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Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin

Titel: Rywig 11 - Sonnige Tage mit Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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über seine unverheiratete siebzehnjährige Mutter, über die Kindheit bei den Großeltern, die Heirat der Mutter, wie sie dann mit ihrem Mann nach Köln übersiedelte und Hartmut den Großeltern überließ. Ich erzählte auch, daß Hartmut sich mit dem Großvater verkracht hatte, seine Ausbildung unterbrach, im Reisebüro eine Anstellung bekam, und daß er jetzt nach dem Tod des Stiefvaters bei der Mutter geblieben war und nun seine kaufmännische Ausbildung vollendete, damit er Opas Geschäft nachher doch übernehmen konnte. Und zuletzt erzählte ich von dem Brief, der mir so maßlos weh getan hatte. Daß er mich beschuldigte, sentimental zu sein und in seinem Seelenleben rumstochern zu wollen. Als ich so weit gekommen war, fing meine Stimme an zu zittern, und ich schwieg.
    Beate Rywig schwieg auch einen Augenblick. Dann sprach sie, langsam und irgendwie gut überlegt: „Wissen Sie, Allegra, ich glaube, daß alles, was Sie mir erzählt haben, das beweist, was ich vorhin sagte: Man wird glücklich, wenn man gebraucht wird! Wer hat jemals Ihren Hartmut gebraucht? Er kam als unerwünschtes Kind auf die Welt. In seinen ersten Lebensjahren war alles bestimmt sehr problematisch - gerade die Jahre, die für ein Kind von entscheidender Bedeutung ‘sind. War seine junge Mutter vielleicht berufstätig, war er hauptsächlich den Großeltern überlassen? Hat er mit dem feinen Instinkt eines Kindes gespürt, daß man nicht besonders glücklich über sein Vorhandensein war?
    Und später, als die Mutter ihn verlassen hat, weil sie ihn nicht brauchte! Niemand brauchte ihn! Er war - denke ich mir jedenfalls -sehr einsam. Er lernte früh seine Gedanken und seine Gefühle für sich zu behalten. In einem solchen Fall wird ein Kind entweder unausgeglichen, schwierig, unartig, ein Problemkind - oder es wird hart und verschlossen. Niemand weiß, was er empfand, als die Mutter weg war, niemand weiß, ob es dem kleinen Jungen klar und bewußt war, daß seine Mutter ihn nicht brauchte. Niemand weiß, wieviel Tränen er darüber vergossen hat. Er hat gelernt, sich mit einem seelischen Panzer zu schützen - sich zu schützen gegen alles, was weh tut.
    Dann starb also der Stiefvater. Warum, glauben Sie, hat Hartmut seine ganzen Zukunftspläne geändert, warum ist er bei der Mutter geblieben? Weil sie ihn braucht! Weil er zum erstenmal in seinem Leben das Gefühl hat, gebraucht zu werden! Die Mutter hat ihn vielleicht auch davon überzeugt, daß die Familie ihn braucht, als Erbe des großväterlichen Geschäfts. Glauben Sie nicht, daß es so zusammenhängt?“
    „Doch“, sagte ich. „Ich glaube es. So wie Sie es erklären - ich verstehe es, und - ja, Hartmut tut mir wahnsinnig leid!“
    „Mir auch. Aber wenn Sie nun den Grund wissen - falls ich also recht habe - , dann haben Sie jedenfalls einen Ausgangspunkt, dann haben Sie etwas, worauf Sie bauen können. Vielleicht gelingt es Ihnen, Ihren Hartmut aufzutauen, vielleicht wird er freier und offener, wenn er das Gefühl kriegt, daß er gebraucht wird. Ein Mensch, der nur für sich selbst lebt, wird nie ein glücklicher Mensch, Allegra! Sie haben es bestimmt auch selbst erfahren. Man muß auch für andere leben, man muß an den Freuden und Sorgen anderer Menschen teilnehmen können. Man muß in einer menschlichen Gemeinschaft leben. Verstehen Sie, was ich meine?“
    „Und ob!“ sagte ich. „Und ob ich das verstehe!“
    Wenn es schnell gehen muß.
    „Beate“, sagte Bernt am Frühstückstisch, „wie lange kannst du bleiben?“
    „Kommt darauf an, wie lange ihr es mit mir aushalten könnt“, lächelte Beate. „Euer vielbeschäftigter Vater hat die Möglichkeit in Erwägung gezogen, mich am Sonntag per Auto abzuholen. Nicht weil er ein so besorgter Ehemann ist, sondern weil er endlich den Enkel sehen will.“
    „Heute ist Donnerstag“, sagte Bernt. „Menschenskinder, dann werden wir Sven Gerhard am Sonntag taufen lassen! Katrin, schaffst du es, das Taufkleid zu plätten.“
    „Das tu ich!“ rief Beate.
    „. und ein Festessen für - ja, für wieviel Personen - hier sind wir vier, Papa fünf, Anja und Andreas sieben, die Kinder neun -also, kannst du so ein Festessen auf die Beine stellen?“
    „Klar kann ich das, wenn ihr mir helfen werdet!“
    „Und ob wir helfen!“ rief Beate. „Ich fahre gleich in die Stadt und kaufe ein, das heißt, zuerst muß ich mit Gerhard sprechen, wie spät ist es - vielleicht ist er noch nicht losgefahren.“ Beate verließ den Frühstückstisch und

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