S - Spur Der Angst
mit irgendeinem durchgeknallten Killer an diesem gottverlassenen Ort eingesperrt!«
»Shay, ich tue alles, was ich kann. Behalt einfach die Nerven, ja?«
»Die Nerven behalten, ha, ha. Vielen Dank auch.«
»Lass dir einfach nichts anmerken, wenn du mich siehst, einverstanden? Tu so, als wären wir einander nie begegnet.«
»Als würde das etwas bringen. Oh, Mist, es kommt jemand. Ich muss auflegen!«
Die Verbindung war unterbrochen.
Frustriert ließ Jules das Handy in ihre Handtasche auf dem Beifahrersitz gleiten und kämpfte sich weiter durch den tosenden Schneesturm.
Nur Gott allein wusste, was sie in Blue Rock erwarten würde.
Kapitel siebzehn
J ules kam hierher? Nach Blue Rock? Als Lehrerin? Was sollte das denn? Shaylee schob Nonas Handy in ihre Büchertasche und schlenderte wieder in den Gemeinschaftsraum. Die meisten Schüler hatten ihre Aussagen gemacht und versammelten sich nun in kleinen Gruppen in dem großen Raum. Alle unterhielten sich aufgeregt, alle spekulierten, was Nona zugestoßen sein könnte.
»Ich denke, sie hat Selbstmord begangen«, sagte Maeve Mancuso selbstgefällig. Lucy und Nell hingen ihr mit weitaufgerissenen Augen an den Lippen, als wüsste Maeve tatsächlich, was passiert war. Die drei Mädchen hatten sich ein wenig abseits in eine Ecke zurückgezogen, in der mehrere gemütliche Sessel und Beistelltische mit Lampen darauf standen. Eine Wand war ganz aus Glas, wie ein riesiges Fenster mit Blick auf den Campus, an der anderen standen Bücherregale.
»Drew hat vermutlich ebenfalls versucht, sich umzubringen«, schwadronierte Maeve verträumt und spielte mit ihrem breiten Gummiarmband, wie sie es immer tat. Sie dehnte es und ließ es auf ihre Haut zurückschnappen, was jedes Mal von einem leisen Schnalzen begleitet wurde. Was für eine Irre! »Es war ein Doppelselbstmord«, fuhr sie fort. »Genau wie bei Romeo und Julia.«
»Tatsächlich?« Nell saugte ihre Worte in sich auf – was für eine großartige, romantische Tragödie! –, dann warf sie ihr dunkles Haar über die Schulter und rückte dichter an Maeve heran. »Das ist so … so …«
»Grauenvoll«, fiel Shay ihr ins Wort. Sie konnte einfach nicht anders. Diese Tussis kapierten gar nichts. »Das ist weder romantisch noch cool, sondern krank!«
Maeve verzog empört das Gesicht und funkelte Shay an, als wäre sie die Inkarnation des Satans. »Natürlich ist es sehr, sehr, sehr traurig, was Nona zugestoßen ist. Sie war meine Freundin. Aber ich weiß, dass Drew und sie ein Liebespaar waren.«
»Du meinst, sie waren wirklich, wirklich, wirklich verliebt?«, spottete Shay. Maeve führte sich auf wie eine Idiotin!
»Wer weiß schon, wer in wen?« Eric Rolfe, Shays Einschätzung nach einer der größten Aufschneider unter den CBs, kam vorbeigeschlendert, Zach und Ethan im Schlepptau. »Oder wer in wem? «, fügte er mit einem anzüglichen Grinsen hinzu und hielt sich offenbar für ganz schlau. »Vielleicht hat sich Nona von ihm vögeln lassen und anschließend versucht, ihn kaltzumachen. Und als ihr klarwurde, was sie da getan hatte, ist sie mit dem Strick um den Hals vom Balken gehüpft.« Eric griff sich an den Hals, zog eine Grimasse und streckte würgend die Zunge raus.
»Das ist ja ekelhaft!«, rief Maeve entsetzt und wedelte aufgeregt mit den Händen. »Mein Gott, Eric, sie ist tot!«
»Du solltest ein wenig Respekt zeigen«, pflichtete Nell ihr aufgebracht bei.
Shay spürte, wie Zorn in ihr hochkochte. Rolfe war so ein Drecksack!
»Ich versuche bloß, die Stimmung ein bisschen aufzuheitern«, erklärte Eric und zog erneut eine dämliche Grimasse. »Was macht ihr solch ein großes Getue darum? Sie war eine Irre, total durchgeknallt, ständig hat sie sich rausgeschlichen. Und jetzt führen sich alle so auf, als wäre das ein Weltuntergang.«
»Weil eine unserer Freundinnen gestorben ist, du Schwachkopf!«, fuhr Lucy Yang ihn an und stand auf. »Nun werd doch mal erwachsen!«
»Ich wette, genau das hatte Nona vor!« Eric lachte unangenehm schrill, fast wiehernd, was so gar nicht zu seiner Footballspielerstatur passte.
Lucy verpasste ihm einen kräftigen Schlag. In den Magen.
»Uff!« Er krümmte sich zusammen, während sie ihn umrundete, als suche sie nach einer Möglichkeit, ihm das Knie zwischen die Beine zu rammen. »Du verfluchtes Miststück!« Eric ballte die Hände zu Fäusten.
»Er ist es nicht wert.« Shay ergriff Lucys Arm und hielt sie davon ab, ihm einen weiteren Schlag zu verpassen.
Lucy
Weitere Kostenlose Bücher