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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Liebe.“ Wahrscheinlich war es das Wort „Liebe“, das mich zu einem tiefen Seufzen brachte.
    „Nanu?“ lächelte Katrin. „Hast du Liebeskummer?“
    „O nein, Kummer nicht. Nur ein ganz kleines Problem.“
    „So, ein Problem - ach ja, dein Problem sitzt in Köln, war es nicht so?“
    „Stimmt.“
    „Ja, dann pack aus, wenn du Lust hast oder wenn du meinst, daß ich dir helfen könnte.“
    Dann erzählte ich. Von der Begegnung mit Hartmut, von meiner Dackel-Namensschwester, die dafür sorgte, daß wir uns kennenlernten, von unseren Ausflügen, von dem Sonntag zu Hause bei meinen Eltern.
    „Ja, bis jetzt ist ja alles schön und gut“, sagte Katrin. „Vorläufig sehe ich kein Problem.“
    „Vielleicht gibt es auch keins. Aber weißt du - ja, ich mag ja Hartmut gern, und wir haben es so nett zusammen gehabt - aber - ja, er erzählt auch von sich, er ist sehr offen zu mir - aber ich ahne nicht, was in ihm vorgeht! Er erzählt Tatsachen, aber ganz ohne Kommentare. Seine Mutter heiratete, als Hartmut zwölf war, er blieb bei den Großeltern, das hat er erzählt. Aber ich ahne nicht, was er dabei empfand. Ich weiß nicht, ob er verbittert wurde, oder ob er es in Ordnung fand. Und jetzt ist der Stiefvater gestorben, das hat er kurz erzählt, ebenso, daß er vorerst bei seiner Mutter bleibt. Aber ob es aus Liebe zu der Mutter geschieht oder aus Pflichtgefühl, oder weil er dort eine gute Ausbildung kriegen kann - ich ahne es nicht!“ „Dann frag ihn doch“, sagte Katrin.
    „Das könnte ich, selbstverständlich. Aber ich mag andererseits nicht um Vertrauen bitten! Wenn jemand mir Vertrauen schenkt, dann soll es auch ein Geschenk sein, es soll freiwillig sein.“
    „Das kann ich natürlich auch verstehen“, nickte Katrin. Sie machte eine kleine Pause, dachte nach - dann sprach sie weiter: „Weißt du, ich glaube, viele Männer sind so. Ich denke an meinen eigenen Mann. Er hat mir erzählt, daß er als Kind ganz verschlossen war, es rührte sich viel in seinem Inneren, er hatte Probleme und Sorgen, aber er behielt alles für sich. Man sagte ihm nach, daß er ,ein schwieriges Kind’ war. Es war alles Quatsch, von einer alten Tante erfunden, die ihnen den Haushalt machte, nachdem die Mutter starb. Das mit der Schwierigkeit’ war nur Einsamkeit. Sein Vater hatte immer wahnsinnig zu tun, und wenn er todmüde nach Hause kam, brauchte er seine Ruhe. Die Geschwister waren jünger, die beiden Schwestern sind Zwillinge und hatten mit sich genug zu tun. Sie hingen zusammen wie Pech und Schwefel. Der Bruder war viel jünger, und Freunde hatte Bernt kaum. Ganz einfach, weil der Kerl so superintelligent ist, er war weit voraus allen Gleichaltrigen. Ja, dies hat mir sein Vater erzählt. Also, Bernt war genauso verschlossen
    wie dein Hartmut. Aber dann.“
    „Dann“, unterbrach ich mit einem Lächeln, „dann kam eure Beatemutti!“
    „Eben! Dann kam sie! Und aus fünf einsamen Menschen wurde allmählich eine glückliche Familie, die zusammenhielt und sich lieb hatte. Bernt lernte zu lächeln, und er lernte, mit seinen Problemen zu dem Vater oder zu Beate zu gehen. Als ich ihn kennenlernte, war er fröhlich und aufgeschlossen - und ich habe mich sofort in ihn verliebt!“
    „Vielleicht.“, sagte ich langsam, „. vielleicht könnte Hartmut auch so eine Beatemutti brauchen.“
    „Sicher!“ bestätigte Katrin. „Alle Menschen brauchen das, was Beatemutti mitbrachte: Liebe, Freude, Lächeln, Sonnenschein! Und siehst du, Allegra, da dein Hartmut keine Beatemutti hat, mußt du versuchen, ihm das alles beizubringen. Liebe, Freude, Sonnenschein!
    Wie ist es, du hast doch erzählt, daß dein Name ,Freude’ bedeutet? Dann mußt du eben ,Live up to your name’ - ich weiß nicht wie ich das übersetzen soll.“
    „Ich auch nicht“, gestand ich. „Ich verstehe aber den Sinn. Ich muß in Übereinstimmung mit meinem fröhlichen Namen leben.“ „Eben. Und vorläufig mußt du es per Brief tun, da so viele Kilometer dich von deinem Hartmut trennen!“
    Ich hatte oft solche Plauderstündchen mit Katrin. Sie war so vernünftig, so geradeaus, daß es leicht war, offen zu ihr zu sein.
    Überhaupt hatte ich es wunderschön bei Bernt und Katrin. Und es war ein sehr schönes Gefühl zu wissen, daß ich ihnen auch nützlich war. In der Praxis ging es immer besser, und ich lernte jeden Tag was Neues - Dinge, die mir bei Frau Doktor Oberbach sehr nützlich sein würden. Nachmittags, wenn Bernt seine Krankenbesuche machte, hatten

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