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"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)

"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)

Titel: "Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)
Autoren: Elke Schwab , Angelika Lauriel , Christian Bauer , Heinz Draeger , Martin Frohmann
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all den Jahren immer saubere und verlässliche Arbeit abgeliefert. Elsas vorwurfsvolle Blicke hatten ihres dazu beigetragen. Hugo schnaubte, während er seinen Schritt beschleunigte. Er blendete die vorbeifahrenden Autos und die wenigen Passanten aus, fixierte sich nur noch auf sein Ziel. Der Eingang zum Park war bereits zu sehen. Nichts anderes nahm er mehr wahr, nur die schmiedeeiserne, offenstehende Tür.
    Wenig später hatte er die Zielperson g efunden. Groß, rothaarig mit ein paar silbernen Strähnen, sportlich. Der Mann sah genauso aus wie auf dem Foto. Die blasse Haut wies darauf hin, dass er den größten Teil seiner Zeit in einem Büro verbrachte. Mit routiniert wirkenden Bewegungen joggte er Hugo auf dem Pfad entgegen. Ein kurzer Blick genügte, um sich zu vergewissern, dass niemand sonst unterwegs war. Hugo blieb am Rand des Pfads zwischen den Bäumen stehen und wartete. Der Rothaarige, Kopfhörer in den Ohren, sah flüchtig über ihn hinweg – desinteressiert, mit den Gedanken woanders. Hugo drehte sich leicht zur Seite, als habe er zwischen den Bäumen etwas gehört, das sein Interesse weckte. Er konnte bereits den Schweiß und das Deo des Joggers riechen. Dann war er heran. Hugo griff von hinten mit beiden Händen nach dem großen Mann – nur eine Sekunde bestürmte ihn der Gedanke, dass er einen Fehler machte. Mit bloßen Händen?
    Der Läufer strauchelte und fiel regelrecht in seine Arme. Es war ein Kinderspiel, ihn rasch zwischen die Bäume zu ziehen.
    Hugo stieß ihn auf den Boden und drückte ihn mit dem Knie und einer Hand auf den weichen Grund.
    Und jetzt? Er zögerte, plötzlich nicht mehr wissend, was er von dem Fremden wollte. Er zog die Hand von seiner Hosentasche weg – hatte er nach etwas greifen wollen? – und hob sie, wollte die zweite Hand vom Schlüsselbein des Menschen lösen, der unter ihm lag und ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Jetzt stieß er einen Ton aus, der Hugo durch Mark und Bein fuhr und ihn instinktiv zudrücken ließ. Das Gesicht des Fremden verzerrte sich vor A nstrengung, seine Arme fuchtelten und stießen nach Hugo im Versuch, ihn abzuwehren. Aber mochte er auch gealtert sein – schwach war Hugo nicht.
    Mit der freien Hand verpasste er seinem Opfer einen gezielten Faustschlag an die Schläfe, sodass dieser plötzlich erschlaffte, seine angewinkelten Beine nach außen fielen und die Arme, mit denen er nach Hugos Obe rkörper gegriffen hatte, abglitten wie Gummiattrappen. Das von hellen Sommersprossen übersäte Gesicht wirkte plötzlich entspannt und friedlich. Der Mann hatte die Lippen leicht geöffnet, und Hugo konnte die roten Wimpern und Augenbrauen erkennen. Hatte er nicht schon einmal einen rothaarigen Menschen getötet? Er ließ die Gedanken schweifen. Richtig, da war doch dieses Mädchen gewesen. Sie hatte die Wimpern mit schwarzer Tusche übermalt, aber als sie leblos vor ihm lag, hatte er die roten Ansätze in der hellen Haut genau gesehen. Hugo legte den Arm des schlafenden Läufers vorsichtig neben dessen Körper ab, dann setzte er sich auf den Waldboden. Wie hatte die Kleine damals geheißen? In seinem Magen sammelte sich Säure. Diese latente Übelkeit war ihm inzwischen vertraut, auch wenn er ihre Ursache nicht verstand. Besonders heftig wurde es nur in bestimmten Momenten, so wie jetzt.
    Das rothaarige Mädchen, fast noch ein Kind. Wie war ihr Namen gewesen? Er wusste, wenn der ihm einfiel, würde die Übelkeit wieder nac hlassen. Der Mann neben ihm erinnerte ihn an das Mädchen. Er sah auf den zweiten Blick älter aus als zuvor; zwischen die roten Brauenhärchen hatten sich vereinzelte silberne gemischt. Sie wirkten widerspenstig, länger als die anderen und gebogen. Unwillkürlich fasste Hugo an seine eigenen Brauen, um sie zu glätten. Sie hatten auch diese Tendenz, immer buschiger zu werden. Doch in den Gesichtszügen des Mannes entdeckte er eine Linie, einen Schwung der Wange, der ihn das junge Mädchen von damals wieder genau vor Augen sehen ließ. Wie hatte sie geheißen? Warum hatte er sie töten sollen – so ein junges Ding?
    Verdammt, er konnte sich nicht erinnern. Vielleicht, wenn er all die anderen Namen der Menschen durchging, denen er einen Platz auf dem Friedhof verschafft hatte?
    Der Mann neben ihm rührte sich, stöhnte leise, dann blieb er ruhig liegen.
    Konnte er sich wirklich und wahrhaftig an keinen einzigen Namen erinnern? Hugo ließ die Gesichter vor seinem inneren Auge Revue passieren. Viele waren es. Sie hatten
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