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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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hättest mich sehen sollen, wenn ich, allerdings sehr selten und nur in höchster Not, eine Nähnadel in die Hand nehme! Als ich bei Bernts Familie wohnte, machte ich die mittlere Reife - mit Bernts Hilfe, natürlich - und unsere Beatemutti mußte mir die Handarbeit beibringen. Ich schwitzte und fluchte - letzteres nur innerlich - , und Beatemutti mußte mir immer Mut zusprechen. ,Hab Mut, Katrin, es wird schon gehen’, waren ihre trostreichen Worte, und es ging. - Aber ich legte damals das heilige Gelübde ab, nie mehr eine Nähnadel oder zwei Stricknadeln in die Hand zu nehmen.“
    „Aber hast du denn nichts für dein Baby gestrickt oder genäht?“ „Ich habe doch zum Glück kinderreiche Schwägerinnen! Die
    haben mir eine dreifache Babyausstattung leihweise zur Verfügung gestellt. Senta hat mir sogar ihr Babykörbchen geschickt, es muß nur neu bezogen werden. Aber es ist mir klar, daß unser Sprößling seine ersten Lebensmonate in einem nackten und unbezogenen Körbchen verbringen muß.“
    „Oh, wie gern würde ich dir helfen!“ rief ich. „Weißt du, nebst Deutsch war Handarbeit das einzige, was mir eine Eins in der Schule einbrachte. Mir macht so was einen Heidenspaß.“
    „Ich komme darauf zurück!“ rief Katrin. „Dadurch kannst du dich tausendmal revanchieren! Du bleibst doch einige Tage in Havblikk? Ich rufe dich an, wir müssen uns irgendwie verabreden.“
    Gesegnetes Babykörbchen! Die Aussicht darauf, wieder diese reizenden Menschen besuchen zu dürfen und Katrin bei einer so schönen Arbeit wie Babykorbbeziehen helfen zu dürfen - die Aussicht war so schön, daß ich direkt Herzklopfen bekam.
    Als wir kurz danach Hotel Havblikk erreichten, wurde mein Herzklopfen noch spürbarer. Denn zusammen mit dem Zimmerschlüssel reichte mir der Portier einen Brief. Und zwar einen mit dem Poststempel Köln.
    Lächerlich! Wieso bekam ich Herzklopfen, weil ein sommersprossiger Jüngling mir aus Köln schrieb? Nachdem wir ein paar nette Ausflüge gehabt und einen dreckigen Hund gemeinsam gebadet hatten? Das war ja alles. Kein sentimentales Wort war zwischen uns gefallen. Kein Wort über Wünsche, Gefühle oder eine fortgesetzte Freundschaft.
    Aber Herzklopfen hatte ich trotzdem. Und kaum war ich in meinem Zimmer, habe ich den Brief aufgerissen.
    Liebe Allegra!
    Ich möchte Dir nur erzählen, daß meine Mutter mich dazu überredet hat, meine Zukunftspläne zu ändern. Erstens braucht sie mich jetzt, es ist viel zu ordnen und zu regeln nach dem Tod meines Stiefvaters. Dann hat sie durch einen Bekannten erreicht, daß ich hier meine kaufmännische Ausbildung vollenden kann. Ich werde dann voraussichtlich doch das Geschäft meines Großvaters in einem Jahr übernehmen. Aber wir treffen uns bestimmt zu Weihnachten, dann besuchen Mutter und ich die Großeltern.
    Meine Mutter hat eine große und schöne Wohnung, ich habe ein prima Zimmer und werde auch in der Lehrzeit so viel verdienen, daß ich keine Geldsorgen haben werde.
    Ja, dies wollte ich Dir nur erzählen. Hoffentlich geht es Dir gut in Norwegen. Laß mal von Dir hören!
    Viele Grüße, Dein Freund
    Hartmut
    Ich las den Brief zweimal, dreimal. Wie konnte er nur so furchtbar nüchtern sein, mir das alles zu erzählen, ohne ein Wort darüber zu verlieren, was er selbst dabei empfand? Kein Wort über das Verhältnis zu der Mutter, keine Silbe darüber, was er bei dem Gedanken empfand, doch als Opas Erbe das Geschäft zu übernehmen. Und nichts über die Tatsache, daß wir uns viele Monate kaum sehen würden.
    Der Himmel allein wußte, wie alles in einem Jahr aussehen würde. In Köln gab es bestimmt hübsche Mädchen, und mich, den fetten kleinen Spatz in Norddeutschland, würde er vielleicht vergessen.
    Ich schluckte einen Kloß im Hals herunter, steckte den Brief in die Tasche, ging rüber in Frau Felsdorfs Zimmer und fing an, ihre Sachen zu packen.
    Dabei fielen ein paar Tränen mit in den Koffer. Was sie ins Rollen gebracht hatte, wußte ich selbst nicht.
    Ich bleibe bei euch!
    Ich stand an der Sperre im Flughafen Kristiansand und sah das Flugzeug starten. Ich winkte aus Leibeskräften, wenn ich auch eigentlich wußte, daß Frau Felsdorf es nicht sehen konnte. Weder Frau Felsdorf senior noch junior. Ja, denn es war die Schwiegertochter, die letzten Endes gekommen war. „Es ist besser für Omi, eine Frau bei sich zu haben, für alle Fälle“, hatte sie mir erklärt.
    In der Wartezeit hatten wir dann alles Praktische erledigt. Ich durfte in Havblikk

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