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Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender

Titel: Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Bescherung im Spiegel an. Die Oberarme waren glühend rot, voll
    Pickel und Bläschen. Ich wusch mich mit eiskaltem Wasser, es linderte für ein Weilchen, aber in der Bettwärme kam das furchtbare Jucken wieder.
    Ich war am folgenden Morgen wie gerädert. Eins war mir klar, ich mußte noch heute zum Arzt. Wenn es nun was Ansteckendes wäre! Wenn ich meine Hausgenossinnen schon angesteckt hatte!
    Immer wenn ich in der Stadt auf den Bus wartete, hatte ich ein Schild vor den Augen: „Dr. med. Astrid Schönhagen, praktische Ärztin. Sprechstunden 9 - 11 und 15-16 Uhr.“
    Kürz vor neun war ich in Doktor Schönhagens Wartezimmer. Vorlesung hin, Vorlesung her, dieses Jucken konnte ich nicht aushalten!
    Die Helferin bekam meine Personalien, und gegen halb zehn wurde ich aufgerufen.
    Doktor Schönhagen war eine Dame mittleren Alters, mit ein Paar klugen Augen unter zurückgekämmten, graumelierten Haaren.
    „Na, das ist ja eine schöne Bescherung“, sagte sie, als ich ihr meine rotgeschwollenen Arme gezeigt hatte. „Sagen Sie, haben Sie ein neues Kleidungsstück, oder haben Sie vielleicht etwas Ungewohntes gegessen? Überlegen Sie mal!“
    Neue Kleidungsstücke hatte ich nicht. Aber gegessen. „Ja!“ rief ich. „Gestern habe ich eine neue Käsesorte gegessen, meine Zimmervermieterin sprach gerade darüber, sie kannte selbst die Sorte nicht, aber sie sah so delikat aus.“
    „Das könnte es sein“, meinte die Ärztin. „Vermeiden Sie nun den Käse ein paar Tage, dann können wir feststellen, ob er der Übeltäter ist. Ich schreibe Ihnen Tabletten auf.“ Sie wandte sich an die Helferin. „Gehen Sie ruhig ins Labor, Fräulein Schuster, dies schaffe ich ohne Sie, und es eilt mit den beiden Blutbildern - also, Fräulein Hettring, Sie kriegen Tabletten, und dann gebe ich Ihnen eine Kalkspritze.“
    „In den Arm oder.“, plötzlich wurde es mir klar, daß ich das korrekte Wort für den Allerwertesten nicht kannte, „. oder intra-popo-lär?“ fragte ich.
    Frau Doktor lächelte.
    „Na, Sie kennen sich ja im Deutschen aus!“
    „Oh, es ist wohl international. Ich habe den Ausdruck von meinem Schwager, er ist Chirurg.“
    „Ach, deswegen. Ja also, Sie kriegen die Spritze, wie Sie vermuten, ,intrapopolär’ - machen Sie sich bitte frei.“
    Ich bekam meine Spritze, und gerade, als Frau Doktor das Rezept schreiben wollte, klingelte das Telefon. Sie entschuldigte sich und nahm den Hörer. Ich konnte ja nicht vermeiden zu hören, worum es g in g -
    „Ach, kann sie doch nicht - das ist ja schade - nein, wissen Sie, durch die Zeitung möchte ich nicht. man weiß nie, was man bekommt, und dies muß ein zuverlässiger Mensch sein. Nein, nur zweimal in der Woche, nachmittags von vier bis sechs so ungefähr. nein, wenn Sie niemanden wissen. ich danke vielmals für Ihre Bemühungen. o nein, es wird schon gehen, es handelt sich ja nur um vier Wochen, ja, ich muß eben selbst anpacken. ja, vielen Dank. auf Wiedersehen!“
    Sie legte den Hörer auf und lächelte entschuldigend.
    „Ja, so ist es, wenn die Reinemachefrau krank wird. ja, also, ich gebe Ihnen Tabletten gegen Allergie.“
    „Frau Doktor“, sagte ich. „Ich konnte es ja nicht vermeiden, Ihr Gespräch zu hören. Bedeutet es, daß Sie für vier Wochen eine Reinemachehilfe suchen, zwei Nachmittage in der Woche?“
    „Ja, und ob ich suche! Wissen Sie vielleicht jemanden?“
    „Ja“, antwortete ich. „Es ist nur eins dabei, die, an die ich denke, kann keine Empfehlungen vorzeigen. Aber ich garantiere, daß sie hundertprozentig ehrlich ist, sie würde weder Ihre Sachen klauen noch in Ihrer Kartei schnüffeln.“
    „Das letztere wäre das wichtigste“, sagte die Ärztin. „Und wann könnte ich mit dieser ehrlichen und empfehlungslosen Frau sprechen?“
    „Jetzt“, sagte ich. „In diesem Augenblick. Ich bewerbe mich hiermit um den Job. Saubermachen habe ich von meiner Mutter gelernt, wir sind acht Geschwister. Dann verstehen Sie, daß es bei uns viel zu wischen und zu putzen gab. Ich brauche einen Job für ein paar Wochen, und ich würde es liebend gern tun.“
    „Das ist ja allerhand“, sagte Frau Doktor Schönhagen. „Aber warum nicht, ich habe selbst als Studentin zwischendurch Jobs gehabt. Könnten Sie dann dienstags und freitags kommen? Denn dreimal in der Woche wäre wohl zuviel für Sie?“
    „Durchaus nicht, Frau Doktor. Ich komme gern dreimal!“
    „Prima. Dann sagen wir montags, mittwochs und freitags. Ich habe meiner bisherigen Hilfe sechs Mark

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