwahrscheinliches Glück gehabt! Wenn man daran denkt, was geschehen wäre, wenn ‘...“
    „Ich wage nicht daran zu denken! Ich habe das Bild in der Zeitung gesehen“, sagte ich mit

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