S - Spur Der Angst
schon, beweg dich!
Doch es ging nicht. Bevor er das Bewusstsein verlor, wusste Cooper Trent, dass er ein toter Mann war.
Kapitel zweiundvierzig
J ules verbarg sich in der Dunkelheit der eisigen Nacht, beobachtete, wie Nell und Shaylee zur Kirche geführt wurden, und nahm die Verfolgung auf. Zu viele Jugendliche waren bereits ums Leben gekommen, und jetzt wurde ihre Schwester in den Tod gezwungen, eine Pistole im Rücken. Das würde sie nicht zulassen, niemals!
Sie umklammerte die Waffe, die Trent ihr gegeben hatte, und schlich hinter der kleinen Gruppe her. Shays Gang kam ihr merkwürdig vor, sie hielt die Hände unnatürlich verkrampft auf dem Rücken.
Vielleicht sollte sie einen Warnschuss in die Luft abgeben, um jemanden auf sich aufmerksam zu machen, der Hilfe holen könnte – doch nein, das durfte sie nicht tun. Shaylees Entführer würde womöglich die Kontrolle verlieren und abdrücken, und dann wäre ihre Schwester auf der Stelle tot. Das Gleiche würde passieren, wenn sie versuchte, sich der Gruppe in den Weg zu stellen, und ihre Pistole auf sie richtete. Es blieb ihr also keine andere Wahl, als ihnen in die Kirche zu folgen.
Lieber Gott, hilf mir. Und vor allem: Steh Shay bei!
Jetzt stieß der Große, ein Mann oder einer der älteren Jugendlichen, Shaylee ins Innere des Gebäudes. Er wirkte selbstbewusst, schien sich auszukennen, denn er machte nicht einmal Licht.
Jules folgte den vieren lautlos, huschte die Stufen hinauf, um die Tür aufzufangen, bevor sie zufiel. Geschmeidig glitt sie ins dunkle, nur von ein paar elektrischen Kerzen erleuchtete Mittelschiff. Hinter ihr schloss sich mit einem Klicken die Tür. Mit angehaltenem Atem versuchte sie, sich zu orientieren, dann spitzte sie die Ohren und lauschte auf die Schritte vor sich. Sie hörte das gedämpfte Schlurfen von Füßen, die durch den Seitengang zur Treppe gingen. Geräuschlos schlich sie ihnen nach. Als sie den Treppenabsatz erreichte, hörte sie die Füße Richtung Keller verschwinden, nicht nach oben zur Chorempore.
Was befand sich da unten, außer den Unterrichtsräumen?
Sei vorsichtig, das ist eine Sackgasse.
Die Pistole im Anschlag, eilte Jules die Stufen hinunter, wobei sie darauf achtete, genügend Abstand zwischen sich und der Vierergruppe zu halten. Als sie unten waren, schaltete jemand eine Taschenlampe ein. Jules blieb wie angewurzelt stehen und wagte kaum, Luft zu holen. Hoffentlich schwenkte der Strahl nicht nach oben!
»Los jetzt! Bewegt euch!«, befahl eine ruppige Stimme, und der Lampenstrahl setzte sich hüpfend in Bewegung, fort von der Treppe, die dunklen, verzweigten Flure entlang.
Das Herz schlug Jules bis zum Hals, als sie den anderen nachschlich. Was hatten sie mit Shay vor? Bilder von Maeves Leichnam schossen ihr durch den Kopf, und sie schwor sich, niemals zuzulassen, dass ihre geliebte kleine Schwester ein ähnliches Schicksal ereilte. Sie musste diesem absurden Blutrausch ein Ende bereiten, und zwar sofort.
Angstschweiß perlte ihr über den Rücken, als sie sich, gegen die Wand gepresst, Zentimeter um Zentimeter vorwärtsschob, den Blick fest auf das hüpfende Licht gerichtet.
Bleib ganz ruhig und gerate bloß nicht ins Stolpern, ermahnte sie sich. Die Situation erinnerte sie auf makabere Weise an ihren Alptraum, in dem sie durch ihr dunkles Elternhaus tappte, dem ominösen Tropfen folgend, bis sie schließlich im Arbeitszimmer auf den Leichnam ihres Vaters stieß.
Im Traum hielt sie ein Messer in der Hand.
Heute Nacht hatte sie eine Pistole, und die würde sie auch benutzen, wenn es galt, Shaylee zu retten.
Genau wie sie das Messer benutzt hätte, um ihrem Vater zu Hilfe zu kommen.
Nein, sie würde nicht zulassen, dass der Alptraum eine neue Besetzung erhielt. Sie würde nicht zulassen, dass Shay ermordet wurde.
Sie bemerkte, dass das Licht vor ihr verschwand, als wäre die Gruppe um eine Ecke gebogen oder in einem der Räume verschwunden.
Quietsch!
Was war das?
Jetzt oder nie! Mit hämmerndem Herzen, angetrieben von Furcht, tastete sie sich mit ihren behandschuhten Fingern an der Wand entlang.
Wieder ertönte ein leises Quietschen, als würde eine Tür geöffnet – und dann packte eine eisenharte Hand ihren Oberarm und zerrte sie ein paar Schritte zur Seite.
Das grelle Licht einer Taschenlampe traf sie mitten ins Gesicht.
Sie schnappte entsetzt nach Luft und schlug mit der Pistole danach. Die Lampe fiel polternd zu Boden.
»Miststück!«, knurrte eine tiefe Stimme. Eric
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