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Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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allerschönste waren - die Laternenpfähle! An jedem Pfahl waren zwei große Blumenkörbe angebracht, aus denen märchenhafte Blumenranken in Rot und Goldgelb, in Blau und Lila und Rosa herunterquollen. Der unerschöpfliche Herr Weiden erzählte uns, daß sechshundert solcher Laternenpfähle in der Stadt existieren.
    Wir konnten uns hier wie freie Menschen bewegen, nur hatten wir strengen Bescheid, Punkt 14 Uhr im Bus zu sein. Die Zeit war knapp, wir wollten doch zu den Butchard-Gärten und nachher zum Schiff, das nicht auf eine zu spät kommende europäische Reisegruppe warten würde.
    Also aßen wir ganz schnell ein Steak in einem kleinen Lokal mit dem verlockenden Namen ,The Pancake House’. Ein Pfannkuchenhaus war es allerdings nicht, es duftete intensiv nach gebratenem Fleisch und gebackenen Kartoffeln. Herr Weiden nahm es auf sich, zu bestellen, und schritt zur Theke. Als dann die Steaks kamen, konnten wir kaum unsere Enttäuschung beherrschen. „So was!“ rief ich. „Ich denke, wir sind im Lande der Steaks, und dann können sie das Fleisch nicht einmal richtig braten! Ein Steak soll doch innen rosa sein, und ich persönlich esse es am liebsten ganz blutig!“
    Herr Weiden sah ganz unglücklich aus. „Da bin ich dran schuld“, bekannte er. „Als ich die Studenten führte, habe ich immer für die ganze Gruppe bestellt, das einfachste war, alle Steaks ,well done’ zu verlangen, und.“
    „Ja, sehen Sie“, sagte Heiko gutmütig, „eine Gruppe mit so verschiedenen, zum Teil auch älteren Menschen zu betreuen ist viel schwieriger als eine einheitliche Studentengruppe. Ich würde Ihnen raten, die Leute selbst bestellen zu lassen, wir müssen eben nur ein bißchen mit der Übersetzung helfen. O ja, es ist komplizierter als der Dreh, den Sie kennen. Aber schließlich wollen Sie doch eine zufriedene Gruppe haben?“
    „Sehen Sie nicht so unglücklich aus, Herr Weiden“, tröstete ich. „Mein Mann sagt zwar, daß ein durchbratenes Steak ein Scheidungsgrund sei, und ich gebe ihm recht. Ich esse es ,saignant’, meine Schwester ,medium’ und mein Schwager ist Allesesser.“
    „Woher hast du bloß diese englischen Kenntnisse?“ fragte Heiko. „Das ist nicht in erster Linie englisch, es ist internationale Küchensprache! ,Saignant’ ist übrigens französisch und nicht englisch, es bedeutet ,blutig’, falls du es nicht weißt!“
    „Ich kann es mir schon denken“, sagte Heiko und schnitt tapfer in sein durchbratenes ,well done’-Steak.
    „Wenn es bloß heute abend gut geht“, kam es kummervoll von Herrn Weiden.
    „Heute abend? Ach ja, richtig, dann essen wir doch in einem berühmten Lokal, das sich immer so dreht, wie ein Karussell?“
    „Ja, und da habe ich schon das Menü bestellt, ich lief schnell hin zwischen Frühstück und Busstart - ich dachte nicht daran, daß.“ Er sah so jung und unglücklich aus, daß er mir direkt leid tat.
    „Oh, das wird schon gehen! Wenn etwas komisch schmeckt, dann sagen Sie, daß es eine Spezialität ist, und daß man Vancouver nicht verlassen kann ohne das gekostet zu haben!“
    Ich hätte gern mehr von dieser schönen Stadt gesehen. Aber alles war ja auf die Minute ausgerechnet, und jetzt standen also die berühmten Gärten auf dem Programm.
    Unterwegs erzählte Herr Weiden per Lautsprecher, daß diese Gärten von einem Ehepaar Butchard angelegt wurden, und zwar in den Resten eines stillgelegten Steinbruchs. Jetzt wurden in der Blumenanlage dreihundert Gärtner beschäftigt, und jedes Jahr bewunderten unzählige Touristen diese Anlage.
    Dazu gab es allen Grund. Etwas Schöneres habe ich nie in meinem Leben gesehen! Es war eine Explosion von Farben, von Schönheit, von Duft! Herrliche Kletterrosen rankten sich um kanadische Bäume, deren Namen ich selbstverständlich vergessen habe. Blühende Sträucher, exotische, farbenprächtige Blumen aus allen Erdteilen - da eine bezaubernde Laube, hier eine kleine japanische Brücke
    - dann ein sprudelnder Wasserfall, der in einem märchenhaften, kleinen See endete. Dort ganz was Seltenes, ,Blauer Mohn’ - da japanische Kirschen, dann plötzlich ein kleiner Springbrunnen, von unzähligen Blumen gesäumt. Und überall Rosen, Rosen, in allen Schattierungen, in allen Arten - es war eine solche Schönheitsoffenbarung, daß einem die Sprache wegblieb!
    Die Anlage war auch enorm groß. Zehn Hektar, erzählte der allwissende Herr Weiden. Kein Wunder, daß man hier dreihundert Gärtner brauchte!
    Aber wie war es hier heiß! Das

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