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S - Spur Der Angst

S - Spur Der Angst

Titel: S - Spur Der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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verspannten Nacken.
    Am anderen Ende der Boxengasse bäumte sich das schwarze Pferd auf.
    »Es ist gar nicht glücklich«, stellte Jules fest.
    »Da ist es wohl nicht der Einzige. Bleib hier.« Trent ging langsam auf das Pferd zu. Ein leichtes Ziel. Jules’ Magen verknotete sich vor Angst. Sie rechnete damit, dass jede Sekunde ein Schuss durch den Stall peitschte und Trent zu Boden fiel. »Ich kümmere mich um ihn«, sagte er ruhig, ohne die Stimme zu erheben. Dann fügte er, an das verängstigte Tier gewandt, hinzu: »Nimm’s leicht, Großer. Alles ist in Ordnung.«
    Gar nichts ist in Ordnung, dachte Jules, doch sie blieb stumm. Trent näherte sich dem großen Schwarzen und strich ihm mit erfahrenen Händen über das zitternde, schweißnasse Fell.
    »Ist ja schon gut«, flüsterte er, »ist ja schon gut, Omen.«
    Omen? Das Pferd hieß Omen? Genau das hatte auf dem Zettel gestanden, der aus Maeves Tasche gerutscht war, als sie im Schulhaus wegen Ethan Slade zusammenbrach. Konnte das Pferd gemeint gewesen sein? Sie warf einen neuerlichen Blick auf das tote Mädchen und spürte, wie ihr eiskalt wurde.
    »Na komm schon, ist doch alles nicht so schlimm«, murmelte Trent besänftigend und griff nach Omens Halfter, dann schnalzte er leise mit der Zunge. »Komm schon, gut so.« Er blickte in Jules’ Richtung und erklärte: »Er hat eine leichte Schnittwunde, blutet an der rechten Schulter. Hat er sich vermutlich an einer scharfen Metallkante zugezogen, vielleicht an der Boxentür. Er wird’s überleben.« Im Gegensatz zu Maeve. Oder Drew. Oder Nona. Und vermutlich auch im Gegensatz zu Lauren. Wer würde der Nächste sein? Wer würde ins Visier des Killers geraten? Wie Bilder in einem Kaleidoskop zogen die Gesichter der Schüler an ihrem inneren Auge vorbei: der kleine Ollie Gage, die grüblerische Crystal Ricci, Keesha Bell mit ihren straff geflochtenen Zöpfchen und dem offenen Lächeln oder Shay, ihre missverstandene Schwester. Jules schluckte.
    »Wir müssen ihn finden«, flüsterte sie und versuchte verzweifelt, die einzelnen Puzzleteile ineinanderzufügen: Wer? Warum? Zu welchem Zweck?
    Die Fragen schossen ihr durch den Kopf, während sie zusah, wie Trent den Schwarzen in seine Box führte.
    Als er die Tür hinter Omen geschlossen hatte, leuchtete er in die angrenzende Box und versuchte, das völlig verängstigte Einjährige darin zu beruhigen.
    Der Beton im Gang war voller Blut und verbranntem Stroh, Schleifspuren deuteten darauf hin, dass Maeve aus Omens Box zu dem Pfosten hinübergezerrt worden war, an dem sie jetzt lehnte.
    Das alles ergab keinen Sinn. Wenn der Mörder Maeve hatte umbringen wollen, warum hatte er sie nicht einfach getötet und liegen gelassen, anstatt sich solche Mühe zu machen? Genau wie bei Nona.
    »In Omens Box hat es auch gebrannt«, teilte Trent ihr über die Schulter hinweg mit und leuchtete hinein. »Aber das Feuer hat sich nicht ausgebreitet. Der Mörder muss es erst gelegt und dann wieder gelöscht haben.«
    »Es sei denn, Maeve hat gezündelt.«
    »Oder jemand anderes? Ein Dritter? Verdammt, wer weiß das schon? In der Box ist ebenfalls Blut.«
    »Von dem Pferd?«
    »Nein. Dazu ist es zu viel; der Schnitt an Omens Schulter ist nicht so tief. An den Holmen sind Pferdehaare, und … oh, was ist das?« Er trat mit der Taschenlampe näher. »Sieht aus wie eine halb verbrannte Strickmütze.«
    »Rosa?«, fragte Jules, obwohl sie die Antwort schon kannte. »Maeve hat eine rosa Strickmütze getragen.«
    »Bingo.«
    Jules erschauderte. Ein überdeutliches, schmerzliches Bild von Maeve, wie sie sich im Davonlaufen die Mütze aufsetzte, trat ihr vor Augen, dann eins von ihrem versengten Haar. Mein Gott, wie grausam. Welches perverse Ungeheuer tat so etwas? Jules konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Böse, das in diesem Pferdestall lauerte, tief in ihre Seele drang.
    »Dann stammt das Blut in der Box wohl von Maeve?«, fragte sie und warf einen raschen Blick auf deren geschundenen Körper. Was für ein bedauernswertes Schicksal!
    »Oder von ihrem Mörder.«
    Trent kam durch die schmale Gasse auf sie zu. Vor jeder einzelnen Box blieb er stehen und leuchtete hinein. Abwesend tätschelte er die aufgeregten Tiere, die ihre Köpfe über die Boxentüren streckten. Alle hatten die Augen weit aufgerissen und die Nüstern gebläht, während sie den aufdringlichen, metallischen Geruch von Blut und beißendem Rauch atmeten.
    »Alles wird gut«, murmelte er Scout zu, dessen blassblaue Augen

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