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S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)

Titel: S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Susami
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erinnere ich mich allerdings nicht.
    Wie dem auch sei, jedenfalls könne sein Nachbar Einiges zu S3 erzählen. Und wenn ich wolle, dann würde er anfragen, ob er bei einem Interview mitmacht. Versprechen könne er aber nichts.
    Ich bitte Patrick, den Kontakt herzustellen. Er will noch diese Woche mit seinem Nachbarn reden und sich dann wieder bei mir melden.
     

28. Herr Heim
     
    Freitag, 25. April 2008: Kurz nach zwölf klingelt das Telefon, Patrick ist dran. Er hat sich mit seinem Nachbarn unterhalten und dieser will mitmachen. Am besten gleich heute Nachmittag. „Nicht dass er sichs noch anders überlegt.“
    Das ging schneller als gedacht. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Patrick sich heute schon meldet. Eigentlich habe ich schon etwas vor, aber das lässt sich verschieben. Patrick sagt mir, wo er wohnt und wo ich klingeln muss. Ich soll zuerst zu ihm kommen, er müsse mir noch „ein bisschen was“ zu seinem Nachbarn sagen.
     
    Gegen 15 Uhr bin ich bei der Adresse, die mir Patrick genannt hat. Er wohnt in der Innenstadt, selbstverständlich finde ich keinen Parkplatz und so wird es 15.20 bis ich vor seiner Tür stehe. Patrick lebt in einer WG, in einem alten, etwas heruntergekommenen Haus. Draußen blättert der Putz, im Vorgarten krümmt sich dickes Unkraut, die Klingelschilder sind kaum lesbar und im Flur riecht es nach gekochtem Gemüse. Ein Mitbewohner öffnet mir in Boxershorts. Patrick ist in der Küche und belegt einen Teigfladen mit Schinken und Ananas-Stücken. Das Ding ist bestimmt einen halben Quadratmeter groß.
    „Heute Abend kommen ein paar Leute vorbei.“
     
    Ich frage Patrick, warum ich zuerst zu ihm kommen sollte. Er meint, sein Nachbar sei ein etwas zurückhaltender (er sagt das mit ironischem Unterton) Mensch. Er wohne nun schon fast vier Jahre hier, so Patrick, und im ersten Jahr habe der Typ überhaupt nicht mir ihm gesprochen, im zweiten habe er dann zumindest Hallo gesagt und erst vor ungefähr einem Jahr habe er angefangen, in ganzen Sätzen mit ihm zu reden. Mittlerweile sei ihm das Mitteilungsbedürfnis seines Nachbarn schon lästig. Bevor er rausgehe, schaue er manchmal durch den Spion, nur um ihm nicht in die Arme zu laufen.
    Jedenfalls habe der Herr Heim – so sein Name – Vorbehalte gegenüber Fremden und: „Wahrscheinlich würd der dich gar nicht reinlassen, wenn ich nicht dabei bin.“
    Patrick weist mich noch darauf hin, dass mir Herr Heim wahrscheinlich einige Sachen zeigen wird, irgendwelches altes Spielzeug. Ich solle dann einfach „interessiert tun.“
     
    Die Pizza ist belegt und hat tatsächlich in den Ofen gepasst. Wir gehen hinüber zu Herrn Heim, seine Wohnung liegt auf der gleichen Etage. Patrick klopft an, keine Reaktion. Er klopft noch einmal, diesmal etwas lauter. Wieder nichts. Man hört aber den Fernseher. Dann ruft er: „Ich bin’s, Patrick! Wegen dem Interview!“
    Jetzt rührt sich etwas, ein Schlüssel dreht sich im Schloss und ein Riegel wird zur Seite geschoben. Uns gegenüber steht ein dünner Mann Mitte 50, er trägt einen verwaschenen, bräunlichen Jogginganzug und hat lange, halb ergraute Haare. Er wirkt unsicher, spricht leise und schaut dabei auf den Boden, gibt auch keinem von uns die Hand. Aber er bittet uns herein.
     
    Noch nie war ich in so einer Wohnung. Sie wirkt wie ein Lager für Flohmarktware. Die Wände sind mit Regalen zugebaut, in denen sich Kartons stapeln. Auch auf dem Boden stehen Kartons aufgereiht. Herr Heim führt uns ins Wohnzimmer und ich kann einen Blick in einige der Kästen im Flur werfen. Einer, er hat etwa die doppelte Größe eines Schuhkartons, scheint nur mit „Mensch ärgere dich nicht“-Figuren gefüllt zu sein. In einem anderen stapeln sich bestimmt fünfzig alte Blitzgeräte.
    Herr Heim setzt sich in einen alten Wohnzimmersessel und bedeutet uns mit einer verkrampft wirkenden Geste, auf der Couch Platz zu nehmen. Ich nehme Platz, Patrick nicht. Er entschuldigt sich mit der Pizza, die er im Ofen hat. Während sich Patrick verabschiedet, sehe ich mich im Zimmer um. Es ist klein und übervoll. Eine Wand ist komplett von alten Reklameschildern bedeckt: Werbung für Rasiercreme, Waschmittel, Backpulver und die neusten Autos, mittlerweile alles Oldtimer. Man erkennt nicht einmal, welche Farbe die Wand hat.
     Direkt neben der Couch steht ein gewaltiger Röhrenfernseher, auf dem ein Turm aus kleinen, bunten Kartons aufgeschichtet ist. Ich weiß nicht, was diese Kartons enthalten, aber sollte der Turm

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