S - Spur Der Angst
batteriebetriebenen Heizstrahler, damit es hier drinnen warm genug bleibt. Wir sollten den Pferden die Winterdecken auflegen.« Während Flannagan Jules noch immer misstrauisch musterte, öffnete Trent einen Schrank und entnahm ihm Decken. Jules eilte ihm zu Hilfe. Auch Flannagan machte sich an die Arbeit und streifte jedem der Tiere eine warme Decke über.
»Nur damit ich es richtig verstehe: Sie beide waren zusammen, als das Feuer ausbrach?«, fragte Flannagan, trat aus Scouts Box und starrte Jules an, als würde sie einen scharlachroten Buchstaben auf der Brust tragen.
»Das ist richtig«, erwiderte diese.
»Mitten in der Nacht?«
»Ja.« Sie würde sich nicht in die Defensive treiben lassen. Sollte Flannagan denken, was er wollte.
Trent nickte und verriegelte Arizonas Box, dann streichelte er die Stute, die ihren Kopf herausstreckte. »Wir haben an einem Projekt für meinen Trupp gearbeitet, als der Strom ausfiel.«
»Tatsächlich?« Flannagan lachte trocken und wiederholte spöttisch: »Ein Projekt also?«
»Wie ich bereits sagte.«
»Ohne Licht? Der ist gut, den merke ich mir.«
»Tun Sie das. Vielleicht sollten Sie sich jetzt lieber auf die Suche nach Lynch und Meeker machen, Flannagan. Sie haben doch Walkie-Talkies, oder?«
Flannagan nickte. »In meiner Wohnung.«
»Dann holen Sie sie«, wies Trent ihn an. »Wir müssen in Kontakt bleiben. Ich habe auch welche, die hole ich später.«
»Die Sicherheitspatrouillen sind ebenfalls damit ausgestattet«, erklärte Flannagan und sah sich suchend im Stall um. »Wieso funktioniert dieser verfluchte Generator nicht?«
»Keine Ahnung. Besprechen Sie das mit Lynch. Und lassen Sie uns den Strahler hier. Sie können meine Taschenlampe nehmen.« Trent warf Flannagan seine Taschenlampe zu. Der angebliche Söldner fing sie mühelos in der Luft auf. »Los geht’s.«
Jules sah ihm nach. Er stürmte so schnell aus dem Stall, wie er hereingekommen war. Sie traute ihm kein bisschen. Wenn Lynchs Aufzeichnungen stimmten, war er käuflich gewesen, ein Soldat, der seine Loyalität an den Höchstbietenden verscherbelte. War es möglich, dass er das auch in Blue Rock getan hatte? War er einer von Lynchs Schergen, angeheuert, um dessen fanatischen Tötungsdrang zu befriedigen?
Doch warum sollte der Reverend eine weitere Schülerin tot sehen wollen? Das ergab doch keinen Sinn!
Hatte Lynch nicht ohnehin das letzte Wort, wenn es darum ging, wer an der Schule angenommen wurde? Wenn er einen Fehler gemacht hatte, hätte er das betreffende Kind doch einfach der Schule verweisen können! Warum hätte er es töten lassen sollen?
Wegen des Kicks?
Um eine Aussage zu treffen?
Um sicherzustellen, dass der Betreffende nicht mehr auspacken konnte?
Innerlich bebend musterte Jules das tote Mädchen. Gequält, geschunden. Offenbar hatte jemand seine Freude daran gehabt, sie zu peinigen.
»Was ist dir zugestoßen?«, flüsterte Jules. Trents Schritte auf dem Betonboden rissen sie aus ihren Gedanken. Eilig ging sie ihm entgegen und half ihm, im Abstand von etwa sechs Metern zwei große batteriebetriebene Heizstrahler in der Gasse zwischen den Boxen aufzustellen. Als Trent sie anschaltete, glühten sie rot auf und tauchten die Mitte des Stalls in ein unwirkliches Dämmerlicht.
»Das sollte fürs Erste reichen«, sagte er und schaute sich ein letztes Mal um.
Jules konnte den Blick nicht von dem toten Mädchen wenden. »Ich glaube, Maeve war hier, um sich mit Ethan Slade zu treffen«, sagte sie zu Trent und erzählte ihm von der Nachricht, die aus Maeves Tasche geglitten war. » Omen stand darauf. Das Mädchen wirkte völlig außer sich, hat sich die Augen ausgeweint.« Die Erinnerung an die aufgelöste Maeve löste Gewissensbisse in ihr aus. »Ich hätte darauf bestehen sollen, dass sie einen Vertrauenslehrer aufsucht. Vielleicht wäre sie dann noch am Leben!«
»Mach dir keine Vorwürfe; was passiert ist, ist nicht deine Schuld.«
»Aber ich hätte mich einmischen können«, widersprach Jules. »Ich habe doch gespürt, dass etwas nicht stimmt.«
»Alle wussten, dass sie in Slade verliebt war, sie war doch geradezu besessen von ihm. Sie hat darüber mit Dr. Williams und wohl auch mit Lynch gesprochen.« Trent fasste Jules sanft an der Schulter und suchte ihren Blick. »Für Selbstvorwürfe ist jetzt keine Zeit, okay?«
»Aber –«
»Ich weiß, was du sagen willst, doch das ist im Augenblick Nebensache. Wir müssen herausfinden, was hier passiert ist, für Maeve. So, und nun
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