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Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Thermometer war auf beinahe 90 Grad Fahrenheit gestiegen. Bei dieser Gelegenheit lernte ich das komplizierte Umrechnungssystem: Von der Fahrenheitzahl 32 abziehen, den Rest durch 9 teilen, das Resultat mit 5 multiplizieren, und schon wußten wir, wieviel Grad Celsius wir hatten!
    Wir hatten augenblicklich 86 Grad. 86 weniger 32, das gab 54, durch 9 machte 6, mal 5 - wir hatten 30 Grad Wärme!
    Die Getränkebuden am Ausgang der Gärten wurden gestürmt!
    Es war Nachmittag geworden, und wir mußten zurück zum Schiff.
    Wir waren alle müde, verschwitzt und voll Staub. Die Stimmung war etwas gedämpft. Die meisten von unserer Gruppe machten ein Nickerchen, was bestimmt sehr vernünftig war. Denn heute abend sollten wir ja fein ausgehen!
    Ob Rolf zurück im Hotel war? O wie wünschte ich für ihn, daß dieser Tag ihm all das gegeben hatte, was er sich erhoffte!
    Ich verkroch mich in eine Ecke im großen Aufenthaltsraum. Meine Lider waren schwer. Alle Geräusche um mich wurden immer gedämpfter, sie störten mich nicht mehr. Es war mir nicht mehr bewußt, daß ich einen halben Erdumkreis weg von zu Hause war, ich dachte nicht daran, daß ich auf einem Schiff zwischen Vancouver Island und der kanadischen Küste war. Vor meinen Augen flimmerten rote Rosen, blauer Mohn, bunte Zinnien, schneeweiße Lilien -und in einer blumengekleideten Laube saß Rolf und aß ein durchgebratenes Steak.
    Ich schlief fest.

Echte Ehefrau und falsche Hosteß
    Es war halb acht abends, als unser Bus eine staubige, verschwitzte und müde Gruppe vor dem Hotel ablieferte.
    „Also, nachher geht es zum Essen in ein sehr schönes Lokal“, verkündete Herr Weiden. „Die Herren werden gebeten, Jackett und Krawatte zu tragen. Treffen wir uns dann hier in der Halle in einer Viertelstunde?“
    Ein mehrstimmiger Ruf des Entsetzens erklang aus zehn Frauenmündern.
    „Glauben Sie, daß wir hexen können? Eine Viertelstunde, um zu duschen, sich umzuziehen, die Haare in Ordnung zu bringen, das Gesicht aufzufrischen! Eine halbe Stunde ist das wenigste!“
    Die energische Frau Hacker guckte auf die Uhr. „Es ist jetzt fünf nach halb acht. Zehn Minuten nach acht werden wir hier sein!“ Dann strömten alle zu den Aufzügen, die Damen voran. Heiko sah Herrn Weiden lächelnd an. „Ja, sehen Sie, habe ich das nicht gesagt? Es besteht ein großer Unterschied zwischen einer Studentengruppe und einer Gruppe älterer Menschen! Sie begnügen sich nicht damit, die Hände zu waschen und eine Krawatte umzubinden! Ja, und Herr Weiden, denken Sie bitte daran, daß die Teilnehmer selbst ihre Getränke zahlen? Und die Rechnung fürs Essen geben Sie mir bitte nachher, ich habe ja Direktor Grünbach versprochen, diese Arbeit zu übernehmen!“
    Und das ist gut, dachte ich. Sonst würden wir jeden Tag ein Hamburger und eine Flasche Mineralwasser und ein Schälchen Kompott hingestellt bekommen, und fertig wäre die Laube!
    Inzwischen hatte Sonja festgestellt, daß unser Zimmerschlüssel nicht da war. Also mußte Rolf gekommen sein! Ich raste nach oben und fand einen strahlend glücklichen Ehemann in einem blütenweißen Hemd und mit seiner schönsten Krawatte vor.
    „O Rolf, ich bin so gespannt - aber jetzt habe ich keine Zeit, wir müssen in einer halben Stunde unten sein.“
    „Du nicht!“ erklärte Rolf und küßte meine verschwitzte Wange. „Laß Sonja den Vortritt im Bad, wir beide werden bis um halb neun von Professor Simmons und seiner Frau abgeholt! Wir sind groß eingeladen worden, es gibt Essen in Vancouvers berühmtestem Lokal! Hol nur das gute Kleid aus dem Koffer. Und wenn du irgend etwas Schmuckähnliches mit hast, dann such es raus!“
    Ich hatte ein paar Stücke Modeschmuck mit. Ich wußte durch meine weitgereiste Schwester, daß man auf Reisen nie echte Sachen mitnehmen soll. Besagte Schwester machte gerade ein Blitzbad, vergaß in der Eile, daß Rolf da war, und erschien äußerst spärlich angezogen.
    „Macht nichts“, tröstete Rolf. „Ich gucke nicht hin, und wenn schon, es regt mich nicht auf, denn ihr seht ja ganz gleich aus, mit oder ohne Kleider!“
    „Wie kannst du das wissen?“ fragte Heiko inquisitorisch und verschwand ins Bad.
    Als die beiden weg waren, konnte Rolf endlich die Schleusen seines angestauten Redeflusses aufmachen. Während ich die Haare bürstete und ein bißchen Lidschatten auflegte, und Rolf mir den Reißverschluß hinten zumachte, purzelten die Worte nur so aus ihm heraus. Er hätte den Vortrag überraschend gut

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