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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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achtmal gefragt, wie ich heiße“, schmunzelte die nette Schwester, die wegen ihrer deutschen Sprachkenntnisse die Pflege übernommen hatte. „Außerdem wollte sie wissen, wie dieses Hotel heißt, und hat einfach nicht kapiert, daß sie in einem Krankenhaus ist.“
    Der Chefarzt meinte, daß die Patientin transportfähig sei. Aber länger als bis morgen meinte er, sollte man nicht mit der Operation warten.
    Von Bernt Rywigs Praxis, die dicht beim Krankenhaus lag, riefen wir dann Herrn Felsdorf an.
    „Ich habe mich schon erkundigt“, teilte er mit. „Ich kriege einen
    Platz im Flugzeug morgen früh, komme gegen elf Uhr in Kristiansand an und wäre sehr dankbar, wenn meine Mutter dann dorthin gebracht würde. Wir können anderthalb Stunden später zurückfliegen.“
    „Siehst du, jetzt kommt alles ins Lot“, sagte Bernt. „Wir können jetzt nach Havblikk fahren und Frau Felsdorfs Gepäck abholen. Und du mußt mit zurückkommen, Allegra, du fährst dann morgen mit uns in die Stadt, das haut genau mit der Zeit hin, wir fahren immer um acht Uhr. Dann fährst du mit im Krankenwagen nach Kristiansand, kannst mit Herrn Felsdorf sprechen, und nachher fährst du per Bus nach Havblikk. Ist das alles klar?“
    „Sonnenklar, und ich bin euch so schrecklich dankbar!“
    „Nun höre bloß mit der Dankbarkeit auf. Wir wollten sowieso einen Autoausflug heute machen, warum denn nicht nach Havblikk? Hoffentlich können wir da essen, dann braucht meine vielgeplagte Frau heute nicht zu kochen.“
    Jetzt konnte ich die schöne Fahrt nach Havblikk richtig genießen. Langsam fing ich auch an, mich auf diese Tage ohne Verpflichtungen zu freuen.
    Heute war Bernt am Steuer, und Katrin setzte sich zu mir auf den Rücksitz. „Dann können wir ein hübsches Schwätzchen machen, ohne Einmischung von meinem lästigen Mann“, sagte sie schmunzelnd.
    Sie fragte mich freundlich und interessiert, wieso ich auf den Gedanken gekommen sei, Arzthelferin zu werden. Und ich erzählte, daß ich erstens einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht und später monatelang meine Großmutter gepflegt hätte.
    „Und das mit siebzehn Jahren“, staunte Katrin. „Das war aber eine Leistung! Aber sag mal, warum gehst du dann nicht lieber in die Krankenpflege?“
    Dann holte ich tief Luft und versuchte, in meinem selbstgebastelten Schwedisch-Norwegisch, dasselbe auszudrücken was ich damals Frau Doktor Oberbach geantwortet hatte.
    Katrin nickte und verstand. Aber dann sagte sie: „Allegra, du sprichst aber so, als müßten alle Krankenhauspatienten sterben. Die meisten werden doch, Gott sei Dank, als geheilt entlassen.“
    „Das weiß ich. Aber es sind viele die sterben, besonders die Alten. Und jedesmal würde ich ein klein bißchen mitsterben. Ich habe eine besondere Art Liebe zu alten Menschen.“
    „Durch deine Großmutter, das verstehe ich“, nickte Katrin. „Ja, das vor allem. Aber ich hänge komischerweise auch an Frau Felsdorf. Sie ist irgendwie - irgendwie so rührend in ihrer Hilflosigkeit und so ulkig in ihrer Unternehmungslust.“
    Dann erzählte Katrin von sich. Wie sie schon als Kind ihre Mutter verlor und kurz danach den Vater. Daß sie für ihre beiden älteren Brüder den Haushalt gemacht hatte.
    „Aber frag nicht wie!“ lachte sie. „Wenn ich mit meinen Freunden Segeltouren machte statt abzuwaschen, wenn der Staub zentimeterdick lag, weil die sogenannte Hausfrau zum Angeln losgezogen war, wenn meine Brüder kein einziges sauberes Hemd vorfanden, und wenn kein geplättetes Tischtuch im Schrank lag! Ich war schrecklich, das weiß ich jetzt!“
    „Und es ist also deine einmalige Schwiegermutter, die das alles geradegebogen hat?“ fragte ich.
    „Ja, sie vor allem, aber auch meine Schwägerin Senta, mit der zusammen erledigte ich das Kochen im Hause Rywig - sie war sechzehn und ein Kochgenie, und ich.“
    „Katrin war achtzehn und eine perfekte Mörderin“, kam es vom Führersitz. „Das erste, was sie mir beibrachte, war, wie man Aale und Taschenkrebse tötet, damit die armen Viecher nicht lebendig gehäutet, beziehungsweise gekocht werden.“
    „Und das nächste war das Autofahren?“
    „Ja, und dann das Segeln und Angeln, und das Zubereiten von Miesmuscheln, die man selbst aus der See geholt hat. Katrin ist ja in dieser Gegend aufgewachsen, und alles was mit dem Meer zu tun hat, ist ihr geläufig.“
    „Ich kriege Minderwertigkeitskomplexe“, seufzte ich. „Du scheinst ja alles zu können.“ Katrin lachte hellauf.
    „Von wegen! Du

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