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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Katrin, die mit geübter Hand den Wagen Richtung Mandai und Krankenhaus lenkte.
    Meine erste, bodenlose Verzweiflung hatte sich einigermaßen gelegt. Ich hatte das Gefühl, daß zwei liebe Menschen mir jetzt helfen würden, bei allem was mir bevorstand.

Zwei liebe Menschen
    Wie war mein Gefühl richtig.
    Doktor Rywig und seine Katrin dachten für mich, handelten für mich, faßten Entschlüsse für mich, nahmen mir alle Last von den Schultern.
    Im Krankenhaus erfuhren wir, daß Doktor Rywigs Verdacht richtig war. Frau Felsdorf hatte einen sogenannten eingekeilten Schenkelhalsbruch. Sie mußte operiert werden, aber heute würde man noch keine Vollnarkose riskieren. Man wollte bis morgen oder Montag warten. Die Wunde am Kopf, die zum Glück nicht allzu tief war, wurde in Lokalbetäubung genäht.
    Dr. Rywig hatte erreicht, daß eine Krankenschwester, die Deutsch konnte, mit einer Kollegin tauschte, so daß sie, die deutschsprechende, die Pflege von Frau Felsdorf übernahm.
    Ich durfte einen Augenblick rein zu ihr, als die Untersuchungen erledigt waren und sie in einem Zweibettzimmer zur Ruhe gekommen war. Sie war noch etwas mitgenommen von ihren Spritzen, aber sie lächelte mir zu.
    „Geben Sie meinem Sohn Bescheid, Spatz“, flüsterte sie. „Sagen Sie, daß alles nur halb so schlimm ist. Unkraut vergeht nicht! Wenn es auch achtzig Jahre alt ist.“
    „Humor hat die alte Dame jedenfalls“, schmunzelte Dr. Rywig. „Und ob!“ bestätigte ich. „Wenn sie ihre klaren Augenblicke hat, ist sie überhaupt entzückend. Ich habe sie richtig liebgewonnen.“
    Wir verabschiedeten uns, und ich versprach, gleich morgen früh zu kommen, wenn ich es durfte.
    Der Chefarzt erlaubte es, „wegen der besonderen Umstände“, wie er sagte.
    „Ja“, sagte Dr. Rywig, „dann sind wir soweit. Dann müssen wir wohl die Familie benachrichtigen. Wäre es Ihnen lieb, Allegra, wenn ich das täte?“
    „O ja - ich wäre Ihnen ganz schrecklich dankbar.“
    „Bernt“, sagte Katrin, „du kannst sehr gut norwegisch mit Allegra sprechen, du hast ja gehört, wie gut sie mit ihrem Schwedisch-Norwegischen zurechtkommt. Wenn du deutsch sprichst, verstehe ich kaum die Hälfte.“
    „Ja, wenn es Allegra recht ist! Übrigens“, jetzt sprach er norwegisch, „wo wohnst du, Allegra?“
    „Im Ferienhotel Havblikk.“
    „Ach du heiliger Strohsack! So weit! Und du willst morgen früh zum Krankenhaus! Da ist nur eins zu machen: Wir fahren jetzt nach Hause zu uns, telefonieren in aller Ruhe von dort, und dann übernachtest du bei uns. Morgen ist ja zum Glück Sonntag, und ich kann dich dann ganz schnell zum Krankenhaus fahren.“
    „Aber Herr Doktor, das geht doch nicht.“, fing ich an.
    „Was nicht geht, ist, daß du ,Herr Doktor’ zu mir sagst“, unterbrach Doktor Rywig. „Jedenfalls nicht, wenn wir norwegisch sprechen. Hier sagen die Leute ,du, Doktor’, und die Schulkinder sagen ,du, Direktor’, und die Studenten ,du, Professor’. Nur ganz alte Menschen bleiben beim ,Sie’, und das kommt so selten vor, daß ich ein Kreuzchen auf die Karteikarte von einem solchen ,Sie-Patienten’ mache, damit ich daran denke, zurückzusiezen.“
    „Und wie reden dann die Schulkinder eine Lehrerin an, oder die Patienten Katrin?“
    „Die Kinder sagen ,du, Fräulein Hansen’ oder ,du, Frau Meyer’ und Katrin wird immer mit ,du, Frau Rywig’ angeredet. Ja, es ist komisch, das finde ich selbst, aber es hat sich nun so eingebürgert.“ „Aber fang bloß nicht an, mich Frau Rywig zu nennen!“ rief Katrin. „Ich finde diese Kombination von ,du’ und ,Frau’ furchtbar.“ „Also, du, Katrin und du, Doktor“, sagte ich, „das geht doch nicht, daß ihr mich so ganz einfach nach Hause nehmt, ihr habt weiß Gott genug für mich getan.“
    „Natürlich geht es“, beruhigte mich Katrin. „Es ist doch das einzige Vernünftige. Wir haben Platz und Bettwäsche genug, und du kannst ja nicht so weit weg im Hotel Havblikk sitzen, wenn du schnell zum Krankenhaus mußt. Jetzt wollen wir vor allem die Familie Felsdorf benachrichtigen, dann wollen wir Mittag essen, oder nenn es Abendbrot, es ist schon halb fünf Uhr - und dann wollen wir versuchen, nach dieser Aufregung ein bißchen zu entspannen.“
    „Habe ich vielleicht nicht eine kluge Frau?“ schmunzelte Doktor Rywig. „Hat mir aus der Seele gesprochen.“
    „Soll ich fahren?“ fragte Katrin.
    „Ja, tu das“, nickte ihr Mann. „Du weißt doch, daß du die Fahrbegabte von uns beiden bist. -

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