S - Spur Der Angst
Rolfe.
Geblendet trat sie den Rückzug an, doch jemand sprang ihr in den Rücken und stieß sie mit dem Gesicht nach unten auf einen dünnen Teppich. Sie schmeckte Staub und Fasern, doch sie wand sich hin und her und schlug mit Armen und Beinen um sich. Ihr Angreifer atmete schwer, ließ sie jedoch nicht los.
Ein Mädchen kreischte, sein angsterfüllter Schrei hallte durch die Gänge.
Jules kämpfte und verpasste ihrem Gegner einen Hieb mit der Pistole.
Dieser heulte schmerzerfüllt auf, dann entwand er ihr die Waffe.
O Gott, nein!
Jules drehte den Kopf zur Seite und erkannte im Strahl der auf dem Boden liegenden Taschenlampe das hämische Gesicht von Missy Albright. Die CB blutete am Mundwinkel und hielt Trents Pistole fest in der Hand.
»Nein«, sagte Jules, fassungslos darüber, dass das Mädchen, das man ihr als Hilfskraft zugeteilt hatte, eine Mörderin sein sollte.
Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, verzog Missy das Gesicht zu einem hasserfüllten Grinsen. Sie wischte sich mit der freien Hand das Blut ab, dann sagte sie höhnisch: »Nun, Ms. Farentino, warum nennen Sie nicht ein paar Dinge, die heute immer noch so sind wie in den 1930ern?«
»Was?«, fragte Jules mit pochendem Schädel.
Sie sah, wie Rolfe die Taschenlampe vom Boden aufhob.
»Also, ich hätte da eine Idee«, schwadronierte Missy, deren platinblondes Haar im grellen Licht weiß schimmerte, und grinste noch breiter. »Wie wär’s, wenn Sie mit Bonnie und Clyde anfangen? Oder hießen die Missy und Eric?«
»Halt den Mund!«, befahl Eric, aber er lachte sein grässliches, humorloses Lachen.
Nell Cousineau zitterte wie Espenlaub und sah aus, als würde sie gleich erbrechen, Shay, die Hände hinter dem Rücken, funkelte Rolfe hasserfüllt an.
»Ms. Farentino«, feixte er und nahm die Pistole aus Missys Händen. »Wie schön, dass Sie zu uns gestoßen sind. Sie sind so verdammt berechenbar.«
Jules begegnete seinem Blick, ohne zu blinzeln.
»Ich denke –«, fuhr er fort.
»Das wäre ja das erste Mal«, versetzte Shay und wurde von Missy mit einem Ellbogenstoß in die Rippen bestraft.
»Blöde Schlampe!«, murmelte Shay und krümmte sich vor Schmerz.
Jules musste hilflos zusehen.
»Schsch«, zischte sie und hoffte, Shay würde ihre Warnung ernst nehmen.
»Ich denke«, hob Eric, ein wenig aus dem Konzept gebracht, erneut an, »wir können heute Nacht einen kleinen Familienrat einberufen, so von Schwester zu Schwester. Ihr habt doch beide Probleme mit Daddy, oder?«
Dann wusste er also, dass Shay und sie verwandt waren. Das hätte sie sich denken können.
»Du bist ein Arschloch, weißt du das?«, sagte Shay. »Ein absolutes Oberarschloch.«
»Das kann schon sein, Schlampe, aber wer hat die Knarre?« Eric hatte offenbar einen Riesenspaß daran, ihnen seine Überlegenheit unter die Nase zu reiben, fuchtelte mit seiner Pistole herum und ließ die von Trent am Abzug um den Finger kreisen. »Wenn ich du wäre, würde ich einfach das Maul halten und anfangen, um dein erbärmliches Leben zu flehen.« Er warf Missy Trents Waffe zu, und sein sadistisches Grinsen verzog sich zur Fratze. »Nicht dass dir das etwas nutzen würde. Du bist bereits so gut wie tot.«
Blinzelnd erwachte Trent aus seiner kurzen Ohnmacht und erblickte die Spitzen schwerer Stiefel vor seinem Gesicht. Das Feuer schien sich weiter auszubreiten, es war unerträglich heiß, Flammen knisterten, beißender Rauch hing in der Luft. Mühsam blickte er auf, fasste an seinen Hinterkopf und spürte Blut. Als seine Sicht schärfer wurde, stellte er fest, dass nicht eine, sondern zwei finstere Gestalten vor ihm aufragten, umgeben vom tosenden Feuer.
Das Zimmer drehte sich. Zuerst dachte er, er sähe doppelt, aber nein, die Gestalten unterschieden sich, auch wenn beide schwarz gekleidet waren. Durch den Rauch erkannte er Kirk Spurrier, den Piloten.
»Das passiert, wenn man seine Nase in Dinge steckt, die einen nichts angehen«, sagte dieser und grinste zufrieden. In seinem Ausdruck lag etwas Dämonisches.
Spurrier steckte hinter den Morden? Nicht Lynch? Da stimmte etwas nicht. Trents Schädel pochte. Verzweifelt versuchte er, einer neuerlichen Ohnmacht zu entgehen.
Schulter an Schulter mit dem Piloten stand sein Komplize, ein großer, athletischer CB, den Trent sehr gut kannte. Dass Zach Bernsen mit drinsteckte, wunderte ihn nicht. Das Eichenscheit, das er fallen gelassen hatte, hielt nun Bernsen in einer seiner kräftigen Hände. Als Trent Anstalten machte, sich
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